Comeback nach Klinikaufenthalten
Felix Neureuther: Stationen eines Horror-Jahres
7. Dezember 2018, 9:00 Uhr aktualisiert am 7. Dezember 2018, 9:01 Uhr
Nach Monaten voller Klinikaufenthalte will Neureuther morgen sein Comeback geben. Macht er weiter bis 2022? "Ich habe das im Hinterkopf."
München - Eigentlich war 2017 das Glücksjahr des Felix Neureuther. Slalom-Bronze bei der Weltmeisterschaft in St. Moritz im Februar, Geburt seiner Tochter Matilda im Oktober, später, nach Weihnachten, die Heirat mit seiner Miri. Alles schien perfekt zu laufen. Bis zu diesem vermaledeiten 25. November 2017. Im Training in den USA zog er sich bei einem Sturz einen Kreuzbandriss zu. Vorbei der Traum, in Pyeongchang seine ersten Olympia-Medaillen einzusammeln und seine Karriere damit zu krönen. Dabei hatte die Weltcup-Saison mit dem Sieg in Levi so gut begonnen, Neureuther schien in Topform.
Stattdessen dieses Jahr 2018: Aufenthalte in Krankenhäusern und Reha-Kliniken, auf seinen Instagram-Fotos sah man ihn häufiger in Gips und Verbänden als auf Skiern. Es war Neureuthers malades Jahr. Bis jetzt.
Im dritten Versuch soll das Comeback klappen
Denn am Wochenende, beim Weltcup in Val d'Isère, im Riesenslalom am Samstag (10.00/13.00 Uhr), weniger wohl im Slalom am Sonntag (9.30 Uhr/12.30 Uhr), will er endlich im Wettkampf auf die Piste zurückkehren, im dritten Versuch soll sein Comeback klappen.
Den ersten stoppte das Wetter in Sölden, das Auftaktrennen in Österreich wurde wegen Schneefällen und starker Winde abgesagt. Den zweiten verhinderte in Levi sein rechter Daumen, den er sich im Training gebrochen hatte. Wieder Gips, wieder OP, wieder Pause. Eine Spezialschiene, an die er sich im Training in Pfelders, Südtirol, gewöhnte, schützt nun seinen Daumen. "Ich hoffe, dass ich endlich in die Saison einsteigen kann", sagt er.
Die lange Pause hat den 13-maligen Weltcupsieger nachdenklich gemacht. Macht es überhaupt noch Sinn, sich zu schinden, sollte er sich nicht lieber um die Karriere nach der Karriere und um seine Familie kümmern? "Da fragst du dich schon: ,Du bist jetzt 34, machen die ganzen Stunden noch Sinn, die du in das Bein investieren musst?'", sagte Neureuther. "Als ich später gesehen habe, wie es auf Schnee gegangen ist, hat es wieder Spaß gemacht. Aber davor gab es Tage, an denen ich dachte: ,Das funktioniert gar nicht mehr.'"
Die Verletzung auch als Chance sehen
Doch Felix wäre nicht Felix, wenn er die Verletzung nicht auch als Chance gesehen hätte. Er hat seinen Fahrstil umgestellt, will weitere Radien fahren, nicht mehr ganz so aggressive Schwünge setzen. Das schont das Knie und ist in seinem Alter vielleicht ohnehin angebracht. Neureuther glaubt, dass er so wieder in der Weltspitze mitmischen kann. "Wenn ich das nicht tun würde, würde ich nicht mehr fahren", sagte er.
Doch was treibt ihn jetzt noch an? WM-Einzel-Gold, das in seiner Sammlung noch fehlt? Oder doch die Olympiamedaillen? 2022 bei den Spielen in Peking wäre er 37. "Ich habe das im Hinterkopf", sagt er, "ich will das nicht ausschließen." Erstmal muss er aber nun schauen, wie es für ihn sportlich läuft. Einen ersten Fingerzeig erhält er in Val d'Isère - vorausgesetzt, sein Daumen lässt es zu.