Tischtennis

Streit eskaliert: TTC Neu-Ulm zieht Bundesliga-Team zurück

Mit Stars wie Dimitrij Ovtcharov will sich der TTC Neu-Ulm künftig ganz auf die Champions League konzentrieren. Aus der Bundesliga zieht sich der Club zurück. Ein großer Streit ist dadurch eskaliert.


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Dimitrij Ovtcharov steht beim TTC Neu-Ulm unter Vertrag.

Der TTC Neu-Ulm zieht sich nach nur vier Jahren aus der Tischtennis-Bundesliga zurück und will sich mit Stars wie Dimitrij Ovtcharov künftig allein auf die Champions League konzentrieren. Das gab der Club in einer Pressemitteilung und in einem Schreiben an den Ligaverband TTBL bekannt.

Die Neu-Ulmer stellten kurz dem Ablauf der Frist keinen Antrag für eine Bundesliga-Lizenz in der nächsten Saison und eskalierten einen Streit mit der TTBL und mit dem deutschen Meister Borussia Düsseldorf durch diesen Schritt noch weiter.

"Wir bedauern es sehr, dass der Verein keine Bundesliga-Lizenz mehr beantragen will", sagte Liga-Geschäftsführer Nico Stehle der Deutschen Presse-Agentur. "Der Verein hat aber schon mehrfach gezeigt, dass es ihm gar nicht um die Liga geht. Er respektiert die Liga auch nicht als Institution, die ihre Regeln schützt."

Hintergrund dieses Streits ist eine Zehn-Spiele-Sperre für die beiden Neu-Ulmer Stars Truls Moregardh und Lin Yun-Ju. Der Club hatte den Vizeweltmeister aus Schweden, den Weltranglisten-Achten aus Taiwan, den Olympia-Dritten Ovtcharov und den Japaner Tomokazu Harimoto vor dieser Saison vor allem für die Champions League und den Pokal-Wettbewerb verpflichtet, in der Bundesliga kommen vor allem drei junge russische Spieler zum Einsatz. Weil Moregardh und Lin im Januar noch für einen jeweils anderen Verein im Ausland spielten, verurteilte die TTBL die beiden zu einer Geldstrafe und der erst in der kommenden Saison geltenden Langzeit-Sperre.

Das Argument der Liga ist: Der TTC Neu-Ulm brach vorsätzlich die Regeln. Der Club dagegen legte vor einem Schiedsgericht Protest gegen die Sperren ein, weil er vor allem die Wirksamkeit erst in der nächsten Saison für unverhältnismäßig hält.

Da mit einem Urteil des Schiedsgerichts erst in sechs bis acht Wochen zu rechnen ist, könne der Club aktuell auch keine Kaderplanung für die kommende Bundesliga-Saison vornehmen. So begründen die Neu-Ulmer ihren Rückzug aus der höchsten deutschen Spielklasse.

Verträge für die Champions League möchten sie dagegen schon abschließen. Dort gelten die Sperren für Moregardh und Lin nicht. Und dort könnte der Verein mithilfe einer Wildcard des europäischen Verbands ETTU künftig auch als Zweit- oder Drittligist antreten. "Der TTC Neu-Ulm macht lieber jetzt Verträge für die Champions League mit Moregardh und Lin, als dass diese in den nächsten Wochen im Ausland unterschreiben", heißt es in der Presseerklärung des Clubs.

In dieser Mitteilung erneuerte der Pokalsieger und Champions-League-Halbfinalist auch seine Vorwürfe gegen die TTBL und den Rekordmeister aus Düsseldorf. "Mit der Verpflichtung von Dima Ovtcharov, Tomokazu Harimoto, Lin Yun-Ju und Truls Moregardh wurde der TTC Neu-Ulm vom Mitspieler in der Liga zum Wettbewerber von Borussia Düsseldorf", heißt es darin. "Deren Manager ist gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der TTBL. Den deshalb bei ihm eigentlich bestehenden Interessenkonflikt empfindet der TTC Neu-Ulm seit letztem Sommer eher als Nutzung der Macht zur Einflussnahme gegen den TTC Neu-Ulm." Borussia-Manager Andreas Preuß und auch der Ligaverband hatten diesen Vorwurf bereits am Mittwoch scharf zurückgewiesen.