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Sportlicher Aschermittwoch: Kein Ende der närrischen Bayern-Zeit in Sicht

Beim FC Bayern herrscht erneut Krisenstimmung, Matthäus vermisst die Unterstützung für Trainer Nagelsmann: "Man gewinnt den Eindruck, dass nicht mehr alle in der Vereinsführung hinter ihm stehen."


Kritik an der Bayern-Führung:Lothar Matthäus.

Kritik an der Bayern-Führung:Lothar Matthäus.

Von Maximilian Koch

München - Am Aschermittwoch ist alles vorbei - so heißt es landauf, landab, wenn die Faschingszeit endet. Doch so weit ist es heute freilich nicht für den FC Bayern, nach wie vor sind drei Titel in dieser Saison möglich. Allein: Stimmung und Form sprechen aktuell nicht dafür, dass es ein Triple geben wird. Sondern eher 40 Tage Fastenzeit. . .

Bayerns sportlicher Aschermittwoch. Vier von acht Pflichtspielen hat das Team von Trainer Julian Nagelsmann seit der WM nur gewonnen, am Wochenende gab es beim 2:3 in Gladbach die erste Niederlage des Jahres. Und den nächsten Nagelsmann-Aufreger mit der heftigen Kritik an Schiedsrichter Tobias Welz ("Weichgespültes Pack!"). Endet die närrische Zeit für die Münchner nun wirklich oder geht es so turbulent weiter?

Die große Bayern-Schwäche dieser Tage sei, "dass das eine Problem noch nicht gelöst ist und sie sich selbst das nächste schaffen", erklärte Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne "So sehe ich das". Als Beispiele nannte er die Paris-Reise von Serge Gnabry sowie den Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic und das daraus resultierende Interview von Manuel Neuer.

"Man müsste diese Dinge als Vereinsführung viel schneller erledigen, wegmoderieren, zumachen. Aber gefühlt macht das heutzutage keiner mehr, nicht richtig oder viel zu spät", meinte Matthäus, der die Rückendeckung für Coach Nagelsmann vermisst: "Der Druck steigt gefühlt von Woche zu Woche. Aber man lässt ihn auch ehrlich gesagt oft ziemlich allein."

Für Nagelsmann sei es keine leichte Zeit, so Matthäus weiter. "Die Frage ist, wieso man ihn von höherer Stelle nicht öffentlich so schützt und sich vor ihn stellt, wie es gerade ein Bayern-Trainer nötig hat, wenn viele Sachen auf ihn einprasseln?", wunderte sich der ehemalige Kapitän der Münchner: "Man gewinnt langsam aber sicher den Eindruck, dass nicht mehr alle in der Vereinsführung hinter ihm stehen."

Eine brisante These, bislang haben die Bayern-Bosse um Vorstandschef Oliver Kahn ihren Trainer öffentlich stets verteidigt. Noch ist die Ausgangslage gut: In der Champions League wurden alle sieben Spiele in dieser Saison gewonnen, inklusive des Achtelfinal-Hinspiels bei Paris Saint-Germain (1:0). Im DFB-Pokal steht Anfang April das Viertelfinale zu Hause gegen Freiburg an. Machbar.

Doch in der Bundesliga kriselt es, am Sonntag kommt das punktgleiche Überraschungsteam von Union Berlin in die Allianz Arena. Borussia Dortmund liegt mit 43 Punkten nach 21 Spieltagen ebenfalls gleichauf.

"Entscheidend ist, dass wir nach dem Spiel am nächsten Sonntag vorne stehen", sagte Joshua Kimmich. Überzeugung - oder eher Hoffnung?

Klar ist: Souverän wirkt Bayern nicht. Daran hat Nagelsmann seinen Anteil, der 35-jährige Coach macht sich immer wieder angreifbar. Auch mit seinen Personalentscheidungen. Gegen Gladbach ließ er Daley Blind in der Abwehr starten, der Niederländer spielte schwach. Und nach der Roten Karte gegen Dayot Upamecano nahm er Kapitän Thomas Müller vom Feld, brachte João Cancelo. "Es ist für Müller schwierig: In Paris draußen gewesen, nun nach 16 Minuten raus. Das muss Nagelsmann verantworten und erklären", sagte Stefan Effenberg bei Sport1. Das tat Nagelsmann, meinte: "Ich habe Thomas gesagt, wir brauchen maximalen Speed, wir brauchen Choupo für die Standards. Das sind viele Faktoren, die nichts mit Thomas zu tun haben."

Eric Maxim Choupo-Moting, Jamal Musiala und Leroy Sané erhalten oft den Vorzug vor Müller, noch bleibt der Ur-Bayer ruhig. "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über den gestrigen Tag zu jammern oder sich zu beschweren", schrieb Müller bei Instagram nach dem Gladbach-Spiel. "Das Leben ist kein Picknick." Schon gar nicht am Aschermittwoch.