Mit letzter Aktion
Schweden besteigt europäischen Handball-Thron
30. Januar 2022, 20:12 Uhr aktualisiert am 30. Januar 2022, 20:30 Uhr
Doppel-Champion entzaubert, Titel-Fluch besiegt: Schweden hat nach jahrzehntelanger Durststrecke wieder den europäischen Handball-Thron erklommen. Die Skandinavier bezwangen den Titelverteidiger Spanien in einem dramatischen und hochklassigen Endspiel mit 27:26 (12:13) und gewannen dank eines Siebenmeter-Treffers des Kielers Niclas Ekberg in der Schlusssekunde ihren insgesamt fünften EM-Titel. Für die Schweden war es der erste Titelgewinn bei einem großen Turnier seit EM-Gold 2002.
Mann des Abends vor 12.047 Zuschauern im MVM Dome in Budapest war der langjährige Bundesliga-Torhüter Andreas Palicka mit etlichen Paraden. Zu den besten Werfern der Schweden avancierten Ekberg und Oscar Bergendahl mit je fünf Treffern. Für die Spanier, die noch 2018 und 2020 jeweils den EM-Titel gewonnen hatten, trafen Adrian Figueras und Aleix Gomez Abello je sechsmal.
Letzte Aktion bringt Entscheidung
Beide Teams lieferten sich in der vom deutschen Schiedsrichter-Duo Robert Schulze und Tobias Tönnies souverän geleiteten Partie ein bis in die Schlussphase hart umkämpftes Duell. Die Entscheidung durch Ekberg fiel erst mit der letzten Aktion des Spiels.
EM-Bronze ging an Dänemark. Die Mannschaft des früheren Bundesliga-Trainers Nikolaj Jacobsen bezwang Olympiasieger Frankreich im Spiel um Platz drei nach Verlängerung mit 35:32 (29:29, 13:14) und landete erstmals auf dem Treppchen bei einer Europameisterschaft seit Silber 2014.
Starker Start von Schweden
Im Finale legte Schweden furios los. 20 Jahre nach dem letzten Triumph der "Bengan-Boys", jener legendären Mannschaft um den Welthandballer des Jahrhunderts Magnus Wislander und Erfolgstrainer Bengt Johansson, war ihr Titelhunger deutlich spürbar. Im schwedischen Angriff sog Flensburgs Jim Gottfridsson, der am Sonntag als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, gewohnt kraftvoll die Fäden. Im Tor brillierte Palicka wie schon im Halbfinale gegen Frankreich (34:33) mit spektakulären Paraden.
Doch die Spanier ließen sich von der anfänglichen Schweden-Power nicht aus dem Konzept bringen und gingen mit all ihrer Routine von elf Profis jenseits der 30-Jahre-Grenze in der Schlussminute der ersten Halbzeit erstmals in Führung. Auch im zweiten Abschnitt blieb es ein spannendes und hoch emotionales Duell, in dem sich keines der beiden Teams mit mehr als zwei Treffern absetzen konnte.
Spiel um Platz drei geht an Dänemark
Im Bronzematch lieferten sich Dänemark und Frankreich ein hochklassiges Spiel mit offenem Visier, dem die Torhüter Vincent Gerard und Dänemarks Niklas Landin von Beginn an ihren Stempel aufdrückten. Die Entscheidung fiel in der zehnminütigen Verlängerung, als die Dänen hinten nur noch drei Gegentore zuließen und der Berliner Jacob Holm vorne die letzten zwei seiner zehn Treffer erzielte.
Die Dänen, bei denen Topstar Mikkel Hansen wegen einer Verletzung aus dem Halbfinale (25:29 gegen Spanien) fehlte, fanden nur schwer ins Spiel und liefen über die gesamte erste Halbzeit einem Rückstand hinterher. Selbst die erste Führung (39.) gab zunächst nicht die erhoffte Sicherheit. Noch zehn Minuten vor dem Ende lag Frankreich mit zwei Treffern vorn, ehe Dänemark noch einmal aufdrehte.