Bundesliga

Schalkes Strohhalm: «So spielt kein Absteiger»

Sechs neue Spieler lieh der Bundesliga-Letzte Schalke im Winter aus, um den drohenden erneuten Abstieg zu verhindern. Zumindest in der Abwehr wirkt das Team nun stabiler. Doch die Zeit wird knapp.


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Schalkes Marius Bülter (oben) scheitert an Gladbachs Torwart Jonas Omlin.

Der Abstand auf die Nicht-Abstiegsplätze wird immer größer, die Angst vor dem erneuten Absturz geringer. Der abgeschlagene Tabellenletzte FC Schalke 04 klammert sich derzeit an jeden Strohhalm.

Neuer "Hoffnungsschimmer" des in der Winterpause personell neu aufgestellten Fußball-Bundesligisten war die Nullnummer am Samstagabend bei Borussia Mönchengladbach, die in der Tat für die qualitativ deutlich besser bestückte Borussia wesentlich besorgniserregender gewesen sein sollte. Schalkes Sport-Vorstand Peter Knäbel wirkte dagegen erstaunlich gut gelaunt. "So spielt kein Absteiger. Das fühlt sich auch für alle nicht so an", verkündete Knäbel vollmundig.

Das stimmte freilich nur zum Teil. In Sachen Engagement und Körpersprache hat das aktuelle Schalker Team in der Tat so viel mit dem Kader von 2021 zu tun, der sich bereitwillig dem damaligen Bundesliga-Abstieg ergab, wie das aktuelle Team der Gladbacher mit der Mannschaft, die zur selben Zeit vor zwei Jahren noch im Champions-League-Achtelfinale kickte. "Diese Mannschaft lebt wirklich", sagte Gladbachs Christoph Kramer zurecht - was er angesichts des ambitionslosen Auftritts über sein Team zumindest am Samstag nicht guten Gewissens hätte behaupten können. Dass Schalke also verhältnismäßig gut aussah, lag vor allem an den uninspirierten Gastgebern. Dies war Knäbel - natürlich - egal. "Wieder ein Stückchen mehr Mut gefasst, dass wir mithalten können", urteilte er.

Tatsächlich ist die in der Winterpause gewonnene defensive Stabilität ein berechtigter Grund zur Hoffnung. Bereits in der Vorwoche stand die defensive Null beim 0:0 gegen den 1. FC Köln. Das 1:6 gegen RB Leipzig wertete Knäbel als "Ausrutscher" und den Auftritt in Gladbach als "Beweis" für seine These. Dem kann man folgen. In Moritz Jenz, den Schalke vom FC Lorient in Frankreich auslieh - der 23-Jährige war von dort bereits an Celtic Glasgow verliehen - scheint der Revierclub einen zusätzlichen Stabilisator gefunden zu haben. "Er ist ein sehr guter Innenverteidiger", lobte Mitspieler Tom Krauß. "Er hilft uns da sehr." Auch die Rückkehr des zuvor verletzten Tschechen Alex Král im defensiven Mittelfeld sorgt für eine deutlich undurchlässigere Abwehr. So gesehen scheinen die Königsblauen mit ihren sechs neuen Leihspielern die Qualität zumindest in einem Bereich gehoben zu haben.

"Allen, die schon panisch sagen 'es ist ja bald schon zu Ende' kann man sagen: Nee, es ist noch nicht bald zu Ende", frohlockte Knäbel. "Der Weg ist absolut richtig." Nur weiß der Ex-Profi auch: "Mithalten und drin bleiben sind nur zwei unterschiedliche Sachen. Da hilft nur eins: Zeit." Und leider liegt genau da das Problem. Denn die Zeit schwindet. Der Abstand auf die Nichtabstiegsplätze wird immer größer und beträgt nach 19 Spielen nun bereits acht Zähler. Mit elf Punkten zu diesem Zeitpunkt stiegen bislang 16 von 19 Teams am Ende aus der Liga ab. "Ein Punkt hilft uns in unserer Situation nicht. Wir müssen anfangen, Dreier zu holen", bekannte Verteidiger Cedric Brunner daher zutreffend, und Keeper Ralf Fährmann meinte: "Wir müssen punkten. Es bringt nichts, wenn wir uns nur Gratulationen abholen."

Für Siege braucht Schalke aber Tore, und in diesem Bereich hapert es besonders. Im neuen Jahr gelang in vier Partien ein mageres Törchen. Auch in Gladbach war zwar die Defensive im Vergleich zum Vorjahr stark verbessert, der Angriff agiert aber weiter nicht auf Bundesliganiveau. Trainer Thomas Reis und einige Spieler redeten vom "fehlenden Glück". Etwas entlarvender war da Sportvorstand Knäbel. "Es ist ja alternativlos, dass wir mit denen weitermachen", sagte der 56-Jährige. Auch wenn Knäbel deutlich das Gegenteil ausstrahlen wollte: Hoffnung verbreitete er zumindest damit nicht gerade.