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Müllers letzte Attacke: Wie der Bayern-Star jetzt um seinen Stammplatz kämpfen muss
9. Januar 2023, 18:21 Uhr aktualisiert am 9. Januar 2023, 18:21 Uhr
Doha - Mit 33 Jahren - da ist noch lange nicht Schluss! Trotz der WM-Enttäuschung, trotz der körperlichen Wehwehchen, die in den vergangenen Monaten öfter als früher zu spüren waren, will Thomas Müller (33) seine Karriere in der deutschen Nationalelf fortsetzen.
Das verriet der Offensivstar des FC Bayern am Montagmittag im Trainingslager in Doha, nachdem er sich zuvor mit Bundestrainer Hansi Flick ausgetauscht und einige Wochen überlegt hatte.
Er sei nach dem letzten WM-Gruppenspiel gegen Costa Rica (4:2), als er seine DFB-Zukunft offengelassen hatte, "emotional" gewesen, erklärte Müller. Doch dann sei in ihm die Entscheidung gereift, weiterzumachen. "So lange ich Profifußballer bin, werde ich immer zur Verfügung stehen in der Nationalmannschaft, wenn ich gebraucht werde", stellte er nun klar. "Das Wann, das Ob und das Wie - das muss natürlich der Bundestrainer entscheiden." Er wolle im Nationalteam aber nicht "künstlich" stoppen, so Müller, dessen Bayern-Vertrag noch bis 2024 läuft. In jenem Sommer 2024 findet bekanntlich die Heim-EM in Deutschland statt, das Turnier wäre ja ein angemessener DFB-Abschluss für Müller. "Why not?", sagte der Angreifer und grinste.
Müllers letzte große Attacke.
Die Voraussetzung dafür ist aber, und das weiß Müller selbst ganz genau, dass er bis zum Frühjahr 2024 auf Topniveau spielt und körperlich fit ist. Beides gelang ihm zuletzt nicht. Im Oktober und November hatte Müller neun Partien bei Bayern verpasst wegen kleinerer Verletzungen und Krankheiten, daher reiste er in keiner guten Verfassung zur WM. Dort lief es für Müller als zentraler Stürmer gar nicht gut, doch genau in dieser Rolle könnte der Routinier auch bei Bayern gefragt sein.
Trainer Julian Nagelsmann plant mit Müller "auf einer der beiden Positionen vorne, Zehner oder Spitze", wie er am Wochenende in Doha erklärte. "Grundsätzlich kann Thomas mehrere Positionen spielen, aber die zentraleren liegen ihm am meisten. Da ist er sehr kreativ, was das in Szene setzen von Spielern angeht. Eine der Positionen wird es werden."
Oder keine. Denn mit Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting (33) und Zehner Jamal Musiala (19) gibt es inzwischen mächtig Konkurrenz. Kameruns WM-Teilnehmer Choupo-Moting habe es in der bisherigen Saison "sehr gut gemacht", sagte Nagelsmann. Und auch Youngster Musiala spiele "eine herausragende Saison. Jamal hat auch eine sehr gute WM mit einer sehr schlechten Quote gespielt. Trotzdem war er ein auffälliger Spieler." Gleichzeitig schätzt der Coach Müllers Qualitäten enorm. "Thomas ist ein bedeutender Spieler für Bayern, ein bedeutender Spieler für mich", betonte Nagelsmann. "Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten, gerade was Assists angeht, was auch die eine oder andere unkonventionelle Aktion im gegnerischen Strafraum angeht."
Man sollte daher nicht den Fehler machen und Müller abschreiben. In Doha präsentiert sich der Offensivstar hochmotiviert und körperlich stark. "Wir haben extrem viele Spiele. Wir brauchen jeden Spieler in einer Topverfassung, egal ob das Jamal, Choupo oder Thomas ist", sagte Nagelsmann.
Wenn Müller in der zweiten Saisonhälfte "wieder 17 Assists macht, dann sind wir alle happy. Wenn er zehn Assists macht und zehn Tore, sind wir auch happy. Es wird nicht immer eine fixe Elf geben, wir werden durchwechseln. Wir brauchen Thomas und sind froh, dass er wieder gesund ist."
Der Ur-Bayer scheint bereit zu sein für die letzte große Attacke.