München, Ende April 2011: Das Minimalziel Champions League Qualifikation war in Gefahr. Die Stars boten gähnendes Rumgeschiebe. Die Gegner zogen den Bayern teilweise die Lederhosen aus. Die Alarmglocken läuteten schon lange bevor die Bayern-Bosse um Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Christian Nerlinger die Notbremse zogen und das selbst ernannte "Feierbiest", Louis Van Gaal, bis auf weiteres beurlaubten. Mehr als einen Monat und fünf nervenraubende Spiele später, landete das Star-Ensemble aus München schließlich doch noch auf dem ersehnten dritten Tabellenplatz und holte sich das Ticket für die CL-Quali. Für die neue Saison wurde mit "Don" Jupp Heynckes nicht nur ein alter Bekannter in München vorgestellt, sondern auch ein hervorragender Trainer, der den FC Bayern wieder an die Spitze Deutschlands sowie Europas führen soll. Die Marschroute ist seit dem Trainingsauftakt klar vorgegeben, Bayern will die Schale aus Dortmund zurückholen und im Champions League Finale im eigenen Stadion dabei sein.

Fünf neue Gesichter im Bayern-Trikot
Ein Jahr ohne Titel, ist bei den Münchnern ein verlorenes Jahr und darum versuchten die Verantwortlichen schon vor der Vorbereitung die Schwächen im Vorjahr vor allem durch spektakuläre Neuzugänge auszugleichen. Die erfreulichste Nachricht im FCB-Lager war zweifelsohne die Entscheidung, dass Nationaltorwart Manuel Neuer von Schalke nach langem Transfer hin und her nach München wechselt. Trotz Glanzleistungen im Schalke-Dress sowie in der Nationalmannschaft waren einige Bayern Anhänger ganz und gar nicht mit der Verpflichtung von Neuer einverstanden. Beim ersten Spiel im Trikot der "Roten" überschattete ein zehn Meter langes Plakat mit der Aufschrift " du kannst noch so viele Bälle halten, wir werden dich nie in unserem Trikot akzeptieren", das Bayern-Debüt von Neuer. Laut Bastian Schweinsteiger "seien diese Fan-gruppierungen nur peinlich und der Verein und die Spieler distanzieren sich von diesen". Weiter fügte er bewusst hinzu: "Wir wissen, dass Manuel einer der besten Torhüter der Welt ist und sind froh, dass er bei uns spielt." Nach der schwierigen letzten Saison, entfacht damit schon früh ein "(N)neuer" Krisenherd. Mit der Verpflichtung von "Sauhund" Rafinha löste der FC Bayern zusätzlich das langjährige Problem auf der linken Abwehrseite und stopfte damit das Loch auf der rechten. Dass Phillip Lahm, einer der besten Linksverteidiger der Welt, von Van Gaal nach rechts beordert wurde, war einer der größten Irrtümer des Holländers. Mit dem kleinen Brasilianer "habe man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", so Christian Nerlinger in einem Interview mit der TZ. Mit dem Torschützenkönig der zweiten Liga, Nils Petersen, und dem japanischen Dribbelkünstler Takashi Usami, der bei seiner ersten Pressekonferenz mit einem gelernten "Servus" auftrat, konnte der FC Bayern mit Sicherheit zwei interessante junge Spieler verpflichten. Petersen wird "in ein paar Jahren das zehnfache Wert sein" und Usami ist ein "sehr lernwilliger und hungriger Spieler" und zudem der erste Japaner im Bayern Trikot, so Trainer Jupp Heynckes bei einer Pressekonferenz. Die Krönung folgte in den letzten Wochen, als die Neuverpflichtung von Nationalspieler Jerome Boateng von Manchester City bekannt gegeben wurde. Nach äußerst zähen und langen Verhandlungen konnte man den deutschen Verteidiger dennoch nach München lotsen. Boateng wird als Abwehrchef im Zentrum agieren und soll für mehr Stabilität und Ruhe in der Verteidigung sorgen. Daniel Van Buyten und der Youngster Holger Badstuber werden sich um den Platz neben Boateng streiten. Wunschspieler Arturo Vidal hat sich jedoch gegen ein Engagement beim deutschen Rekordmeister entschieden und wechselte mit sofortiger Wirkung von Bayer 04 Leverkusen zum italienischen Traditionsverein Juventus Turin.

Offensiv gewinnt man Spiele, defensiv Meisterschaften
Nach zahlreichen Testspielen und einem mehrwöchigen Trainingslager im Trentino, hat die Mannschaft bei den Verantwortlichen und Fans einen positiven Eindruck hinterlassen. Man hat vor allem im taktischen Bereich sehr gut gearbeitet und das Hauptaugenmerk auf die Defensive gelegt. In der Offensive besitzt das Team bereits "Kreativität, Fantasie und Klasse, doch muss man in der neuen Saison kompakter stehen, so dass die Gegner es wieder schwer haben gegen uns einen Treffer zu erzielen", merkte Trainer Jupp Heynckes gegenüber der Merkur an. Für Heynckes steht ein eingeübtes System an oberster Stelle, doch ist der Bayern-Coach bekannt dafür, viel zu rotieren und Spielern auch einmal eine Pause zu gönnen. So bevorzugt Heynckes ein 4-2-3-1 System, will aber durchaus auch zwei Stoßstürmern auflaufen lassen.

Die Vorzeichen stehen gut
Die gesamte Konzentration gilt nun dem Saisonstart gegen Borussia Mönchengladbach. Die Gladbacher haben sich in der vergangenen Spielzeit erst in der Relegation den Ligaverbleib gesichert, an dem Trainer Lucien Favre hohen Anteil hatte. Der FC Bayern darf nicht den Fehler machen und die Spieler der Borussia zu unterschätzen, die viele junge talentierte Spieler in ihren Reihen haben. Das Gerüst der Mannschaft bildet Shootingstar ter Stegen, zusammen mit Abwehrchef Dante und dem quirligen Nationalspieler Marco Reus. Experten vermuten, dass den Gladbachern unter Favre in dieser Saison durchaus mehr zu zutrauen ist. Für die Bayern wäre jedoch alles andere als drei Punkte zum Auftakt eine herbe Enttäuschung. Vorab konnte sich der FC Bayern den ersten Titel in dieser Saison bereits sichern, da man beim Trikot-Ranking den ersten Platz belegte. Nach Juryabstimmung des Fußballmagazines "11freunde" stellt der FC Bayern mit seinem Heimtrikot das eleganteste und zugleich schönste. Im Audi Cup konnte man sich letzte Woche bereits mit europäischen Top-Clubs wie dem FC Barcelona und dem AC Mailand messen, doch um in der nächsten Saison auch in der Champions League mit von der Partie zu sein, muss sich der deutsche Rekordmeister erst im August in zwei Spielen qualifizieren. Dies hat laut dem Sportdirekter Christian Nerlinger "oberste Priorität und ist für den Verein von immenser Bedeutung". Trainer Jupp Heynckes muss demnach eine Mannschaft formen und eine Erfolgsformel finden. Mit Manuel Neuer hat man den besten Torhüter in Deutschland in seinen Reihen, mit "Robbery" die unbezwingbarste Flügelzange der Welt und mit Mario Gomez nicht nur den Torschützenkönig der vergangenen Saison, sondern laut dem Fußballmagazin "Kicker" auch einen Weltklassestürmer. Mit diesem Achsenprunkstück stehen die Vorzeichen auf die neue Saison durchaus gut, zumal der FC Bayern in den letzten Jahren nicht mehr als eine titellose Saison spielte. Mit tollem Fußball und dem bayrischen "Mia san mia" Gefühl, will der FC Bayern, der Stern des Südens, alle 17 Vereine in der Bundesliga hinter sich lassen und im Mai 2012 im Champions League Finale vor heimischer Kulisse in München Geschichte schreiben.