Überblick

Keine Chancen, keine Tore: Bayerns Box-Problem

Warum die Münchner aktuell kaum Aktionen im Strafraum haben. Choupo fällt gegen die TSG erneut aus


Sorgen um den Bayern-Angriff nehmen zu: Eric Maxim Choupo-Motig fällt auch gegen Hoffenheim aus.

Sorgen um den Bayern-Angriff nehmen zu: Eric Maxim Choupo-Motig fällt auch gegen Hoffenheim aus.

Von K. Kaufmann, R. Stark

München - Nach Manchester City ist vor Manchester City - und damit ist der Bayern-Auftrag für die Bundesliga-Partie zwischendrin gegen die TSG Hoffenheim schon ziemlich klar umrissen: Warmschießen fürs Wunder! So eins werden die Münchner nämlich mindestens brauchen, wenn sie am kommenden Mittwoch beim Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League einen 0:3-Rückstand aufholen wollen.

Die sportlichen Aussichten für ein wie auch immer geartetes Torfestival gegen die TSG sind allerdings getrübt. Denn die personelle Situation an vorderster Front hat sich im Vergleich zum Dienstag nicht verbessert - ganz im Gegenteil: Wie Coach Thomas Tuchel am Freitag bestätigte, fällt Bayerns etatmäßige Nummer neun, Eric Maxim Choupo-Moting, erneut mit Rückenproblemen aus. Und Sadio Mané, eh kein klassischer Stoßstürmer, steht aus bekannten Gründen (siehe Seite 17) ebenfalls für die Partie nicht zur Verfügung. Damit wird Bayerns "Box-Problem", so nennt man im neuen Fußball-Fachdeutsch den Strafraum, nun noch offensichtlicher.

Bereits gegen Manchester hat sich gezeigt, wo das Tuchel-Team aktuell die größte Baustelle hat: ganz vorne. Null Tore und vor allem kaum Aktionen im gegnerischen Strafraum sprechen für sich. Zahlen gefällig?

Laut Opta-Daten hat der FC Bayern nur beim 2:2 im Clásico-Hinspiel gegen den BVB im letzten Oktober noch seltener von innerhalb des Strafraums aufs Tor geschossen (5 Torschüsse). Bei ManCity waren es auch nur 19 Ballaktionen im gegnerischen Sechzehner - einzig im Februar 2023 beim 4:2 in Wolfsburg in dieser Spielzeit waren es weniger (15). Und ebenfalls interessant: Die lediglich 23 Zuspiele in den City-Strafraum unterbot der FC Bayern in dieser Saison nur in vier Partien.

Eindeutige Zahlen, die sich übrigens indirekt auch an einem Spieler festmachen lassen, der eigentlich herausragte. Schließlich war es Leroy Sané, der mit seinen gefährlichen Distanzschüssen (!) die mit Abstand besten Möglichkeiten der Bayern in Manchester hatte. Für Tuchel war die bayerische Chancenarmut in diesem Spiel allerdings nicht überraschend: "Manchester City ist seit Jahren die Nummer eins bei Standards - offensiv wie defensiv. Sie verteidigen wahnsinnig fleißig, gut und schnell."

Gegen Hoffenheim wird aus Ermangelung an Alternativen erneut Serge Gnabry die Rolle als zentrale Sturmspitze in Tuchels 4-2-3-1-System übernehmen. In Nordengland war der 27-Jährige, der bei Bayern im Normalfall eher als Außenstürmer agiert, damit überfordert (AZ-Note 5). Das war auch seinem Trainer aufgefallen: "Serge war ein bisschen schlampig am Ball", erklärte Tuchel drei Tage später. Sein Problem ist, dass der Kader aktuell keinen echten Neuner mehr hergibt - und Sturm-Youngster Mathys Tel ist noch nicht soweit. "Er ist ein Kandidat für 20, 30 Minuten", so Tuchel zu den Startelf-Chancen des jungen Franzosen (17).

Auch Offensiv-Freigeist Thomas Müller schätzt Tuchel nicht als Zielspieler in der Offensive. Müllers Job ist im System seines neuen Trainers ein anderer: "Thomas sehe ich eine Linie dahinter, um den Stürmer herum."

Apropos Stürmer: Schon allein wegen der Box-Problematik und der zuletzt zunehmenden Verletzungsanfälligkeit von Choupo-Moting wird die Neuner-Debatte bei FC Bayern weiter Fahrt aufnehmen. Gladbach musste nun bestätigen, dass Marcus Thuram, der bereits mit Bayern in Verbindung gebracht wurde, den Verein am Saisonende verlassen wird.

Und zu Neapels Victor Osimhen, aktuell wahrscheinlich der begehrteste Angreifer in ganz Europa, verkniff sich Tuchel am Freitag vorsichtshalber gleich jeglichen Kommentar.