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Kahn hat Redebedarf

Bayerns Vorstandschef will sich mit dem umstrittenen Sponsor Qatar Airways austauschen. Auch zu den Reformplänen der Fifa für die Klub-WM äußert er sich: ohne Einigung kein Turnier mit ECA-Spielern


Von AZ

Als der FC Bayern am Freitagmorgen um 9 Uhr nach Katar ins Trainingslager abhob, saß Vorstandschef Oliver Kahn mit im Flugzeug von Qatar Airways. Ein Bild mit Symbolcharakter.

Kahn hat vor dem Abflug Gespräche mit der Fluggesellschaft angekündigt. Das Sponsoring (seit 2018) ist ein Reizthema im Verein, wegen der Menschenrechtssituation im Emirat, dem Qatar Airways gehört. Bayerns Fans haben sich erst kürzlich wieder gegen die Partnerschaft ausgesprochen.

"Zunächst wird es darum gehen, Bilanz zu ziehen und dann gegenseitig die Interessen neu auszuloten", sagte Kahn der "Bild" zu den Gesprächen. Man werde sich über sportliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen austauschen. Man darf gespannt sein.

Mit an Bord des Airbus 350 nahm Kahn einen weißen Rollkoffer und eine schwarze Tasche. Inhalt unbekannt, es würde aber nicht verwundern, wenn darin Arbeitsmaterialien zu finden gewesen wären. Denn die To-Do-List der Bayern umfasst auch nach dem Blind-Transfer noch einige Punkte. Etwa, was einen Ersatz für den verletzten Torwart Manuel Neuer angeht. Den zu finden, sei "natürlich ungeheuer schwierig", sagt Kahn weiter in der "Bild". Neuer sei nach wie vor "absolute Weltklasse" und es sei auch so, dass "nicht gerade viele Vereine Lust haben, ihre Nummer eins abzugeben".

Klappte es nicht mit einem Transfer (heißer Kandidat: Yann Sommer), wäre Kahn nicht bange. In Sven Ulreich hätten die Bayern einen mit der ungewohnten Situation vertrauten und zuverlässigen Klasse-Torhüter.

Kahn hat auch zu den Reformplänen von Fifa-Präsident Gianni Infantino, die Klub-WM auf 32 Teams aufzublähen, Stellung bezogen - und erst einmal eine Absage erteilt. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum man eine Klub-WM mit 32 Mannschaften verkündet, ohne vorher die notwendige Klärung mit den Klubs im Rahmen der ECA herbeigeführt zu haben", sagte Kahn.

Denn: Der Vertrag zwischen dem Weltverband und der Europäischen Klubvereinigung (ECA), "der die Zusammenarbeit und auch die Abstellgebühren für Nationalspieler an die Klubs bei der WM regelt, ist 2022 ausgelaufen", betonte Kahn: "Solange es hier keine Einigung gibt, kann es auch keine Klub-WM mit ECA-Mitgliedern geben. Da sind wir uns in der ECA im Grundsatz einig."

Infantino hatte während der WM in Katar verkündet, dass die Klub-Weltmeisterschaft ab dem Jahr 2025 mit 32 Mannschaften ausgespielt wird. Über Austragungsort und weitere Details sei allerdings "noch nicht gesprochen" worden. Die kommende Klub-WM wird noch im alten Format mit sieben Teams vom 1. bis 11. Februar 2023 in Marokko ausgespielt.

Kahn hat Redebedarf. Im Fall der Klub-WM hat er allerdings noch etwas Zeit, Überzeugungsarbeit zu leisten.