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Bayerns Katar-Frage: Mit Qatar Airways wurde es noch nicht konkret
2. Februar 2023, 18:45 Uhr aktualisiert am 2. Februar 2023, 18:45 Uhr
München - Hat der deutsche WM-Auftritt weitreichende Folgen für den FC Bayern? Wirken sich der "One-Love"-Protest, den Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf der Tribüne in Katar unterstützt hat, und die Diskussion um Menschenrechte im Emirat auf das Sponsoring mit Qatar Airways aus? Gut möglich - das befürchtet zumindest Uli Hoeneß.
Es sei "längst nicht sicher", dass die katarische Fluglinie zu einer Vertragsverlängerung bereit sei, sagte Bayerns Ehrenpräsident jüngst im "Doppelpass" bei Sport1: "Der Gegenwind, der hier zu spüren war, hat dort Spuren hinterlassen."
In diesem Jahr läuft der Vertrag mit Qatar Airways aus. Er bringt dem FC Bayern angeblich 25 Millionen Euro per annum ein. Viel Geld, das die Münchner gerne verwenden würden, um in Europas Spitze auch in Zukunft mithalten zu können.
Gleichzeitig offenbarten die Proteste der vergangenen beiden Jahreshauptversammlungen, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Fanbasis den katarischen Sponsor, der durch die erfolgreiche WM-Austragung weiter an Selbstvertrauen gewonnen hat, kategorisch ablehnt. Im Klub wurden in den vergangenen Monaten daher intensive Diskussionen geführt.
Bayerns Katar-Frage: Weitermachen oder doch besser einen neuen Ärmelsponsor suchen? Zwar tauschten die Münchner Bosse und Vertreter von Qatar Airways inzwischen einen Fragenkatalog aus, konkret wurde es nach AZ-Informationen aber bislang nicht. Vorstandschef Oliver Kahn und Marketing-Vorstand Andreas Jung hatten die Reise ins Doha-Trainingslager Anfang Januar unter anderem auch deshalb mitangetreten, um Gespräche mit dem Sponsor zu führen. "Zunächst wird es darum gehen, Bilanz zu ziehen und dann gegenseitig die Interessen neu auszuloten", sagte Kahn der "Bild". Man würde sportliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen diskutieren. Vor dem Rückflug aus Doha antwortete Kahn auf AZ-Nachfrage zum Stand der Verhandlungen nur, dass man keine Wasserstandsmeldungen abgeben wolle.
Beide Seiten, Bayern und Qatar Airways, überlegen gerade, ob und wie es zusammen weitergehen könnte. Eine schnelle Entscheidung ist dabei eher nicht zu erwarten. In Doha hieß es während des Trainingscamps, dass man der katarischen Seite nach der WM erstmal ein paar Tage Urlaub zugestehen müsse.
Eile ist also offenbar nicht geboten. Und auch bei den Münchnern werden Für und Wider der Partnerschaft weiter abgewogen, die Meinungsbildung dauert an. "Das wird dann bei uns im Vorstand entschieden, auch der Aufsichtsrat redet mit", erklärte Hoeneß zum Prozedere: "In so einem Fall gibt es keine persönliche Meinung, sondern eine gemeinsame Entscheidung."
Wie die AZ erfuhr, kam der Bayern-Vorstand bislang nicht mit einem konkreten neuen Vertragsangebot von Qatar Airways auf den Aufsichtsrat zu. Es bleibt offen, ob beide Parteien über 2023 hinaus miteinander verbunden sind. Aufsichtsratsmitglied Hoeneß würde es begrüßen. "Werden sich die Verhältnisse für Arbeiter in Katar verändern, wenn der FC Bayern aussteigt? Ich glaube, nein", sagte er. Diese würden sich nur verbessern, "wenn wir weiter machen und die Diskussion führen". Die Zustände der Gastarbeiter hätten sich "mit Sicherheit verbessert und nicht verschlechtert".