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Fünfter ausländischer Torhüter: So schlugen sich Sommers Vorgänger beim FC Bayern

Der Schweizer ist erst der fünfte Keeper bei Bayern mit ausländischen Wurzeln. Ob er auch mal einen Kultstatus erlangt wie Jean-Marie Pfaff?


Blondierte Locken und kesse Sprüche: Jean-Marie Pfaff war in seiner Zeit bei Bayern mehr als nur ein sicherer Rückhalt im Kasten.

Blondierte Locken und kesse Sprüche: Jean-Marie Pfaff war in seiner Zeit bei Bayern mehr als nur ein sicherer Rückhalt im Kasten.

Von Patrick Strasser

München - Die 1B-Lösung war bereits kontaktiert worden. Als die Verhandlungen mit Borussia Mönchengladbach wegen des Transfers von Yann Sommer stockten, streckten die Bayern-Bosse ihre Fühler nach Kasper Schmeichel (36) aus. Der Däne war letzten Sommer von Leicester City zu OGC Nizza in die französische "Ligue 1" gewechselt. Doch dann wurde es doch ganz schnell Sommer. Am Freitagabend (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) soll der 34-Jährige, der bei den Münchnern einen Vertrag bis 2025 unterschrieb, im Auswärtsspiel bei RB Leipzig sein Debüt im Bayern-Trikot geben.

Mit Yann Sommer steht nun die Nummer eins der Schweizer Nationalmannschaft im Kader von Trainer Julian Nagelsmann, er soll Deutschlands Nummer eins Manuel Neuer (Unterschenkelbruch) bis mindestens zum Saisonende ersetzen. Und das in einem Verein mit großer Torhütertradition, von Legende Sepp Maier (78) bis zum heutigen Vorstandsboss Oliver Kahn (53). Alle gewannen den Henkelpott, Neuer bereits zwei Mal mit den Bayern.

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156 Bundesliga-Spiele und 1987 sogar zum besten Torwart der Welt gekürt: Jean-Marie Pfaff zählt heute zu den Bayern-Legenden.

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Eine Name für die Millionenfrage: Der Ungar Árpád Fazekas war der zweite ausländische Keeper im Bayerndress (1957 bis 1962).

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In Erinnerung bleibt vor allem seine Rote Karte gegen Augsburg: der Spanier Pepe Reina (l., wird getröstet von Bastian Schweinsteiger).

Doch Sommer ist erst der fünfte Bayern-Torhüter, der nicht aus Deutschland stammt. Zuvor hüteten der Tscheche Ladislav Jirasek, der Ungar Árpád Fazekas, der Belgier Jean-Marie Pfaff und der Spanier Pepe Reina den FCB-Kasten. Wie es ihnen erging, zeigt die AZ auf:

Ladislav Jirasek: Geboren 1927 in Prag, kam der Tschechoslowake 1950 von den Stuttgarter Kickers zum FC Bayern und absolvierte für die Münchner, damals in der Oberliga Süd, 26 Pflichtspiele in zwei Jahren. Sein Debüt feierte Jirasek am 27. August 1950 beim 5:1-Heimsieg gegen den FC Schalke im Grünwalder Stadion. Allerdings war Jirasek nur in der ersten Saison Stammtorhüter und wechselte 1952 zu Borussia Neunkirchen in die Oberliga Südwest. Er verstarb 1977.

Árpád Fazekas: Der zweite Torhüter-Legionär kam aus Ungarn und wechselte 1957 von Ujpest aus seinem Heimatort Budapest an die Säbener Straße. Fazekas war in seiner Debüt-Saison maßgeblich am ersten Gewinn des DFB-Pokals der Vereinsgeschichte (1:0 im Finale gegen Fortuna Düsseldorf) beteiligt. Vier Spielzeiten in der Oberliga Süd (insgesamt 42 Pflichtspiele) hütete der ungarische Nationaltorwart das Bayern-Tor, ging 1961 zu Hessen Kassel. 2018 verstarb Fazekas mit 88 Jahren.

Jean-Marie Pfaff: Sicher die schillerndste und erfolgreichste Torhüter-Figur in Bayerns Bundesliga-Historie. Der Belgier gewann die Herzen der Fans nicht nur durch seine konstant guten Leistungen, sondern auch durch seine fröhliche, offene, nahbare Art. 1982 kam Pfaff von SK Beveren nach München und fabrizierte ausgerechnet bei seinem Debüt eines der legendärsten Eigentore der Liga-Historie als er beim SV Werder Bremen einen Einwurf von Uwe Reinders unterschätzte und den Ball unglücklich ins eigene Tor lenkte - Endstand 0:1.

In den folgenden sechs Spielzeiten bei Bayern konnte Pfaff als erster würdiger Nachfolger von Maier dreimal die Meisterschaft und zweimal den DFB-Pokal gewinnen, wurde zur Legende als er 1983 im Uefa-Pokal gegen PAOK Saloniki im Elfmeterschießen hielt UND selbst verwandelte. 1987 wurde der heute 69-Jährige nach einer starken WM ein Jahr zuvor in Mexiko (Halbfinalist mit Belgien) zum besten Torwart der Welt gekürt. Nach 215 Pflichtspielen, davon 156 in der Bundesliga, kehrte er im Sommer 1988 nach zurück (Lierse SK), verbrachte seine letzte Karrierestation 1989/90 bei Trabzonspor in der Türkei. Im Sommer 1990 war dann Schluss.

Pepe Reina: Der Spanier blieb in seiner einzigen Saison an der Säbener Straße nur eine Randfigur, absolvierte drei Pflichtspiele unter Pep Guardiola, der seinen Landsmann 2014 vom FC Liverpool als Nummer zwei hinter Neuer nach München gelockt hatte. Kurios: Bei seinen drei Einsätzen blieb José Manuel, kurz Pepe, ohne Gegentreffer, und sah am 32. Spieltag im Heimspiel gegen den FC Augsburg nach 13 Minuten wegen einer Notbremse die Rote Karte - adios! Nach seinem letzten Einsatz im Bayern-Dress wechselte Reina zum SSC Neapel. Der heute 40-Jährige ist noch aktiv, steht bis Saisonende beim FC Villarreal (da war doch was?!) unter Vertrag.