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Fredi Heiß im AZ-Interview: "Eine Katastrophe, dass noch kein Trainer da ist"

Meister-Löwe Fredi Heiß kann im AZ-Gespräch die Untätigkeit bei Sechzig nicht fassen. Der Aufstieg muss das Ziel bleiben, fordert die Klub-Ikone.


"Es ist kaum zu fassen, dass wir noch immer keinen Trainer haben", sagt Meister-Löwe Fredi Heiß über die anhaltende Unentschlossenheit bei der Entscheidung für einen neuen Mann an der Seitenlinie.

"Es ist kaum zu fassen, dass wir noch immer keinen Trainer haben", sagt Meister-Löwe Fredi Heiß über die anhaltende Unentschlossenheit bei der Entscheidung für einen neuen Mann an der Seitenlinie.

Von Ruben Stark

AZ-Interview mit Fredi Heiß: Der 82-jährige Ur-Münchner spielte von 1959 bis 1970 beim TSV 1860, er gehört zu den legendären Meisterlöwen von 1966, zudem bestritt er vier Länderspiele.i

AZ: Herr Heiß, sportlich läuft es schlecht, dazu gibt der ganze Klub mal wieder kein gutes Bild ab. Wie groß ist Ihre Sorge als Meister-Löwe um Sechzig?

Fredi Heiß: Mich treibt die Sorge um, dass man noch immer keinen Trainer findet, der zu Sechzig passt. Dazu war lange genug Zeit. Man hat ja gewusst, dass so ein Fall eintreten könnte über die spielfreie Zeit im Winter. Es muss doch möglich sein, jemanden zu finden.

Zumal die Tabellensituation noch nicht aussichtslos ist.

Wir sind noch nicht aus der Welt. Es sind zwar fünf Punkte zum Relegationsplatz, die zweite Mannschaft vom SC Freiburg auf Rang drei kann ja nicht aufsteigen. Aber wenn ich davon ausgehe, dass die Mannschaft noch Potenzial hat - die jetzt heranzuführen, das geht halt nur mit einer neuen Person und im Zusammenhang mit der gesamten Vereinsführung. Dass diese erkennt, dass noch nichts verloren ist und dass man sich noch mal einsetzt. Das wäre jetzt für mich schon wichtig, wenn man davon ausgeht, dass ein Aufstieg für uns wichtig ist. Wenn man das anders sieht, kann man es ja so laufenlassen. Aber ich denke, man muss alles versuchen - und das erwarten auch die Fans. Der Zug ist noch nicht abgefahren, die anderen kochen auch nur mit Wasser.

Die Zweitliga-Rückkehr war das große Ziel vor der Saison. Warum sollte man das 16 Spiele vor dem Ende schon aufgeben?

Genau das meine ich. Wenn man den Schritt mit Köllner gemacht hat, muss man jetzt jemanden finden, dem man zutraut, die Mannschaft wieder rauszuführen. Aber da muss man die nötigen Verbindungen haben und sich mal vorher schon erkundigen. Wie ist das möglich, dass man es so lange hat anstehen lassen? Die Fans erwarten, dass noch mal was passiert und das kann nur mit neuem Schwung kommen. Das muss jetzt passieren auf Biegen und Brechen, dass man zwei Wochen lang oder noch länger keinen findet, das kann auf gar keinen Fall angehen. Es ist für mich eine Katastrophe, dass hier noch nichts passiert ist.

Welchen Eindruck haben Sie aus der Ferne von der Mannschaft?

Die Mannschaft ist verunsichert. Jeder ist froh, wenn er den Ball wieder los ist und wenn's nicht anders geht, wird er einfach nach vorne geschlagen. So ist Fußball nicht, wir haben nie ein Übergewicht im Mittelfeld. Da passiert zu wenig. Man spürt das, wenn man zuschaut, das muss ein Trainer rausbringen. Der braucht die volle Unterstützung der Klubführung, das muss man dann auch nach außen tragen. Es gibt nur ein Ziel - die Zeit eilt, die müssen sofort zur Entscheidung kommen, das erwartet jeder von uns. Die negativen Äußerungen vom Nicht-Aufstieg, die müssen hintenanstehen.

Man sieht aber auch hier wieder das Grundproblem bei Sechzig, dass sich die Gesellschafter nicht einig sind.

Dass dies immer wieder kommt, das Schicksal ist so - und eine Bindung der Vereinsführung ist mit das Wichtigste. Anders geht es überhaupt nicht. Nur so kann man Erfolg haben - mit allen zusammen.

Was sollte der neue Trainer denn für ein Typ sein?

Am besten einer der Typen, mit denen man immer Erfolg hatte. Einer, der anerkannt ist, mit seinen Eigenschaften einen frischen Wind bringt. Einer, der die Stärken und Schwächen erkennt und spielerisch einen Input reinbringt. Das ist, was mir abgegangen ist. Jeder Einzelne muss wissen, dass er persönlich wichtig ist in diesem Spiel. Man schiebt nur die Verantwortung gegenseitig ab. Das Selbstvertrauen muss ein Trainer der Mannschaft wieder einimpfen.

Teilen Sie denn die Kritik an Sportchef Günther Gorenzel?

Das kann ich nicht sagen, da bin ich zu wenig involviert in die Geschichte. Ich kann nur sagen, es ist kaum zu fassen, dass wir noch immer keinen Trainer haben. . .