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FC Bayern-Sieg gegen Paris Saint-Germain: Nagelsmanns Erlösung
9. März 2023, 17:54 Uhr aktualisiert am 9. März 2023, 17:54 Uhr
Man soll die Feste bekanntlich feiern, wie sie fallen.
Doch zu einem Jubiläum wie dem 500. Europapokalspiel der Vereinsgeschichte eine derartige Performance hinzulegen wie der FC Bayern mit dem 2:0 gegen Paris Saint-Germain bedarf schon einer ganz besonderen Punktlandung.
Wobei jene in dieser Champions-League-Saison nur als Zwischenlandung eingeplant ist, schließlich soll der Höhenflug mit bis dato acht Spielen und acht Siegen (dabei sieben Mal zu null) auch über das erreichte Viertelfinale hinaus anhalten.
Diese ganz spezielle Europacup-Nacht mit einem Publikum in der Allianz Arena, das sonst nie so aus sich herausgeht, hat alle elektrisiert. Der Weltauswahl-Truppe um Weltfußballer und Weltmeister Lionel Messi und Wunderstürmer Kylian Mbappé konnten die Bayern mit ihrer Leidenschaft und Gier den Stecker ziehen. Nach einer wackligen ersten Halbzeit (analog zu den letzten 30 Minuten im Hinspiel) triumphierte eine echte Mannschaft gegen eine bunte Mischung aus Einzelkönnern.
"Wir sind als Wir aufgetreten", freute sich Julian Nagelsmann nach dem Meilenstein-Erfolg, der speziell für ihn persönlich immense Bedeutung hat. An der Seitenlinie vibrierte sein ganzer Körper als er die Tore von Eric Maxim Choupo-Moting und Serge Gnabry feierte.
All die Anspannung fiel mit einem Urschrei ("Vamos!") von ihm ab. Sicht- und hörbar erleichtert kehrte die Angriffslust, die er sich in seinen Aussagen zuletzt verkniffen hatte, zurück, als er kurz vor Mitternacht meinte: "Ich bin ein Teil des Teams, aber medial sehr im Fokus, was ich den Spielern gegenüber nicht gerecht finde."
Angesprochen auf die Kritik, die auf ihn und seine Arbeit in der zweiten Ergebniskrise der Saison ab Ende Januar einprasselte, erwiderte der 35-Jährige kämpferisch: "Ich nehme gerne den 'Shit' auf mich, das ist kein Problem. Ich teile Niederlagen nicht, die nehme ich gerne auf meine Kappe."
Und weiter: "Wenn wir gewinnen, habe ich gerne ein kleines Stück vom Kuchen, weil wir im Team agieren. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis im gesamten Staff, das Trainerteam mit der Mannschaft - so auch ich. Von dem her freue ich mich, mit im gleichen Boot zu sitzen, das heute schneller gerudert wurde als das aus Paris."
Dieses insgesamt überzeugende Weiterkommen mit 3:0-Toren gegen PSG ist sein größter Erfolg abgesehen von der Pflicht-Meisterschaft 2022, dem Solo-Titel seines ersten Amtsjahres.
Nun ist der 35-Jährige gefühlt bis auf Weiteres über'n Berg. Seine Taktik ging in beiden Partien auf, die Spieler folgten seinem Plan, den er in der Pause gewinnbringend modifizierte.
Den Schlüssel zum möglichen Triple beschrieb er in den letzten Tagen als eine Art Formel: "Wenn wir die maximale Gier und Emotionalität mit unserer Qualität paaren, dann sind wir sehr schwer zu schlagen, dann können wir alles erreichen."
Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre. . .
Nagelsmanns Aufgabe ist es, in den kommenden Knackpunkt-Wochen den Hochbegnadeten des Mega-Kaders ihre Instabilität und die Launen auszutreiben. Gelingt dies, stehen ihm alle Titel, sprich das Triple, offen. "Ich habe immer gesagt, dass wir eine exzellente Mannschaft haben, die mit jeder Mannschaft in Europa mithalten kann", befand Präsident Herbert Hainer und verkündete voller Mia-san-Mia-Inbrunst: "Wir haben alle Chancen. Ich sehe keinen, der stärker ist als wir."
Am Freitag kommende Woche (17.3.) wird das Champions-League-Viertelfinale, das Bayern bereits zum 21. Mal (Rekord!) erreicht hat, ausgelost. Bereits im Topf: Dortmund-Bezwinger FC Chelsea, der AC Mailand und Benfica Lissabon. "Ich wüsste keine Mannschaft, die Juhu schreit, wenn sie auf den FC Bayern trifft", sagte Kapitän Thomas Müller und fügte hinzu: "Dass wir uns zu den Aspiranten zählen und das Finale anpeilen, ist logisch."
Doch bis zum Traumziel Istanbul und dem dortigen Endspiel am 10. Juni seien "noch einige Schritte zu gehen", sagte Urgestein Müller. Leon Goretzka erinnerte der "richtig geile" Fußballabend ein bisschen an die Zeit unter Hansi". Unter Nagelsmanns Vorgänger Flick gewann der FC Bayern 2020 alle sechs möglichen Titel. Aus diesem Schatten möchte Nagelsmann treten. Na, dann:
Vamos!