Überblick

Die Kirschlein-Löwen

1860 siegt gegen Top-Team Freiburg glücklich, aber verdient mit 1:0. Suspendiertes Trio wieder dabei, Holzhauser schießt Sechzig zum Sieg. Kapitän Lex: "Wir wollen Wiedergutmachung betreiben!"


Auf der Jagd nach Jacobaccis Kirschlein: Raphael Holzhauser (l.) und Co. siegen gegen den SC Freiburg II.

Auf der Jagd nach Jacobaccis Kirschlein: Raphael Holzhauser (l.) und Co. siegen gegen den SC Freiburg II.

Von Matthias Eicher

München - Na sieh mal einer an: Wer stand denn da auf dem Rasen? Kaum war die Saarbrücken-Suspendierung vorbei, durften Raphael Holzhauser, Joseph Boyamba und Marcel Bär auch wieder mit dem Löwen auf der Brust wieder mitmischen. Prompt zählte das Trio, das zuletzt, sagen wir mal, aus guten Gründen gefehlt hatte, zu den besten Sechzgern - und führte 1860 gegen Top-Team Freiburg zum Sieg.

"Wie soll ich diese Frage beantworten? Haben Sie die Qualität gesehen?", meinte Trainer Maurizio Jacobacci nach dem 1:0-Heimsieg gegen den SC Freiburg II auf die Frage, weshalb Holzhauser und Boyamba nach dem kürzlichen Alkohol-Eklat und der nachfolgenden Nicht-Berücksichtigung wieder im Kader standen und auch Bär zur Pause eingewechselt worden war. Nach einem Holzhauser-Traumpass scheiterte Boyamba (17.) noch freistehend, genauso wie Bär nach der Pause (53.).

Besagte Qualität zeigte sich auch, als der Österreicher Holzhauser einen Freistoß aus dem Halbfeld mustergültig mit viel Effekt auf das Tor zog: Obwohl Fynn Lakenmachers Köpfchen nicht mehr dran war, segelte die Kugel in die Maschen. 1:0 für die Sechzger gegen ein Team, das noch Meister werden kann.

"Ich wollte heute nach dem Spiel hier stehen, um sagen zu können, dass ich sehr stolz auf die Leistung und Einstellung der Mannschaft bin", sagte ein dann auch stolzer Jacobacci nach dem etwas glücklichen, aber trotzdem nicht unverdienten dritten Dreier in Serie: "Wir mussten über unsere Grenzen gehen. Ich bin glücklich."

Bereits im Vorfeld der Partie hatte der Italiener auf der Suche nach neuer Giesinger Motivation, unabhängig von den viel zu früh geplatzten Aufstiegsträumen, voller Überzeugung klargestellt: "Es ist doch das Kirschlein auf der Torte, am Ende einer Trainingswoche spielen zu dürfen, vor ausverkauftem Haus. Jeder trainiert dafür, von daher verstehe ich nicht, weshalb man nicht motiviert sein sollte."

Das Kirschlein Freiburg haben sich die Löwen jedenfalls gut schmecken lassen. Kapitän Stefan Lex, der gegen die Breisgauer das vorletzte Heimspiel seiner langen Karriere absolvierte und wie sein ebenfalls scheidender Kollege Marius Willsch im letzten Heim-Duell gegen Waldhof Mannheim am 19. Mai (19 Uhr) gerne "noch mal auf den Acker" und sich "möglichst gut verabschieden" will, lobte Matchwinner Holzhauser, dem man trotz seines sicheren Abgangs im Sommer zurück nach Leuven/Belgien die Motivation gewiss nicht absprechen konnte: "Guter Freistoß, der ist eklig für den Torwart, weil man nie weiß, ob noch einer rankommt. Von daher: super Freistoß!"

Holzhauser selbst wollte - oder durfte - nicht vor die Mikrofone treten, und so musste eben Lex für eine Frage herhalten, die eigentlich für den Siegtorschützen bestimmt gewesen wäre: Wie wird der Sieg gefeiert, mit Wasser, Bier oder Schnaps?

"Ich habe noch keine Pläne. Erstmal geht's in die Alm, aber ich muss noch heimfahren. Erstmal also nur Wasser, dann daheim vielleicht ein Bier."

Klingt vorbildlich, Herr Lex.

Nun geht's für 1860 in Essen und Zwickau sowie dazwischen gegen den Waldhof darum, noch ein paar Kirschen einzusammeln. Oder, wie Lex es nennt: "Wir haben unsere Ziele zwar verpasst, aber wir wollen noch ein bisschen Wiedergutmachung betreiben."