Überblick

14 Verträge laufen aus: Wie geht es beim TSV 1860 ab Sommer weiter?

Coach Jacobacci fraglich, Sportboss Gorenzel auch, 14 Verträge laufen Ende Juni aus. Wer soll unter diesen Voraussetzungen bei Sechzig bleiben?


Von Matthias Eicher

München - Alle Jahre wieder kommt bei den Löwen - und allen anderen Profivereinen - der Zeitpunkt, um wegbereitende Fakten zu schaffen.

Fakten bezüglich der Frage, wer auch in Zukunft (nach der Saison 2022/23) noch das Löwen-Wappen auf der Brust tragen wird/darf.

Zwar nicht alle, aber viele Jahre wieder, steht hinter dem Plan für die kommende Spielzeit ein großes, dickes, weiß-blaues Fragezeichen.

14 Spielerverträge laufen beim TSV 1860 nach dem laufenden Fußball-Jahr aus, also am 30. Juni 2023. Weil aufgrund der sportlichen Talfahrt und der vereinspolitischen Machtkämpfe einmal mehr alle Klarheiten beseitigt sind, weiß aktuell kaum ein Löwe, was er ab 1. Juli so treiben wird.

Auch nicht Trainer Maurizio Jacobacci. Unter ihm zeigte 1860 zwar bei den Remis in Duisburg und gegen Elversberg (2:2, 1:1) sowie beim 3:1 in Aue vielversprechende Ansätze, die drei ungeschlagenen Partien in Serie wurden jedoch von zwei denkwürdigen Heimpleiten gegen Viktoria Köln (0:1) und Borussia Dortmund II (1:4) umrandet.

Der öffentlich abgetauchte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel - angezählt von Investor Hasan Ismaik und durch die Blume öffentlich beleidigt von dessen umstrittenen Statthalter Anthony Power - steht scheinbar vor dem Aus. Fragt sich bloß, wer dann die Dreiundzwanziger/Vierundzwanziger-Löwen planen und das vorhandene Spielermaterial von einem Verbleib überzeugen soll. . .

Mit Juwel Leandro Morgalla (18) und Jung-Verteidiger Michael Glück (19, an Regionalligist Hessen Kassel ausgeliehen) hat 1860 zumindest zwei Vertragsverlängerungen auf der Haben-Seite. Dazu kam kürzlich Torhüter Marco Hiller, dessen Vertrag laut der Pass-Datenbank des DFB um ein Jahr bis 2025 verlängert wurde.

Eine offizielle Bestätigung steht ebenso aus wie die Vereinsbekenntnisse vieler weiterer Akteure aus Giesings Höhen.

Mit Torjäger Marcel Bär und den Offensivkräften Stefan Lex und Joseph Boyamba würde - Stand jetzt - ein Offensiv-Trio wegfallen. Nach AZ-Informationen ist der Abgang des noch amtierenden, aber derzeit schwächelnden Torschützenkönigs wahrscheinlich, Lex will seine Karriere wohl nur nicht beenden, wenn es gute Gründe dafür gibt. Derzeit wohl nicht ersichtlich.

Boyamba hatte zuletzt in einem Interview erklärt, dass es "Pro und Contra" gebe - aus 1860-Sicht wohl gut, dass die Entscheidung noch nicht sofort fallen muss.

Hinzu kommen Yannick Deichmann, Phillipp Steinhart, Semi Belkahia und Youngster Marius Wörl (18), deren Abgänge dem TSV 1860 wehtun würde. Ersatztorhüter Tom Kretzschmar und Mittelfeldspieler Milos Cocic sind zwar keine Stammspieler, könnten aber zu günstigen Konditionen letztlich doch gehalten werden.

Etwas anders verhält es sich bei Marius Willsch, Daniel Wein, Quirin Moll und Erik Tallig: Beim verletzungsgeplagten Quartett (Tallig laboriert derzeit an einem Kreuzbandriss) stehen die Zeichen eher auf Trennung.

Bleibt Winter-Neuzugang Raphael Holzhauser, für den 1860 eine Kaufoption hat, die aber nur im Aufstiegsfall zu ziehen gedachte. Der Ex-Bundesligaspieler mit einem Marktwert von 1,4 Millionen Euro wirkte anfangs wie ein Fremdkörper.

Zuletzt durfte der Österreicher unter Jacobacci gegen den BVB II als Pausenjoker ran und war in einem Spiel, das bereits gelaufen war, noch der beste Löwe. Seine Zukunft? Höchst ungewiss.

Das Problem der Löwen ist, dass nebst Youngster Wörl selbst Morgalla und damit das eigene Tafelsilber 1860 verlassen könnte, schließlich soll der hochtalentierte Verteidiger ja früher oder später eine Millionensumme einspielen.

Wie alle umworbenen Spieler möchte er eine Perspektive aufgezeigt bekommen, die derzeit schlicht fehlt.

Fazit: In den Reihen der Sechzger verhält es sich deswegen wie mit einem altbekannten bayerischen Spruch: "Nix Gwiss woas ma ned."