Überblick
Der April wird für Nagelsmann und Bayern zum Schicksalsmonat
22. März 2023, 18:12 Uhr aktualisiert am 22. März 2023, 18:12 Uhr
München - Acht Spiele in 30 Tagen, siegen oder fliegen, der Beginn einer Ära - oder der Anfang vom Ende?
Für den FC Bayern und Trainer Julian Nagelsmann startet mit dem Bundesliga-Knaller am 1. April gegen Borussia Dortmund unmittelbar nach der Länderspielpause die heißeste Phase der Saison. Die Münchner können mit Erfolgen in der Liga, im DFB-Pokal und in der Champions League auf Triple-Kurs bleiben - zugleich aber auch alle Titelchancen verspielen.
Dies würde Grundsatzfragen aufwerfen - auch die nach der Zukunft Nagelsmanns. Der April wird für den 35 Jahre alten Coach zum Schicksalsmonat. "Wir müssen gewinnen, sonst wird es schwierig mit der Meisterschaft", sagte Nagelsmann nach dem 1:2 in Leverkusen mit Blick auf den Dortmund-Gipfel: "Wenn wir unentschieden spielen oder - im Worst Case - verlieren sollten, dann wird es bei dem Lauf, den Dortmund gerade hat, nicht einfacher. Deshalb haben wir uns sehr viel Druck selbst gegeben."
In der Tat: Druck ist mächtig drauf auf dem Bayern-Kessel im Frühjahr 2023. Dafür sorgen die Leistungen auf dem Platz, die so schwankend sind wie seit Jahren nicht mehr. Und dafür sorgen die vielen Nebenkriegsschauplätze, für die die Münchner selbst regelmäßig sorgen.
Vergangene Woche erst mit der "Maulwurfdebatte" über geheime taktische Einblicke in die Bayern-Kabine, die auch dadurch so groß wurde, dass Nagelsmann mehrmals ausführlich Stellung dazu bezog - öffentlich. Hätte man das Thema nicht einfach mit dem Verweis auf interne Angelegenheiten frühzeitig beenden können?
Sei's drum. Auch sportlich läuft seit der WM-Pause nicht alles ideal. Das neue Abwehrsystem mit Dreierkette funktionierte in den beiden Achtelfinal-Spielen der Champions League gegen Paris Saint-Germain sehr gut, in der Liga allerdings bisweilen mäßig - auch weil sehr oft personell durchgewechselt wird. Etwa am Sonntag in Leverkusen, als Nagelsmann zur Halbzeitpause trotz 1:0-Führung dreimal tauschte, unter anderem Kapitän Thomas Müller zum Duschen schickte.
"Da müssen wir die Ausrichtung hinterfragen. Das war einfach einen Tick zu defensiv, das hätte gar nicht sein müssen", kritisierte Ex-Bayern-Leader Michael Ballack: "So eine Niederlage ist beim FC Bayern immer Zündstoff. Für die Bayern ist die Länderspielpause ein Nachteil. Das wird an den Spielern nagen. Das gibt Nervosität."
Von den vergangenen zehn Bundesliga-Partien hat Bayern nur fünf gewonnen - Dortmund holte in diesem Zeitraum satte zehn Punkte auf. Das ist nicht Bayern-like. Die Stars schaffen es in dieser Saison nicht, die hervorragenden Leistungen in der Königsklasse (sieben Siege in sieben Spielen) auch konstant im Brot-und-Butter-Geschäft Bundesliga abzurufen. Mannschaft und Trainerstab müssen sich diesen Vorwurf gefallen lassen.
Ausrutscher sind nun nicht mehr erlaubt, doch das Programm ist tough: In der Liga geht es nach dem Dortmund-Knaller nach Freiburg (8. April), zu Hause gegen Hoffenheim (15. April), nach Mainz (22. April) und zu Hause gegen Hertha BSC (30. April). Dazwischen liegen das Pokal-Viertelfinale daheim gegen Freiburg (4. April) und die beiden Viertelfinal-Spiele der Champions League gegen Manchester City (11. und 19. April). Extrem hart!
Umso wichtiger ist es, zum Auftakt gegen Dortmund zu gewinnen. "Es wird ein Statement-Spiel, bei dem man viel zeigen kann, was Selbstvertrauen, Emotionen und die Situation in der Liga angeht", sagte Bayern-Torwart Yann Sommer der "Sport Bild": "Es wird heiß hergehen." Doch der BVB hat eine sehr breite Brust. "Wenn jeder seine Top-Leistung abruft, können wir in München gewinnen", meinte Verteidiger Nico Schlotterbeck.
Lasset die Spiele beginnen!