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FC Bayern: Bei Nagelsmann und Kovac gibt es einige Parallelen

Die Bayern-Bosse verteidigen ihren Trainer gegen die aufkommende Kritik, er soll eine Ära prägen. "Jetzt müssen die Spieler zeigen, dass sie Bayern München sind", fordert Kahn. Klappt das gegen Union Berlin?


Von Maximilian Koch

München - Die Bayern-Bosse gehen in die Offensive. Und sie tun alles, um ihren jungen Trainer Julian Nagelsmann (35) öffentlich zu schützen.

Vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den 1. FC Union Berlin am kommenden Sonntag hat Bayern Münchens Vorstandsboss Oliver Kahn nun deutliche Worte an die Mannschaft gerichtet und die Stars nach dem enttäuschenden Auftritt in Mönchengladbach (2:3) in die Pflicht genommen.

"Jetzt müssen die Spieler zeigen, dass sie Bayern München sind. Und so ein Spiel wie gegen Union Berlin, ein Duell um die Tabellenspitze, ist die perfekte Bühne, um allen zu beweisen: Keiner weiß besser als der FC Bayern, was in so einer Situation zu tun ist", sagte Kahn der "Sport Bild".

Aktuell stehen die Münchner nur noch aufgrund des besseren Torverhältnisses an der Tabellenspitze. "Wir haben in der Bundesliga eindeutig zu viele Punkte liegen gelassen, das darf uns nicht passieren", ergänzte Kahn. Bayern hat im Jahr 2023 nur vier von acht Pflichtspielen gewonnen.

Von Kritik an Coach Nagelsmann will die Klubführung Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Präsident Herbert Hainer allerdings nichts wissen. "Es ist unsere Aufgabe, das Gesamtgefüge im Blick zu haben: Die Mannschaft hat in der Champions League in Paris (1:0) eine starke Leistung abgeliefert und nun in Gladbach nach einem schwierigen Spielverlauf verloren", sagte Kahn. Hainer, der frühere Adidas-Chef, ergänzte; "Ich habe in meiner eigenen beruflichen Laufbahn gelernt, wie man mit den Erfahrungen wächst, und Julian hat schon bewiesen, wie schnell er sich auf höchstem Niveau weiterentwickelt."

Intern genießt Nagelsmann also weiter die volle Rückendeckung, man traut dem Coach, der einen Fünfjahresvertrag unterschrieben hat, sogar zu, die erste echte Trainer-Ära seit Ottmar Hitzfeld (1998 bis 2004) zu prägen.

Julian Hitzfeld. Das klingt ambitioniert. Wie viel General Ottmar steckt in Nagelsmann? Als Hitzfeld 1998 zu Bayern wechselte, war er insgesamt bereits deutlich erfahrener und mit 49 Jahren auch älter als Nagelsmann. Der war 2021 als Nachfolger von Hansi Flick gerade einmal 33. Und er hatte auch noch nicht die großen Titel gewonnen - im Gegensatz zu Hitzfeld: Meister 1995 und 1996 mit Borussia Dortmund, 1997 Champions-League-Sieger mit dem BVB. Dieses Kunststück wiederholte er 2001 mit Bayern, holte zudem fünfmal die Schale und dreimal den DFB-Pokal. Davon ist Nagelsmann (bislang erst eine Meisterschaft) noch weit entfernt.

Auch in puncto Souveränität kann sich Nagelsmann etwas von Hitzfeld oder anderen Gentleman-Trainern wie Jupp Heynckes oder Flick abschauen. Bei ihnen stand immer die Mannschaft im Vordergrund, und selbst nach großen Niederlagen wahrten sie die Fassung. Das wird von einem Bayern-Trainer verlangt. Neben - selbstverständlich - dem konstanten Erfolg.

Hier hat Nagelsmann ebenfalls Nachholbedarf. Mit 2,18 Punkten im Schnitt nach 55 Bundesliga-Spielen als Bayern-Trainer liegt er exakt gleichauf mit Niko Kovac. Andere Vorgänger wie Pep Guardiola (2,52 Punkte pro Liga-Spiel), Flick (2,45) oder Carlo Ancelotti (2,38) waren da besser.

Spannend ist: Gerade beim Vergleich Kovac/Nagelsmann gibt es einige Parallelen. Unter beiden Trainern kassierte Bayern im Schnitt 1,1 Gegentore pro Bundesliga-Partie, obwohl das Team unter Nagelsmann etwa einen Schuss mehr zuließ (9,3) als unter Kovac (8,1). Auch im Zweikampf sind nur minimale Unterschiede zu erkennen. Unter Kovac gewannen die Bayern 54 Prozent ihrer Zweikämpfe und Luft-Zweikämpfe, unter Nagelsmann je 53 Prozent. Was bei Nagelsmann besser ist: Die Torquote pro Spiel (2,9 zu 2,6) und die Pressing-Sequenzen (18,6 pro Partie zu 16,1). Dafür hatte Bayern unter Kovac mehr Ballbesitz (66,2 Prozent zu 64,7). Insgesamt ähneln sich aber die Statistiken. Daher heißt es aktuell eher: Julian Kovac statt Julian Hitzfeld.