Chance auf die NFL
David Bada im Interview: "Man muss Football leben"
7. Mai 2020, 19:15 Uhr aktualisiert am 7. Mai 2020, 19:15 Uhr
David Bada hat es geschafft. Der Münchner ist am Ziel seiner Träume angekommen und wurde kurz nach dem NFL-Draft von den Washington Redskins unter Vertrag genommen. Mit idowa sprach der sympathische Riese über seine großen Pläne und seinen eisernen Willen.
Von den München Cowboys über die Ingolstadt Dukes zu den Schwäbisch Hall Unicorns führte der Weg des 1,97 Meter großen Defensivsspielers in der German Football League. Nun folgt der größte Schritt seines Lebens. Dank der Berufung in das NFL International Pathway Program konnte er sich den Scouts der NFL-Teams präsentieren und wurde letzten Endes tatsächlich verpflichtet.
Herr Bada, Sie haben es tatsächlich in den vorläufigen Kader eines NFL-Teams geschafft. Können Sie das schon realisieren?
Bada: Nein, es fühlt sich gerade wie ein Traum an. Viele Leute interessieren sich für dich, aber realisieren kann ich es noch nicht. Ich glaube das fängt an, wenn du dort bist und deinen Helm auf hast. Dann fängst du wahrscheinlich erst an zu realisieren, dass du jetzt tatsächlich in der NFL bist.
Beschreiben Sie den Moment, als der entscheidende Anruf kam und Sie wussten, dass Sie es tatsächlich zu den Washington Redskins geschafft haben.
Bada: Es war echt unglaublich. Ich versuche nun schon seit mehreren Jahren, in die NFL zu kommen und wenn du dann tatsächlich den Anruf bekommst, dann fällt dir ein riesiger Stein vom Herzen. Es ist einfach unbeschreiblich, weil der ganze Druck, den man sich selbst macht, von dir abfällt.
Gab es vorher schon Gespräche mit den Redskins? Hatten Sie schon eine Vorahnung oder kam dieser Anruf aus heiterem Himmel?
Bada: Ich wusste drei Tage vor dem Anruf aus Washington, dass ich es in die NFL geschafft habe. Ebenfalls war klar, dass es ein Team aus der NFC East (eine der acht Divisionen der NFL, Anm. d. Red.) wird. Aber es hätten alle vier Teams aus dieser Divison sein können und ich freue mich jetzt in Washington gelandet zu sein.
Sie sind nun Teil der Redskins und haben mit Head Coach Ron Riveira und Defensive Coordinator Jack del Rio zwei erfahrene Ansprechpartner. Wie haben Sie die beiden bisher erlebt und worauf freuen Sie sich besonders?
Bada: Alleine das Wissen der beiden einsaugen zu dürfen, wird schon unglaublich sein. Ich habe mit Ron Riveira schon geredet und es ist Wahnsinn, wie viel er dir beibringen kann, wie tief man mit ihm ins Detail gehen kann und wie viel Tricks er dir beibringen kann. Er ist ja ein absoluter Defense-Guru und ich glaube es gibt nichts, was Ron Riveira nicht über Football weiß. Das alles erleben zu dürfen, ist das, worauf ich mich am meisten freue.
Das Prunkstück der Redskins ist die Defensive Line. Nicht zuletzt durch Chase Young wurde diese nochmal aufgewertet. Sehen Sie das eher als Vor- oder als Nachteil und von welchem Ihrer zukünftigen Kollegen können Sie am meisten lernen?
Bada: Ich sehe das eher als Vorteil. Man kommt ja grundsätzlich in die NFL, um gegen die besten der Welt zu spielen. Ich kann von ihnen bestimmt so viel lernen und hoffe, dass der Trainer dann etwas besonderes in mir sieht. Am meisten freue ich mich auf Chase Young, er ist ein unglaublicher Spieler und extrem talentiert.
Wo sehen Sie sich eigentlich positionstechnisch in der 4-3 Defensive (Spielsystem mit vier D-Linemen und drei Linebacker, Anm. d. Red.) der Redskins?
Bada: Ich glaube, ich werde mir alle Möglichkeiten offenhalten. Ich werde versuchen, alle vier Positionen in der D-Line zu lernen, denn je mehr ich kann, umso wahrscheinlicher ist es dann auch, dass ich es ins Team schaffe.
Hilft es, zu wissen, dass Sie durch eine Sonderregelung sozusagen einen Platz im "Practice Squad" (Trainingsgruppe, die nicht zum regulären Kader gehört. Anm. d. Red.) sicher haben? Können Sie dadurch vielleicht befreiter auftreten?
Bada: Nein, weil ich will es ja nicht nur ins Practice Squad, sondern in den endgültigen Kader schaffen. Klar fühlt man sich dann irgendwie sicherer, aber ich denke da überhaupt nicht dran. Mann will ja zeigen, dass man als Nicht-Amerikaner auch mithalten kann.
Sie sprechen einen interessanten Aspekt an. Denken Sie, dass es eine gewisse Skepsis im Team geben wird, weil Sie aus Europa und nicht aus den USA kommen?
Bada: Ich glaube auch, dass mich nicht alle von Tag eins an ernst nehmen. Deshalb muss ich es denen auch zeigen, dass ich es drauf habe und es haben sich auch schon Leute aus dem Pathway Program in der NFL durchgesetzt und das ist genau mein Ziel.
David Bada über seinen Werdegang, seine Vorbilder und seinen Plan für die nächsten Jahre
Schildern Sie doch mal einen typischen Tag im Training Camp des International Pathway Program.
Bada: Um sieben Uhr ging es morgens los. Das erste Meeting zur Vorbereitung auf den Tag fand um acht Uhr statt. Danach gab es positionsspezifisches Theorie-Training im Klassenzimmer. Im Anschluss daran praktisches Training auf dem Feld, manchmal auch Special-Teams-Training. Nach einer kurzen Mittagspause ging es weiter mit Lauf- und Krafttraining. Abends zuhause stand dann noch ausführliches Video-Studium auf dem Programm. Ich war eigentlich immer von sieben bis mindestens 22 Uhr beschäftigt.
Wo konnten Sie sich gerade im Vergleich zum letzten Jahr (David Bada nahm bereits im letzten Jahr am Programm teil, Anm. d. Red.) verbessern?
Bada: Den größten Schritt habe ich in der Theorie gemacht. Ich bin auch schneller und stärker geworden und das hilft natürlich bei meiner Position in der D-Line.
Wo sehen Sie die größten Qualitätsunterschiede zwischen der GFL und dem International Pathway Program?
Bada: In der GFL hat man zwei bis dreimal in der Woche Training und am Wochenende ein Spiel. Im International Pathway Program geht es jeden Tag studenlang nur um Football. Du lebst dort eigentlich wie ein professioneller Sportler, der zurzeit Free-Agent (vertragsloser Spieler, Anm. d. Red.) ist. Es ist die Vorbereitung auf das Profi-Leben. Der größte Unterschied ist aber eigentlich die Geschwindigkeit des Spiels und, dass man viel mehr wissen muss.
Sie haben sehr spät mit American Football begonnen und sich doch auf Anhieb überall durchgesetzt. Was war dafür entscheidend?
Bada: Ich habe immer viel trainiert und habe immer an mich geglaubt. Ich habe nie groß von meinen Zielen erzählt, sondern habe es immer gemacht. Während andere am Sonntag nach dem Spiel auf der Couch lagen, bin ich auf das Feld gegangen und hab weitertrainiert. Man muss so viel mehr geben als die Konkurrenten, um sich durchsetzen zu können.
Nun sind Sie zusammen mit Namen wie Jakob Johnson oder Moritz Böhringer ein Vorbild für die Fans und Spieler in Deutschland. Was würden Sie einem jungen Football-Spieler raten, um erfolgreich zu werden?
Bada: Man muss Football leben. Der leichteste Weg ist natürlich über die Highschool oder das College in den USA. Man muss sich das Wissen aneignen, hunderte Videos tausende Male anschauen. Wenn andere in meinem Alter beim Feiern waren, war ich draußen auf dem Feld und habe trainiert. Aber wenn man es wirklich will, schafft man es auch.
Und haben Sie selbst ein Vorbild aus der NFL, dem Sie stets nachgeeifert haben?
Bada: Meine Vorbilder waren Markus Kuhn, Björn Werner oder Kasim Edebali. Markus Kuhn zum Beispiel war so lange in der Liga und hat es wirklich geschafft, sich einen Namen zu machen.
Mit welchem Spieler aus der NFL würden Sie Ihren Spielstil am ehesten vergleichen?
Bada: Ich würde da zum Beispiel Chris Jones nennen. Er kann wie ich Defensive End und Defensive Tackle spielen und von ihm schaue ich mir am meisten Videomaterial an.
Wie schwierig wird es für Sie, so weit entfernt von München, Ihrer Familie und Ihren Freunden zu leben?
Bada: Ich habe mir diesen Weg ausgesucht und mir diesen Schritt auch gut überlegt. Nichtsdestotrotz wird es schwer für mich ohne meine Familie und meine Freunde, aber die NFL ist mein großes Ziel und das ist es mir wert.
Was ist Ihr Karriereplan für die nächsten Jahre? Wie lange brauchen Sie Ihrer Einschätzung nach, um sich in der NFL zurechtzufinden?
Bada: Ich hoffe natürlich dieses oder spätestens nächstes Jahr in den regulären Kader zu kommen. Ab dem Zeitpunkt möchte ich mich über die Special Teams zum Ersatzspieler zum Stammspieler und so weiter hocharbeiten. Ich habe es jetzt so weit geschafft, jetzt will ich es richtig wissen.
Sie haben im Gespräch mit der "Sportschau" mal gesagt, Sie hätten keinen "Plan B". Was macht Sie so sicher, dass Sie sich dauerhaft in der NFL etablieren können?
Bada: Ich glaube einfach an mich. Ich habe solange gekämpft, um in die NFL zu kommen und verfolge Plan A so diszipliniert wie möglich. Man muss an Plan A so sehr glauben, da würde ein Plan B nur ablenken.