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Blau-gelbe Parallelen: Sechzig vor dem Topspiel gegen Dresden

Es wird ein echter Knaller im Grünwalder Stadion - hoffentlich nur im sportlichen Sinne. Wenn Dresden bei Sechzig antritt, hat der Klub mehr als sportliche Probleme dabei. Aber die Fanszene ist nicht untätig.


Von Ruben Stark

München - Bei Dynamo Dresden haben gerade zwölf Festwochen begonnen. Am Ende derer steht der 70. Geburtstag des Traditionsklubs - und auch ein sportlicher Aufschwung? Er wäre willkommen für den Zweitliga-Absteiger, der mit hohen Ansprüchen in die Saison gestartet war, diesen aber bislang nicht gerecht wird.

Ein Mittelfeldplatz mit 27 Punkten nach 19 Spielen ist nicht das, was in Sachsen für Begeisterung sorgt. Er führt eher zu bohrenden Fragen. Zuvorderst an Trainer Markus Anfang, dessen Verpflichtung aufgrund seiner Strafe wegen eines gefälschten Impfpasses ohnehin geräuschvoll ablief.

Als "Skandal-Coach" betitelt, waren das keine guten Vorzeichen für den 48-Jährigen. Dennoch brachte Anfang die Schwarz-Gelben nach dem 3:4-Fehlstart gegen den TSV 1860 in die Spur. Nach dem elften Spieltag ereilte die Dynamos aber wie Sechzig eine Herbstkrise, gar sieben Partien blieb Dresden ohne Sieg und der Trainer geriet in den Fokus. Eine Parallele zu den Löwen. Und nicht die letzte.

Hatte Michael Köllner zuletzt gegen den FSV Zwickau ein Job-Endspiel, so war auch Anfang beim VfB Oldenburg (3:1) gehörig unter Zugzwang. In beiden Fällen gab es den Befreiungsschlag und beim Dresdner Trainer auch ein Bekenntnis seines Sportchefs.

"Grundsätzlich ist die Überzeugung da, dass wir in der Konstellation sehr gut aufgestellt sind", hatte Ralf Becker in Oldenburg bei Magentasport gesagt und angefügt: "Klar sind die Ergebnisse nicht zufriedenstellend, und du brauchst nun einmal Ergebnisse. Du brauchst aber grundsätzlich auch eine Überzeugung und wir haben die, dass wir mit Markus Anfang als verantwortlichen Trainer genau den Richtigen haben."

Da aber die von Köllner zuletzt zitierten "Mechanismen" des Geschäfts weiter gelten, bleibt der Rückrundenauftakt am Montag im Grünwalder Stadion (19 Uhr) auch sportlich ein Hochrisikospiel. Wer verliert, bekommt eine neue Debatte gleich obendrauf. Becker erklärte nämlich noch: "Tatsache ist, dass wir unseren Ansprüchen hinterherhängen."

Beim Blick auf die Rangliste mit sechs Zählern Abstand zu Sechzig und neun auf den Dritten Saarbrücken wissen alle beim achtmaligen DDR-Meister, dass nur eine Serie neue Hoffnung auf die direkte Zweitliga-Rückkehr schüren würde. "Wir arbeiten jede Woche daran, die Statistik zu verbessern", betonte Becker.

Einer, dem dabei nichts vorzuwerfen ist, ist Offensivwirbler Ahmet Arslan. Der 28-Jährige hat schon zehn Saisontreffer erzielt. Die beiden eigentlichen Torgaranten halten da bei weitem nicht mit. Manuel Schäffler, der langjährige Ex-Löwe, und Stefan Kutschke, der gebürtige Dresdner, kommen nur auf vier bzw. drei Treffer.

Zwei ähnliche Fälle wie Sechzigs Martin Kobylanski, der wegen seiner Wadenverhärtung auch am Donnerstag nicht mit der Mannschaft trainierte. Mit großen Erwartungen geholt, aber gehörig Luft nach oben.

Sechzig gegen Dresden, da gehört Hochrisiko aber noch aus anderen Gründen hinzu. Das Team aus Elbflorenz wird von mindestens 1500 Fans begleitet, das Kontingent sei vollständig abgerufen und verkauft worden, heißt es von 1860. Zudem eilt den Dynamo-Anhängern ja ein miserabler Ruf voraus, ob wegen ausufernder Pyro-Nutzung oder wiederholter Ausschreitungen. Mittlerweile regt sich dagegen innerhalb der eigenen Fanszene großer Widerstand.

Das Sechzig-Spiel ist insofern auch ein Indikator, wie weit die reinigenden Bemühungen gediehen sind. Bei einer Debatte der "Sächsischen Zeitung" berichtete Geschäftsführer Jürgen Wehland etwa über den Dialog mit den Anhängern. "Wir sitzen regelmäßig mit ihnen an einem Tisch" Entscheidend sei: "Schaffen wir es, die Fans wirklich einzubeziehen?" Damit die Dynamo-Festwochen nicht nur auf dem Papier ein Anlass zur Freude sind.