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AZ-Interview mit Tuva Hansen: "Ich bin hier, um zu gewinnen"

Vor dem Viertelfinale in der Champions League gegen Arsenal London spricht die Norwegerin über ihren Start beim FC Bayern, den Frauenfußball in Skandinavien - und ihr Leben als Hunde-Mama.


Sie spielt eigentlich immer: Tuva Hansen kam im vergangenen Winter aus Norwegen nach München und hat sich dort sofort einen Stammplatz erobert.

Sie spielt eigentlich immer: Tuva Hansen kam im vergangenen Winter aus Norwegen nach München und hat sich dort sofort einen Stammplatz erobert.

Von Victoria Kunzmann

AZ-Interview mit Tuva Hansen: Die 25-jährige Norwegerin wechselte im vergangenen Januar vom SK Brann Kvinner nach München. Dort hat die meinungsstarke Verteidigerin einen Vertrag bis 2026 unterschrieben.


AZ: Frau Hansen, lassen Sie uns über den Start in München bei den Bayern-Frauen sprechen: Wie gefällt Ihnen München, das neue Umfeld?
Tuva Hansen: Ich habe mich in den Klub verliebt. Er ist einzigartig - und die Mädels sind herzlich. Ich habe das Gefühl, dass es eine einzigartige Chance für mich ist. Die Mädels spielen wirklich auf einem hohen Niveau und ich habe das Gefühl, dass es eine tolle Gruppe ist. Ich fange an, mich wie zu Hause zu fühlen.

Auf den Hund gekommen: Tuva Hansen mit Cockapoo-Dame Vilja.

Auf den Hund gekommen: Tuva Hansen mit Cockapoo-Dame Vilja.

Haben Sie schon ein paar Orte in München entdeckt?
Ich hatte noch nicht viel Zeit, weil wir viel gereist sind. Aber es ist schön hier, das Wetter ist schon besser als in Bergen, wo ich herkomme. Ich mag es wirklich hier.

Sprechen Sie schon ein paar Wörter deutsch?
Ich versuche es zu lernen. Mir kann bisher niemand erklären, wann "der", "die" oder "das" benutzt werden. Das ist wahrscheinlich das Schwierigste an der Sprache.

Sie haben in den letzten Partien immer durchgespielt. Es scheint, als hätten Sie den perfekten Start beim FC Bayern gehabt.
Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich geschätzt werde. Es macht natürlich Spaß, etwas beizutragen, aber ich hätte nicht erwartet, dass ich am Anfang so viel spiele. Ein paar Mitspielerinnen sind verletzt, so habe ich sehr schnell die Gelegenheit bekommen und es war eine gute Chance, mich an das Tempo zu gewöhnen.

Wie unterscheidet sich Fußball beim FC Bayern von dem in Ihrer Heimat Norwegen?
Das Spiel ist körperbetonter und das Niveau der Mannschaften, die hinter uns stehen, ist höher. Alles ist hier schneller und stärker. Wir müssen also in jedem Spiel unser Bestes geben, denn wir müssen jede Partie gewinnen.

Es gibt wahrscheinlich auch Dinge, die es Ihnen hier leicht machen. Zum Beispiel die Verbindung zu Bayern-Trainer Alex Straus, der früher Ihr Trainer beim SK Brann war.
Die Taktik und seine Philosophie sind immer noch gleich. Aber er hat sich als Trainer weiterentwickelt. Es ist wirklich schön zu sehen, dass er noch derselbe Mensch ist wie in Bergen.

Jetzt folgen die großen Spiele, zuerst am Dienstag (18.45 Uhr/DAZN) gegen Arsenal in der Allianz Arena. Was erwarten Sie vom Spiel?

Ich kann es kaum erwarten. Die Allianz Arena ist toll, ich war gerade erst dort, um mir eine Partie der Männer anzusehen. Stimmung und Fans sind cool. Es wird ein anderes Spiel als sonst, auch weil wir auf Arsenal treffen - ich weiß, wie gut sie sind. Es wird ein ausgeglichenes Spiel auf gutem Niveau, und wir werden zeigen, wozu wir hier sind.

Nehmen Sie die Atmosphäre in einem Stadion denn eigentlich wahr, wenn Sie spielen?
Ja, zu hundert Prozent. In meiner Wahrnehmung ist das Sprichwort vom zwölften Mann absolut zutreffend. Gerade, wenn wir in einer Partie Schwierigkeiten haben, und ganz besonders, wenn es ein ausgeglichenes Spiel ist. Man hat viel mehr Energie, wenn man die Fans schreien hört.

Wie nehmen Sie die Fans auf dem FC Bayern Campus wahr?
Sie sind sehr laut. Man hat das Gefühl, es sind mehr, als es in Wirklichkeit sind. Das ist cool. Es ist einfach schön, Leute zu sehen, die dich unterstützen und deinen Namen kennen. Kleine Kinder, die dich als Vorbild sehen. In diesen Minuten ist es ziemlich cool, Fußballerin zu sein.

Sie sind Teil einer Fußball-Familie, Ihr Bruder, Ihre Schwester spielen auch. Kommen sie Sie bei einem der großen Spiele besuchen?
Ja, sie kommen für die ganze Woche vorbei, darauf freue ich mich schon sehr.

Sie sind auch eine stolze Hunde-Mama, posten in den sozialen Medien gern Bilder Ihrer Hündin Vilja, die auch mit Ihnen nach Deutschland gekommen ist. Wie viel Zeit haben Sie denn aktuell für sie?
Ich würde natürlich gerne mehr Zeit mit ihr verbringen. Aber ich weiß, dass die Leute, die sie waschen und sich um sie kümmern, sehr lieb sind. Viele Menschen hier wollen sich um sie kümmern. Ich weiß also, dass sie eine gute Zeit hat - auch wenn ich nicht immer da bin.

Skandinavien bewirbt sich für die Frauenfußball-EM 2025. Warum wäre die EM in Norwegen so wichtig?
Es ist eine Chance für uns, wirklich zu zeigen, was wir können. Auch unseren Familien, Freunden und Fans, den Kindern und allen Menschen in Norwegen und den anderen Ländern zu beweisen, dass wir gut Fußball spielen können. Es ist interessant, die Entwicklung im Spiel, bei den Medien und bei den äußeren Bedingungen zu sehen. Wir brauchen es, dass wir der Welt zeigen, was wir tun.

Worin besteht der Unterschied zwischen dem Frauenfußball in Deutschland und in Norwegen?
In den letzten Jahren ist das Interesse am Frauenfußball in Norwegen stark gewachsen. Ich denke, es hängt vom Verein ab. Beim FC Bayern ist alles sehr professionell, bei anderen Vereinen mag das anders sein. Und ich möchte wirklich sagen, dass es in Norwegen gut ist, aber es kann noch besser werden.

Was kann noch besser werden?
Die äußeren Bedingungen, das medizinische Team, das Personal, das Team um die Mannschaft herum. Aber das hängt vom Verein ab. In Bergen hatten wir all diese Dinge. Aber es ist immer noch ein langer Weg.

Sie haben eine Fußballpräsidentin in Norwegen, Lise Klaveness, die sehr politisch ist, etwa die WM in Katar direkt kritisierte, ihre Meinung sagt. Ist sie eine Heldin für den Frauenfußball oder für den Fußball im Allgemeinen?
Ich kenne sie, sie ist so ein guter Mensch, der der Welt viele tolle Werte zeigt. Es ist einfach, sie zu unterstützen, weil sie gute Arbeit leistet. Ich habe großen Respekt vor ihr, weil sie ein paar ziemlich gute Sachen gemacht hat - und dabei immer noch sehr bodenständig ist.

Was sind Ihre Ziele? Was wollen Sie mit München erreichen?
Ich will den Pokal gewinnen, ich will die Liga gewinnen, ich will die Champions League gewinnen. Das klingt vielleicht komisch, aber ich bin hier, um zu gewinnen. Das will ich mit dem Verein erreichen.