Vor Finale gegen Ludwigsburg
Alba Berlin ist der Thronfolger der Bayern-Basketballer
26. Juni 2020, 6:17 Uhr aktualisiert am 26. Juni 2020, 6:17 Uhr
Ungeschlagen und als klarer Favorit geht Berlin ins Meisterfinale gegen Ludwigsburg. Baiesi: "Alba verdient sich meinen Respekt".
München - Wenn Alba Berlin es am Sonntag tatsächlich schaffen sollte, die Finalserie für sich zu entscheiden und die Meistertrophäe in die Höhe zu stemmen, wird Daniele Baiesi nicht dabei sein. Nicht etwa, weil der Sportdirektor des FC Bayern Basketball es nicht ertragen könnte, den wahrscheinlichen Thronfolgern des gestürzten Meisters bei ihrem großen Triumph ausgerechnet in der eigenen Halle im Audi Dome zuschauen zu müssen.
Nein, Baiesi hat schlicht wichtigere, persönliche Dinge zu regeln, wofür er am Wochenende in Italien weilt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie, die seine Heimatstadt Bologna besonders schwer getroffen hat, war er dort "seit einem halben Jahr nicht mehr".
FCBB-Konkurrent Berlin kann Saison am Sonntag mit Double krönen
Baiesi wird die mögliche Thronbesteigung Berlins - sozusagen im Wohnzimmer der Bayern - also verpassen. "Wenn sie die Trophäe hier holen, hätte ich damit kein Problem", versicherte er vor seiner Abreise. Alba Berlin verfolge schließlich "mit Entschlossenheit und Integrität eine klare Linie". Wenn bei "Teams die richtigen Leute am Werk sind und die richtigen Dinge getan werden, haben sie sich das verdient und damit auch meinen Respekt", sagte Baiesi.
"Manchmal brauchst du einen Realitätscheck", resümierte er das frühe Viertelfinal-Aus seiner Bayern: "Wir hätten besser sein müssen."
Wie genau, das macht Alba den Bayern beim Geister-Meisterturnier trotz der außergewöhnlichen Umstände eindrucksvoll vor. Der Pokalsieger, der bereits im Cup-Wettbewerb das Schwächeln des FCBB und dessen Achtelfinal-K.o. zum Titelgewinn genutzt hatte, könnte die Saison nun sogar mit dem Double krönen. Berlin geht jedenfalls ungeschlagen und als klarer Favorit in das Final-Hinspiel am Freitag (20.30 Uhr/Magenta Sport) gegen Bayern-Bezwinger Ludwigsburg.
Alba-Geschäftsführer Baldi: "Wir wollen uns auch mal belohnen"
Der Respekt der Berliner vor ihrem Finalgegner ist dennoch groß. "Kein Team europaweit, das schon mal die Erfahrung mit Ludwigsburg gemacht hat, wünscht sich, gegen Ludwigsburg zu spielen", sagte Geschäftsführer Marco Baldi: "Es geht aber nicht ums Wünschen, sondern um den Titel. Dafür haben wir zwei Spiele, da müssen wir alles in die Waagschale werfen, um erfolgreich zu sein." Nachdem Alba in den vergangenen beiden Jahren jeweils an Bayern scheiterte, soll im dritten Playoff-Finale in Folge endlich die ersehnte Meisterschaft her. Es ist für das Team von Trainer Aito Garcia Reneses die siebte Titelchance binnen drei Jahren, die Berlin bislang nur zum Pokalsieg im Februar nutzte.
Nach zwölf Jahren soll nun endlich die insgesamt neunte Meisterschaft her. "Der Hunger ist groß", sagte Baldi: "Wir haben immer bis zum Ende mitgespielt, jetzt möchte man sich auch mal belohnen."
"Es wird sehr schwer. Sie spielen mit großartiger Intensität, sie sind physisch sehr gut", sagte Reneses. Davon konnte sich Berlin in der Vorrunde selbst überzeugen. Mit 97:89 entschied Alba das umkämpfte Duell um den Gruppensieg in der Schlussphase für sich. Dieser Sieg "hat auch dazu beigetragen, dass die Brust eine gewisse Breite bekommen hat", sagte Baldi. "Ludwigsburg wird uns aber nicht spielen lassen, sie zerstören Spiele. Sie gehen ohne Rücksicht auch auf eigene Verluste zu Werke - ein sehr schwieriger Gegner."
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