SSV Jahn Regensburg
Jahn-Sportchef Keller: Ausschreitungen der Fans in Haching "auf das Schärfste zu verurteilen"
22. Dezember 2014, 19:45 Uhr aktualisiert am 22. Dezember 2014, 19:45 Uhr
Es war die 74. Minute im Spiel des SSV Jahn Regensburg bei der SpVgg Unterhaching, als einige der mitgereisten Jahnfans die Kontrolle über sich verloren. Die Hachinger hatten gerade binnen sieben Minuten einen 0:2-Rückstand in eine 3:2-Führung gedreht und damit die Situation des Jahn im Tabellenkeller immens verschärft.
Was dann folgte, waren unschöne Szenen im Gästeblock. Ein Teil der Regensburger Fans versuchte, den Platz zu stürmen. Eines der Tore, die den Durchgang zum Spielfeld versperren, öffnete sich plötzlich und die Anhänger konnten in den Innenraum gelangen. Eine Reihe an Ordnern versuchte, die aufgebrachten Fans zurückzuhalten, was im Großen und Ganzen auch gelang. Einer der Ordner ging allerdings aus dem Gewühl heraus plötzlich zu Boden. Gezielte Faustschläge haben ihn niedergestreckt. Der betreffende Ordner hat Strafanzeige erstellt.
Schmähgesänge gegen Torwart Loboué und Sportchef Keller
Doch das waren nicht die einzigen negativen Vorkommnisse, die sich die Regensburger Fans bei der Auswärtsfahrt leisteten. Schon beim Aufwärmen verhöhnten sie Torhüter Stephan Loboué, der sich eine Woche zuvor nach der Heimniederlage gegen die Stuttgarter Kickers (0:2) in einem TV-Interview kritisch über den eigenen Anhang äußerte. Während der gesamten 90 Minuten wurde der Schlussmann beschimpft, ausgepfiffen und niedergemacht. Ob das im Sinne des Vereins ist, der im Kampf um den Klassenerhalt jeden Mann, vom Fan über jeden Spieler bis zu den Verantwortlichen brauchen kann, muss stark bezweifelt werden.
Und dann kamen die schon fast nicht mehr wegzudenkenden "Keller raus"-Rufe. Schon auf dem Weg zum Stadion haben die Fans mit Schmähgesängen gegen den Sportchef auf sich aufmerksam gemacht, wie mitgereiste Fans bestätigen. Das einfache "Keller raus" war davon allerdings noch das niveauvollste. Es gab Gesänge, die weit unter die Gürtellinie zielten, in diesem Ausmaß nicht mehr nachvollziehbar waren und deshalb hier auch nicht zitiert werden. Und zu allem Überfluss hat sich Trainer Christian Brand nach dem Spiel im Interview mit dem BR auch noch unglücklich ausgedrückt: "Ich habe neben Hachinger Leuten nur Kriminelle gesehen, die unschuldige Leute zusammenschlagen."
Keller: "Ausschreitungen nicht zu tolerieren."
Der Verein sah sich deshalb am Montag dazu gezwungen, in einer Pressemitteilung Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. "Was in Unterhaching fanseitig passiert ist, war letztlich der Tiefpunkt eines sportlich miserablen Halbjahres. Emotionen, auch negativer Art, gehören zum Fußball dazu. Aus unseren jungen Fans spricht derzeit die blanke Angst und der tiefe Frust, dass ihr Jahn in der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden droht und in ihren Augen nichts dagegen getan wird", hat Christian Keller durchaus Verständnis für die Gemütslage der Jahnfans, macht aber auch ganz deutlich: "Dabei darf aber keine Gewalt angewendet oder sogar Menschen verletzt werden. Die Ausschreitungen und die Verletzung des Ordners sind daher nicht zu tolerieren und auf das Schärfste zu verurteilen." Der Verein versuche derzeit, Kontakt zum verletzten Ordner aufzunehmen und sich bei ihm für die Vorfälle zu entschuldigen.
Christian Brand lässt sich in der Mitteilung zitieren: "Es ist mir ein wichtiges Anliegen, klarzustellen, dass ich mit meiner Aussage im Bayerischen Rundfunk unmittelbar nach dem Spiel nicht unsere Fans im allgemeinen, sondern explizit den oder die Täter gemeint habe, die unter Ausübung von Gewalt versucht haben, in den Innenraum zu gelangen und dabei den Ordner verletzt haben. Dass meine Aussagen fehlinterpretiert werden konnten, tut mir leid. Wir, der Verein und vor allem die Mannschaft, brauchen in der Rückrunde die volle Unterstützung unserer Fans. Das große Ziel Klassenerhalt können wir nur gemeinsam erreichen."