Neuer Torhüter beim SSV Jahn
Kevin Kunz: "Mich reizt das Tohuwabohu um den Fußball"
20. Februar 2020, 11:55 Uhr aktualisiert am 20. Februar 2020, 12:14 Uhr
Torhüter Kevin Kunz ist im Winter zum SSV Jahn Regensburg gewechselt. Was waren die Gründe und wie geht er mit seiner Rolle als Nummer drei um?
Es ging relativ schnell Ende Januar. Am 28. Januar, dem Tag des Heimspiels gegen Hannover 96, hat Torhüter Kevin Kunz einen Vertrag beim Fußball-Zweitligisten SSV Jahn Regensburg unterschrieben. Erst fünf Tage vorher hatte der Verein Kontakt zu ihm aufgenommen. "Nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen war relativ schnell klar, dass es auf beiden Seiten ganz gut passt”, berichtet Kunz. Er hatte von Beginn an ein gutes Gefühl - und Kunz ist durchaus ein Gefühlsmensch, ein emotionaler Typ.
"Der Verein, die Stadt - das hat für mich einfach gepasst", sagt Kunz über seine Gründe für den Wechsel in die Domstadt. "Auch die Mentalität in der Mannschaft und die Spielweise passen zu mir. Ich bin eher ein Fußball-Arbeiter", so seine Beschreibung.
Eineinhalb Jahre hatte Kunz zuvor in Lustenau in der zweiten österreichischen Liga gespielt. Dort war er der Stammtorhüter, bis ihn eine Bauchmuskelzerrung in den letzten Spielen vor der Winterpause zum Zuschauen zwang. In Lustenau waren sie mit großen Ambitionen in die Saison gestartet, wollten oben angreifen. Als zur Winterpause der Rückstand auf die Tabellenspitze aber schon beträchtlich war, hat der Verein Spielern mit anderen Optionen keine Steine in den Weg gelegt. Da kam für Kunz der Anruf aus Regensburg gerade recht, zumal er ohnehin gerne wieder zurück nach Deutschland wollte.
Suche nicht einfach
In Regensburg haben sie nach einem Ersatz für die Nummer drei André Weis gesucht, der sich im Winter dem Drittligisten Viktoria Köln angeschlossen hat. "Es war nicht ganz einfach, den Spieler zu finden, den wir uns vorgestellt haben", gibt Trainer Mersad Selimbegovic zu. Denn der Jahn wollte an der Hierarchie unter den Torhütern zunächst nichts verändern und suchte daher eine Nummer drei, die diese Rolle akzeptiert, gleichzeitig aber auch charakterlich passt und sportlich Druck auf die Konkurrenten ausüben kann.
"Kevin bringt alle Eigenschaften mit, die wir gesucht haben", sagt Selimbegovic und ist zufrieden, wie sich der Keeper in seinen ersten Wochen präsentiert hat: "Er gibt im Training Gas und hat eine richtig gute Ausstrahlung. Er hat sich in der Mannschaft schnell viel Respekt erarbeitet durch seine Leistungen im Training und seine Präsenz in der Kabine." Letztens, als die Mannschaft im Training ein Turnier gespielt hat, sei Kunz einer der Initiatoren gewesen, dass sich das Siegerteam "freut, als hätten sie gerade einen Pokal gewonnen", so der Jahn-Coach. "Er liebt es zu gewinnen, verlieren mag er dagegen gar nicht."
Keine Veränderung in der Hierarchie
Während der laufenden Saison wollte Selimbegovic an die Hierarchie im Torhüter-Team nicht ran. "Es ist nicht empfehlenswert, ohne Not in dieses funktionierende Gefüge einzugreifen", sagt er. Im Sommer wird der Kampf dann aber neu eröffnet. "Die anderen beiden sehen auch, dass Kevin richtig gut trainiert", sagt der Trainer. Fürs Erste fügt sich Kunz dieser Rolle. "Am Anfang habe ich schon ein bisschen überlegt, Nummer drei hört sich im ersten Moment schon krass an", sagt er. "Da ich neu bin, ist es den anderen beiden, die es die ganze Saison schon gut machen, gegenüber aber auch einfach gerecht, dass ich meine Rolle annehme und die beiden möglichst gut unterstütze", sagt er. Zumal die 2. Liga in Deutschland für Kunz auch Neuland ist. "Ich werde mich hinten anstellen und mich akklimatisieren. Dann wird man sehen, was die Zeit bringt", so seine Einschätzung. Spielpraxis soll er in der restlichen Saison auch bei Gelegenheit in der Bayernliga-Mannschaft des Jahn sammeln. Klar ist für ihn aber auch: "Ich möchte natürlich nicht ewig die Nummer drei bleiben, dafür bin ich viel zu viel Sportler."
Und ein Vollblutfußballer ist er, auch deshalb wollte er zurück nach Deutschland. In Österreich, vergleicht er, werde versucht mehr spielerisch zu lösen. "Der Fußball ist ein ganz anderer. In Österreich wird weniger körperlich gespielt. In Deutschland stellt man auch mal um, schlägt lange Bälle, geht auf die zweiten Bälle - und wenn man die nicht kriegt, dann rumpelt's", sagt er. Das habe er in Österreich vermisst, ebenso die vollen Stadien. Rund 2.000 kamen im Schnitt zu den Lustenauer Heimspielen - und damit war der Verein schon vorne dabei bei den Zuschauerzahlen der zweiten Liga. "Mich reizt dieses Tohuwabohu rund um den Fußball wieder - dass du zuhause von 10.000 Fans gepusht und auswärts von 10.000 Fans beleidigt wirst."
Torhüter mit Macken? "Da würde ich mich dazu zählen"
Kunz ist ein emotionaler Typ. Vielen Torhütern wird nachgesagt, auch gewisse Macken zu haben. "Da würde ich mich auch dazu zählen, ich bin jetzt nicht der normalste Mensch auf der Welt", sagt er mit einem Schmunzeln, um sogleich anzufügen: "Ich denke, man kann es aber auch ganz gut mit mir aushalten." Er beschreibt sich selbst als "schon auch ein bisschen verrückt. Das macht mich irgendwo aus, das hatte ich auch früher in der Schule schon."
Emotional kann's auch beim Jahn werden. Kunz hat in der Vergangenheit schon dreimal gegen den Jahn gespielt. "Und keinmal gewonnen, wenn ich mich richtig erinnere", sagt er. Richtig - denn in drei Spielen mit Großaspach oder Chemnitz, in denen er spielte, gab es drei Niederlagen. "Es war immer sehr schwierig, als Gegner nach Regensburg zu kommen. Man weiß, der Jahn ist sehr kampfeslustig, haut sich in die Zweikämpfe rein und nimmt das Publikum mit. Ich glaube, keiner spielt hier gerne", findet er.
Nun hat er den Verein auch schon ein bisschen von innen kennengelernt. "Ich wurde super aufgenommen und der Club macht einen sehr guten Eindruck, wirkt glaubwürdig und bodenständig. Man merkt einfach, dass hier über Jahre sehr gute Arbeit geleistet wird." Auch Regensburg hat er schon ein bisschen erkundet. "Die Stadt wirkt jetzt im Winter schon sehr schön. Da kann ich mir ungefähr vorstellen, was hier im Sommer los ist. Darauf freue ich mich", sagt er. Ohnehin ist er in seiner Freizeit gerne viel draußen unterwegs, geht spazieren, fährt mit dem Fahrrad oder spielt auch mal eine Runde Golf - sein Handicap: 26,5. Während der Fußballsaison liegt sein Hauptfokus aber klar auf dem Fußball - und hier will er im Jahn-Torhüterteam seinen Teil zum Erfolg beitragen.