Löwen-Trainer gestresst

Winter-Härte beim TSV 1860: Daniel Bierofka wird strenger


Unzufrieden mit den Auftritten seines Teams in jüngster Zeit: Löwen-Trainer Daniel Bierofka.

Unzufrieden mit den Auftritten seines Teams in jüngster Zeit: Löwen-Trainer Daniel Bierofka.

Von Markus Giese

Trainer Daniel Bierofka geht seine Löwen in letzter Zeit schärfer an. "Die Bissigkeit vor dem Tor müssen wir vielleicht im Training reinprügeln", wütet er nach dem 0:0 in Köln. Die Doppelbelastung stresst ihn.

Rückblick: "Mit dem Einsatz und der Bereitschaft meiner Mannschaft war ich zufrieden", sagte Daniel Bierofka nach der 0:1-Auftaktpleite des TSV 1860 in der Dritten Liga Ende Juli beim 1. FC Kaiserslautern.

"Ich habe einige Sachen gesehen, die mich positiv stimmen", verkündete der Löwen-Trainer Mitte August beim 0:1 gegen den KFC Uerdingen. Oder Ende September, nach Sechzigs 1:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden: "Ich stelle mich immer vor meine Mannschaft, aber ohne diese Gier - da haben wir es nicht verdient."

Daniel Bierofka - der Ton wird schärfer

Betrachtet man jüngere Aussagen des Coaches der Giesinger, so fällt auf: Bierofkas Tonart hat sich deutlich verändert. "Es gibt Feuer", wütete der 39-Jährige zuletzt nach dem 2:3 beim Karlsruher SC Ende November: "Man kann verlieren, das ist in Ordnung." Aber nicht ohne "Persönlichkeit und Charakter", was er seiner Elf dabei phasenweise abgesprochen hatte: "So kann man nicht Fußball spielen in der Dritten Liga."

Martialisch wurde es auch bei Bierofkas aktuellster Einschätzung nach dem enttäuschenden 0:0 bei Fortuna Köln. Der TSV verpasste es nicht nur, in knapp 40 Minuten Überzahl gegen zuvor kriselnde Kölner einen Treffer zu erzielen. Auch beim Erspielen der eigenen Möglichkeiten hatten laut des 1860-Trainers "die letzte Konsequenz" und "Biss" gefehlt, weshalb er in aller Deutlichkeit über die schlechte Chancenverwertung ergänzte: "Das zieht sich durch die ganze Saison. Die Bissigkeit vor dem Tor müssen wir vielleicht im Training reinprügeln."

Markige Worte - ist das Bierofkas winterliche Härte?

Unter die Raufbolde wird der Chefcoach nicht gehen. Dennoch ist unverkennbar: Bierofka packt seine Löwen - auch aufgrund verschiedener Defizite - nicht mehr so sachte an. Die Doppelbelastung, bestehend aus Trainerjob auf Giesings Höhen und Lehrgang für die Fußballlehrer-Lizenz sorgt beim 1860-Dompteur für zusätzlichen Stress.

"Momentan ist es schon extrem", sagte Bierofka im Oktober: "Ich muss einfach funktionieren - Augen zu und durch." Zuletzt durfte er sich über eine kurze Auszeit in Hennef freuen, nach dem Gastspiel in Köln genoss der Ex-Bundesligaprofi allerdings keinen freien Tag wie seine Mannschaft, sondern blieb gleich am Rhein für den nächsten Lehrgang.

Drückt der Konkurrenzkampf auf den Teamgeist?

Dem letztjährigen Regionalligatrainer dürfte darüber hinaus gewaltig aufstoßen, wie bei seinen Kickern in den Wochen vor der Winterpause die Ergebnisse nicht mehr stimmten und die Sechzger ihre Spielfreude vermissen ließen. Der vielgelobte Teamgeist der vergangenen Saison sei - laut Bierofka - zwar noch vorhanden. Die vielen Neuzugänge um Stürmer Adriano Grimaldi und Co. haben aber auch einen neuen Konkurrenzkampf entfacht, der im Optimalfall alle Beteiligten zu Höchstleistungen anspornt. Aber auch Konfliktpotenzial birgt - etwa das Duell zwischen Sascha Mölders und Grimaldi an vorderster Front.

Entscheidend dafür, wie entspannt Bierofka und seine Löwen in die Winterpause gehen können, ist nun vor allem eines: der Heimspiel-Doppelpack gegen Carl Zeiss Jena (Sonntag) und den 1. FC Kaiserslautern - und die Antwort auf die Frage, ob Bierofkas Winter-Härte Wirkung zeigt.