Dressel, Klassen, Greilinger
Weiß-blaues Tafelsilber: Wie Sechzig mit seinen Jungstars plant
20. September 2019, 6:00 Uhr aktualisiert am 20. September 2019, 6:10 Uhr
Bei den Talenten Dennis Dressel, Leon Klassen und Fabian Greilinger will der TSV 1860 München andere Wege gehen als früher.
München - Auf einem festlich gedeckten Tisch darf es auf keiner Feier fehlen: das Tafelsilber. Im übertragenen Sinne wird es gerne als Bezeichnung für wertvolle, in der Not veräußerte Gegenstände verwendet. Was das Ganze mit den Löwen zu tun hat?
Wenn man so will, blitzt und blinkt es auf Giesings Höhen: Ein Trio an Top-Talenten schickt sich an, den Durchbruch zu schaffen - und schon bald den Absprung? Leon Klassen (19), Dennis Dressel (20) und Fabian Greilinger (19) heißen sie, die heißen Aktien des TSV 1860. Allesamt sind sie, durch ihr Wirken in der laufenden Saison 2019/20, erstmals (stark) in den Fokus gerückt.
Drei Top-Talente beim TSV 1860
"Wir haben Spieler, die man an den Profifußball heranführen und irgendwann gewinnbringend verkaufen kann", erklärt Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel über Sechzigs Top-Talente, denn er weiß: Alle werden nicht zu halten sein.
"Wenn man an Julian Weigl denkt, an die Bender-Brüder oder an Timo Gebhart: Sechzig hatte viele Spieler in den letzten 10, 15 Jahren, die den Verein aufgrund kaufmännischer Gesichtspunkte früh verlassen haben", sagt Gorenzel über die Ex-Löwen Julian Weigl (Borussia Dortmund), Sven und Lars Bender (beide Bayer Leverkusen) und den ersten Abschied von Rückkehrer Gebhart.
Gorenzel gibt sich keinen Illusionen hin: "Der TSV 1860 ist ein Ausbildungsverein und wird es in den nächsten Jahren bleiben - wie 90 Prozent in Fußball-Deutschland."
Bierofka: "Irgendwann kommen die Angebote..."
Trainer Daniel Bierofka, der am liebsten alle seine Junglöwen behalten und entwickeln würde, schlägt im Gespräch mit der AZ ähnliche Töne an: "Es war bei Sechzig schon immer so: Irgendwann kommen Angebote, die nicht mehr ablehnbar sind."
Etwa im Jahr 2002, als der heute 40-Jährige als Spieler zu Bayer Leverkusen wechselte - und den Blauen die Rekordsumme von 4,4 Millionen Euro einbrachte. Der aktuelle Konsolidierungskurs macht es den Giesingern dabei nicht leichter, Youngster mit großem Identifikationspotenzial langfristig an sich zu binden.
Eines müsse sich dennoch dringend ändern. "Unser Ziel muss sein, die Verträge dieser Spieler zu verlängern", meint Gorenzel. Bierofka ergänzt: "Das muss so aussehen, dass die Spieler mindestens noch ein Jahr Vertragslaufzeit haben. Wir dürfen keine Spieler ausbilden, die am Ende umsonst gehen."
Russische Top-Klubs wollten Klassen
Will heißen: Die Klassens, Dressels und Greilingers dürfen nicht schon beim ersten Angebot unter Wert verscherbelt werden. Bei Klassen hat 1860 - schlägt der Wahl-Russe weiter so ein wie zuletzt - vorerst alles richtig gemacht. Trotz mehrerer Angebote der russischen Klubs Zenit St. Petersburg, Rubin Kasan und Rostow, die laut Gorenzel jeweils einen Vertreter zu Verhandlungen geschickt hatten, blieben die Sechzger trotz Finanz-Engpasses hart: "Ich war nicht bereit, Leon für diese Summen zu verkaufen."
Bierofka wie Gorenzel loben den vielseitigen 19-jährigen Außenbahnspieler. "Wir wissen, dass wir ein Riesen-Talent haben", sagt Gorenzel. Bierofka attestiert Klassen "die besten Laufwerte, eine tolle Mentalität, einen tollen Torabschluss und enge Haken auf engstem Raum.". Alles Fähigkeiten, die den Flügelflitzer zu einem aufstrebenden Shooting-Sternchen machen. Wie Gorenzel durchblicken lässt, könne sich Klassens Vertrag (bis 30.6. 2020) wohl per Option um ein Jahr verlängern.
Aber auch bei Spielmacher Dressel (Vertrag bis Juni 2020) und Flügelflitzer Greilinger (Juni 2021) soll es folgendes Entweder-oder sein: Entweder mit den Löwen durchstarten - oder durch entsprechende Vertragsverlängerungen als teure Edition des Tafelsilbers eine ordentliche Ablöse für die Sechzger abwerfen.
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