TSV 1860 siegt gegen Aalen
Von Prinzen und Pfiffen: Die Lehren des Löwen-Siegs
19. Februar 2019, 21:53 Uhr aktualisiert am 19. Februar 2019, 21:53 Uhr
Der 2:1-Sieg der Löwen durch das späte Tor von Owusu über den Tabellenletzten VfR Aalen war "unmenschlich wichtig", sagt Mölders, der an die Fans appelliert: "Wir müssen jetzt zusammen durch".
München - Sechzigs irres Duell mit Schlusslicht VfR Aalen war bereits vorbei, da folgte noch eine entscheidende Szene. "Mölders auf den Zaun, Mölders auf den Zaun!", forderten die Löwen-Fans in der Westkurve nach dem immens wichtigen 2:1-Zittersieg. Nachdem Sascha Mölders die Show im Spiel einem Stürmer-Kollegen überlassen hatte, kam er auch auf den Zaun - und richtete von dort eine denkwürdige Botschaft an alle Löwen.
"Männer, in der Situation, in der wir gerade sind - wir brauchen euch! Wir haben viele junge Spieler. Wir wissen, der Sieg war unmenschlich wichtig", sagte der 33-jährige Stürmer und Routinier, nachdem Daniel Wein und Prince Owusu einen 0:1-Rückstand doch noch in den ersten Heimsieg des Jahres verwandelt hatten. Ein Beleg, dass auch Mölders wusste: Verlierst du gegen den Letzten, rutschst du nicht nur weiter in die Abstiegszone. Gelingt nicht einmal gegen gebeutelte Aalener ein Dreier, ist auch die Stimmung total im Keller.
Sascha Mölders bringt Fans des TSV 1860 zum Beben
Doch Mölders hatte noch nicht fertig, denn: Schon während des Spiels störte er sich an den Pfiffen der Fans anstelle leidenschaftlicher Unterstützung. Der Ex-Bundesligastürmer dazu: "Wenn wir pfeifen - das bringt uns alles nichts." Sein Appell: "Wir müssen jetzt zusammen durch, das ist ganz wichtig." Der Angreifer rundete seinen Auftritt bei den Anhängern mit einem nüchternen "Humba Täterä" ab. Der in der Kurve beliebte, öffentlich aber nur schwer vermittelbare Schlachtruf "Scheiß FC Bayern" inklusive.
Kern der Botschaft war ein anderer: Sechzig ist haarscharf an einer Pleite vorbeigeschrammt, die im restlichen Saisonverlauf in einen Abwärtsstrudel hätte führen können. Und auch künftig wird 1860 von den Rängen Unterstützung statt Unmut brauchen - in vielerlei Hinsicht ein spezieller Mölders-Moment.
Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel lobte Mölders am Montag für seine Ansprache ausdrücklich. "Sascha ist als Führungsspieler ganz stark gefragt. Er marschiert voran, füllt diese Rolle gut aus. Das merkt man in der Kabine, das merkt man auf dem Rasen. Und wenn ein Spieler mit der Reputation eines Sascha Mölders auch noch mal einen Appell an die Fans richtet, ist das sicher positiv", sagte Gorenzel, der sich bei "dem ein oder anderen Fan einen Denkanstoß" erhoffe: "Die Zuschauer wollen Spektakel sehen. Nur: Es ist nicht immer erfolgreich, wenn du den Ball nur nach vorne spielst und nur riskierst." Er habe "Verständnis für die Fans", aber diese müssten "auch Verständnis dafür haben, nicht immer nur blind nach vorne zu stürmen."
Torschütze Owusu: "Der Knoten ist geplatzt"
Auf dem Rasen wurde dem fleißigen, aber selbst vor dem Tor glücklosen Mölders ein Abseitstor aberkannt. Doch es blieb ihm vorbehalten, einen verunglückten Schuss von Nico Karger seinem Nebenmann zu servieren: dem Prince, dem Joker, zum großen Owusu-Moment. "Den Löwen will ich es schenken", sagte der Matchwinner voller Euphorie nach seinem Siegtreffer, der sieben Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang bedeutet: "Der Knoten ist geplatzt, ich habe endlich mein Tor gemacht und hoffe, dass es in den nächsten Spielen so weiterläuft."
Einer hatte seinen Treffer prophezeit, oder vielmehr eingefordert: Daniel Bierofka. "Er meinte, dass ich ein Ding machen werde, dass ich einfach Gas geben und dem Team helfen soll", sagte Owusu hinterher über die Ansage seines Trainers, der bei einer Pleite auch selbst neben dem bereits vorhandenen Prüfungsstress noch mehr unter Druck geraten wäre. So aber konnte Owusus Schlusswort lauten: "Das ist Fußball, dafür leben wir. Das sind die besten Siege."
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