Löwen-Chaos immer schlimmer

TSV 1860: Jetzt droht Ismaik Scharold sogar mit Klage!


Fünf Männer, die nicht immer an einem Strang ziehen: Bierofka, Gorenzel, Ismaik, Reisinger und Scharold (v.l.).

Fünf Männer, die nicht immer an einem Strang ziehen: Bierofka, Gorenzel, Ismaik, Reisinger und Scharold (v.l.).

Von Patrick Mayer / Online

Das Schauspiel von Giesing: Die Tage von Michael Scharold beim TSV 1860 dürften nach der Demission durch Hasan Ismaik wohl gezählt sein. Der Geschäftsführer bekommt nach AZ-Informationen eine ernüchternde E-Mail.

München - Eigentlich könnte einem fast der Appetit vergehen, bei all dem, was auf Michael Scharold, den Geschäftsführer der Löwen, einprasselt von Seiten des Sechzig-Investors Hasan Ismaik.

Aber: Scharold war gerade beim Mittagessen, als die AZ ihn erreichte. "Herr Scharold, wollen Sie zu dem Tohuwabohu Stellung nehmen?" Scharold: "Nein!", lautet die sofortige Antwort. Geklirr von Gläsern und Besteck im Hintergrund. "Also kein Kommentar, Herr Scharold?" Der meint: "Ich bin als Geschäftsführer dazu verpflichtet, dass ich nichts dazu sage, weil es interne Prozesse sind." Sekunden der Stille. "Herr Scharold, trotzdem noch einen schönen Tag." Ein Seufzer: "Ja, danke."

TSV 1860: Brutale Zeiten für Michael Scharold

Es sind brutale Zeiten für den bemitleidenswerten Löwen-Boss an der Grünwalder Straße 114. Nach der Demontage durch Mehrheitseigner Ismaik scheint klar: Seine Tage als Geschäftsführer des TSV 1860 dürften gezählt sein. Eigentlich geht es nur noch um die Frage, wann es so weit ist, nicht ob.

Der Verein sprach ihm zwar am Montagnachmittag das "uneingeschränkte Vertrauen" aus. "Wir schätzen Scharold als fachlich sehr qualifizierten Geschäftsführer. Er ist uns als ein Mann des Ausgleichs bekannt", hieß es in einer Pressemitteilung - inklusive Rüge des Investors: "Die öffentlichen Angriffe Hasan Ismaiks auf den Geschäftsführer verurteilen wir."

Löwen-Bosse: Sportchef Günther Gorenzel, Geschäftsführer Michael Scharold und Präsident Robert Reisinger (v.li.).

Löwen-Bosse: Sportchef Günther Gorenzel, Geschäftsführer Michael Scharold und Präsident Robert Reisinger (v.li.).

Doch der Druck ist gewaltig, wohl erdrückend. Wie die AZ erfuhr, erreichte den Sechzig-Boss eine E-Mail von Ismaiks Unternehmen HAM, in der die Investorenseite Scharold drohte, ihn zu verklagen, sollte er ein zusätzliches (und dringend benötigtes) Sponsoring von Löwen-Partner "die Bayerische" annehmen. Scharold sitzt, bildlich gesprochen, in der Zwickmühle.

Daniel Bierofka will zwei neue Spieler

Nimmt er das Angebot vom Hauptsponsor nicht an, können sich die Sechzger zwei Spieler nicht leisten, deren Verpflichtung Trainer Daniel Bierofka als dringend erforderlich sieht. Für das Ziel Klassenerhalt, wohlgemerkt. Die Zustimmung vom e.V. hat er. Und: Es fehlt wohl nur noch die Unterschrift unter die Verträge.

Es geht um die Ausweitung des Hauptsponsorings von 700.000 Euro auf 1,1 Millionen Euro jährlich sowie einen Erwerb der Namensrechte am Nachwuchsleistungszentrum durch den Versicherer für zwei Jahre über 500.000 Euro. Doch: Was tun? Die Zeit drängt! Nach AZ-Informationen lässt sich Scharold gerade juristisch beraten, welche Konsequenzen welcher Entschluss für ihn haben könnte. Der Schaden ist schon jetzt gewaltig. Auf Nachfrage erklärte der DFB, der den Spielbetrieb in der Dritten Liga organisiert, dass man das, was in München gerade passiert, "zur Kenntnis genommen habe".

Hauptsponsor "die Bayerische" ist irritiert, verharmlost gesprochen. Vorstand Martin Gräfer hatte am Sonntagabend versucht, Scharold mittels Social-Media-Post in Schutz zu nehmen. Und sich prompt die nächste Attacke des so unberechenbaren Investors eingehandelt.

"Wie sich Herr Gräfer seit geraumer Zeit in Szene setzt, geht weit über den Aufgabenbereich eines Sponsors hinaus. Ich sehe Gräfers Worte als reine Provokation", schrieb Ismaik bei Facebook: "Wir lassen uns von der Bayerischen nicht unter Druck setzen und schon gar nicht vorführen."

Günther Gorenzel braucht noch Geld für den Etat

Und die Sportliche Leitung? "Günther Gorenzel benötigt einen Teil der 500.000 Euro, um auf den Etat herunterzukommen, den wir haben müssen. Ich hoffe, dass es dann noch für Verstärkungen reicht", erklärte Coach Daniel Bierofka.

Auch er erhöhte damit den Druck - auf den (Noch-)Geschäftsführer. Welch Zwickmühle.

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