"Lasst die Kurve leer"
TSV 1860 gastiert beim Chemnitzer FC: Fanszene ruft zum Boykott auf
28. August 2019, 13:08 Uhr aktualisiert am 29. August 2019, 14:05 Uhr
Beim Auswärtsspiel des TSV 1860 in Chemnitz steht mal wieder die Politik im Mittelpunkt: Aus Protest gegen den eigenen Klub ruft die Fanszene der Sachsen zum Boykott der Partie auf.
München/Chemnitz - Während der Streit der Gesellschafter in den vergangenen Tagen beim TSV 1860 für mächtig Diskussionsstoff sorgte, versinkt der kommende Gegner Chemnitzer FC zunehmend im Choas. Nun ruft sogar die eigene Fanszene zum Boykott auf!
Schon in den vergangenen Monaten brodelte es bei den Chemnitzern gewaltig, negativer Höhepunkt war die Entlassung von Kapitän und Leistungsträger Daniel Frahn wegen zu großer Annäherung an die rechtsextreme Szene.
Am vergangenen Wochenende kam es beim Auswärtsspiel bei den Amateuren des FC Bayern (2:2) offenbar zu rassistischen und antisemitischen Aussagen seitens einiger Fans. Der Klub verweigerte daraufhin der Mannschaft, sich in der Kurve von den eigenen Anhängern zu verabschieden und erstattete außerdem Strafanzeige bei der Polizei.
Chemnitz-Fans schießen gegen Verantwortliche
Ein Vorgehen, das bei der Chemnitzer Fanszene für Unverständnis sorgt. Sie distanziert sich von den rassistischen Äußerungen, betont allerdings auch, dass es sich dabei lediglich um das Fehlverhalten Einzelner gehandelt habe. Der Verein sorge mit seinen Maßnahmen aber dafür, dass die komplette Fanszene in Verruf gerate und in Sippenhaft genommen werde. "Thomas Sobotzik (Geschäftsführer, d. Red.) und Steffen Wunderlich (Pressesprecher, d. Red.) haben in Kauf genommen, dass der Chemnitzer FC und seine Fans erneut pauschal negativ dargestellt werden", heißt es in einem Statement der Fanszene Chemnitz e.V. auf Facebook.
Um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen, haben die Ultras nun dazu aufgerufen, die Partie gegen die Löwen am Freitagabend (18 Uhr, Magenta Sport und im AZ-Liveticker) zu boykottieren. "Lasst die Kurve leer. Setzt Zeichen. Für die GmbH sind alle Fans aktuell nur lästiger Dreck, der für das eigene Dauerversagen missbraucht wird", schreiben die Ultras in einer Stellungnahme.
Mit der Maßnahme wolle man dafür sorgen, dass der eigene Klub keine Einnahmen mehr von seinen Fans erhalte. Bereits beim vergangenen Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg (0:0) waren zahlreiche Anhänger ferngeblieben.
"Einige Plätze in der Südkurve werden frei bleiben, auch die Stimmung wird sicher darunter leiden. Das akzeptieren wir", sagte Klub-Sprecher Wunderlich dem SID und fügte an: "Wir hätten gerne mit allen Fans unseren ersten Heimsieg in der neuen Saison gefeiert."
Doch nicht nur hinter den Kulissen, sondern auch auf dem Platz ist die Situation für den Aufsteiger derzeit äußerst angespannt. Nach sechs Spieltagen warten die Himmelblauen noch immer auf einen Sieg, aktuell belegt das Team von Trainer David Bergner mit drei Zählern den vorletzten Tabellenplatz.
Bei der so wichtigen Partie gegen den TSV 1860, mit fünf Zählern Tabellennachbar, müssen die Chemnitzer aber wohl erneut auf Unterstützung von den eigenen Rängen verzichten müssen.
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