Sieg in der EM-Qualifikation

Scheibenschießen gegen Estland: Im achten Fußball-Himmel


Die deutschen Spieler Leroy Sané, Torschütze Timo Werner, Julian Draxler, Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Marcel Halstenberg (von links) jubeln nach dem Treffer zum 7:0.

Die deutschen Spieler Leroy Sané, Torschütze Timo Werner, Julian Draxler, Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Marcel Halstenberg (von links) jubeln nach dem Treffer zum 7:0.

Von Guido Verstegen / Online

8:0-Schützenfest! Das DFB-Team fertigt Estland in der EM-Quali locker ab. Es ist der 14. Sieg in einem Qualifikationsspiel hintereinander - Rekord! Neuer: "Wir haben den Gegner einfach niedergespielt."

Mainz - Endlich. Wirklich endlich Urlaub - nix wie weg. Die Saison ist nun endgültig vorbei für die Nationalspieler. Den Abschluss der Spielzeit bildete das unterhaltsame und lockere 8:0 gegen Estland in Mainz.

Eine nette Trainingseinheit im ausverkauften Stadion der Freunde der Fassnacht brachte drei weitere Pflicht-Punkte in der EM-Qualifikation und für Interims-Bundestrainer Marcus Sorg eine weiße Weste. Zwei Spiele in Vertretung des absenten Bundestrainers Joachim Löw, der wegen eines Sportunfalls die Partie zu Hause in Freiburg verfolgte: sechs Punkte, 10:0 Tore.

"Wir haben uns vorgenommen, ein paar mehr Tore zu schießen als gegen Weißrussland. Das haben wir in den ersten 20 Minuten auch gezeigt", sagte Marco Reus. "Ich bin stolz auf das, was wir in den beiden Länderspielen gezeigt haben", ergänzte Kapitän Manuel Neuer: "Man hat gesehen, dass wir den Gegner einfach niedergespielt haben."

DFB-Torfestival gegen Nummer 96 der Weltrangliste

"Es läuft alles und ist gewohnter. Ich freue mich aber, wenn Jogi wieder da ist", meinte Sorg vor dem Anpfiff. Am Spieltag hatte der 53-Jährige zwei Mal mit seinem Chef im Krankenstand telefoniert. Ein Sicherheits-check. Echte taktische Raffinessen werden sie nicht ausgeheckt haben.

Gegen die Nummer 96 der Weltrangliste (im Ranking hinter den Kapverden oder Curacao) trafen Marco Reus (2), Serge Gnabry (2), Leon Goretzka und Ilkay Gündogan (Elfmeter). Timo Werner, im Visier der Bayern, zuletzt aber außer Form und nicht mehr für die Startelf nominiert, kam immerhin noch eine knappe halbe Stunde zum Einsatz und traf in der 79. Minute zum 7:0. Leroy Sané machte noch das 8:0 (88.).

Deutschland im achten Fußball-Himmel. "Das wird eine zähe Kiste, da braucht man Geduld", meinte der frühere DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann, jetzt Experte bei RTL. Für diese Erkenntnis hätte es allerdings keine Expertise gebraucht. Die Esten verteidigten mit einer Fünferkette, davor eine Viererkette, davor ein verteidigender "Stürmer".

Lockeres Scheibenschießen - und ein Rekord

Es wurde also ein lockeres Scheibenschießen, vom Anpfiff weg entwickelte sich eine Dauerbelagerung der Blau-Weißen, die lediglich in ihren Dressen wie Italiener daherkamen. Das war allerdings dann auch schon die einzige Gemeinsamkeit mit der legendären "Squadra Azzurra".

Die Esten, mit etwas mehr als 1,3 Millionen Einwohnern im Vergleich der Bevölkerungszahl sogar kleiner als München, versuchten die Niederlage so gering wie möglich zu halten. Ein aussichtsloses Unterfangen für die Auswahl des baltischen Staates.

Nationaltrainer Martin Reim hatte angekündigt, bei einem Punktgewinn zum Rasierer zu greifen und sich eine Glatze zu verpassen. Wirklich mutig war diese "Wette" nicht. Schon zur Halbzeit 15:2-Torschüsse, die höchste Pausenführung seit dem 7:1 bei der WM 2014 gegen Brasilien.

Damit stellte die DFB-Auswahl einen Rekord auf: Den 14. Sieg hintereinander in einem Qualifikationsspiel. Diesen Erfolg erlebte auch der ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel, der Anfang April zurücktreten musste nach der Affäre um die Annahme einer Luxus-Uhr. Grindel, mitten auf der Haupttribüne wie die Interims-Präsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch, hatte das Geschenk eines ukrainischen Funktionärs zurückgegeben.

Aushilfsbundestrainer Marcus Sorg brachte gegenüber dem 2:0 in Weißrussland zwei Neue. Thilo Kehrer (PSG) und Leon Goretzka vom FC Bayern begannen für Lukas Klostermann und Jonathan Tah, die zur U21-EM nach Italien reisen werden, die am kommenden Sonntag startet. Die beiden werden von U21-Coach Stefan Kuntz noch ein wenig gefordert werden. Für das Duo ist's also nix mit: ab in den Urlaub.

Deutschland - Estland 8:0 (5:0)

Deutschland: Neuer - Kehrer, Ginter, Süle, N. Schulz (46., Halstenberg) - Kimmich - Goretzka, Gündogan (53., Draxler) - L. Sané , Gnabry, Reus (66., Werner)

Estland: Lepmets - Tamm, Mets, Kams, Vihmann, Pikk - Teniste, Vassiljev (82., Kreida), Ar. Dmitrijev (59., Käit), Puri - Zenjov ( 71., Ojamaa)

Schiedsrichter: Ali Palabiyik (Türkei) - Zuschauer: 26 050 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Reus (10.), 2:0 Gnabry (17.), 3:0 Goretzka (20.), 4:0 Gündogan (26., FE), 5:0 Reus (37.), 6:0 Gnabry (62.), 7:0 Werner (79.), 8:0 Sané (88.)

Gelbe Karte: -/Tamm

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ZUM FREUEN: Länderspiele an Standorten wie Mainz

ZUM ÄRGERN: Geburtstagskind Havertz blieb ohne Einsatz

MEIN HELD: Weiße-Weste Sorg: zwei Spiele, zwei Siege

JA, MEI: Nettes Schützenfest und nun: Ab in den Urlaub!

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