Spiel bei Union Berlin abgesagt

Rückzieher der DFL: FC Bayern vom Zwang befreit


"Er ist frei in der Meinungsäußerung", sagt Bayern-Trainer Hansi Flick zu Thiagos deutlicher Kritik an der DFL.

"Er ist frei in der Meinungsäußerung", sagt Bayern-Trainer Hansi Flick zu Thiagos deutlicher Kritik an der DFL.

Von Guido Verstegen / Online

Erst um 16 Uhr zeigt die DFL Einsicht, sagt den Spieltag und damit auch die Partie der Bayern bei Union wegen der Corona-Krise ab. Thiago kritisiert zuvor die Liga: "Unverantwortlich und rücksichtslos."

München - Noch nie wäre eine Reise des FC Bayern nach Berlin, dem Ort von legendären Pokalendspielen mit Triumphen und Tränen sowie bunten Fanpartys, mit so vielen Sorgen und Magengrummeln begleitet gewesen. Berlin, Berlin, die Bayern müssen nach Berlin. Zu Aufsteiger Union.

Weil es die DFL so will - dachte man lange im Verlauf des Freitags an der Säbener Straße. Das Gastspiel am Samstag im Stadion "An der Alten Försterei" wird jedoch wegen der Folgen der Coronavirus-Krise wie der gesamte Spieltag abgesagt und auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben.

Man kommt rum um ein Geisterspiel vor ein paar Betreuern, Mitarbeitern und Ordnern. Man kommt rum um reine Pflicht(-erfüllung) statt Kür. Bis etwa 16 Uhr hatte es noch nach einem Zwangsspieltag ausgesehen.

Spielansetzung in Berlin: Thiago wird deutlich

Einem Bayern-Profi platzte wegen der umstrittenen Spielansetzung bereits vormittags der Kragen. Auf Twitter schrieb Mittelfeldspieler Thiago (28): "Zur DFL: Unverantwortlich und rücksichtslos! Das ist verrückt!" Und weiter: "Bitte scherzt nicht herum und landet in der Realität. Lasst uns ehrlich sein, es gibt viel wichtigere Prioritäten als jede Art von Sport." Die ersten zwei Adjektive seiner Nachricht löschte Thiago später.

Tendenzen in seiner Mannschaft, nicht antreten zu wollen, habe Cheftrainer Hansi Flick noch nicht ausgemacht und Thiago sei "frei" in seiner Meinungsäußerung. Flick gab ein gutes Bild ab auf der Pressekonferenz am Freitagmittag (rund dreieinhalb Stunden vor der Absage).

Das zunächst angesetzte Geisterspiel wäre für die Bayern die erste Erfahrung dieser Art hierzulande gewesen - in der Champions League spielte man am 30. September 2014 bei ZSKA Moskau ohne Fans. Der Coach stufte es als "Mentalitätsspiel" ein. Flick: "Es ist ein Spiel, in dem sich jeder im Team nochmal pushen muss."

Bayern-Trainer Flick: "Spielen eine sensationelle Rückrunde"

Pustekuchen. Ein wenig bedauerte der Bayern-Trainer, sich nach dem Thema Hopp/Ultras nun zu Corona äußern zu müssen, er würde sich gerne "anderen, rein sportlichen Themen" widmen. Nahezu unmöglich.

"Wir spielen eine sensationelle Rückrunde, haben in allen drei Wettbewerben die Chance, dieses Jahr sehr erfolgreich zu sein. Das Triple, was immer ein Thema ist, scheint im Machbaren zu sein. Doch darauf kommt es aktuell nicht an, sondern darauf, uns gemeinsam der sozialen Verantwortung zu stellen." Punkt für Flick.

Der Coach habe "persönlich keine Angst", wie er an der Säbener Straße anmerkte. "Ich bin 55, gehöre noch nicht ganz zur Risikogruppe und habe speziell für meine Frau und mich keine Bedenken. Aber jeder hat in der Familie einige, die einem am Herzen liegen, die auch zur Risikogruppe gehören."

Coronavirus: Junioren-Trainingsbetrieb beim FC Bayern ausgesetzt

Nächster Punkt. Wie geht es bei den Bayern nun weiter? Schließlich sind nach der Absage für die Union-Partie auch die Heimspiele gegen Chelsea in der Champions League (18. März) und in der Liga gegen Frankfurt (22. März) auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. "Was dann kommt? Mal schauen", sagte Flick, "wir werden uns Gedanken machen. Wir müssen aber gucken, dass wir die Mannschaft fit halten."

Wie lange auch immer. Für welche Spiele in der Zukunft auch immer. Auch am Bayern-Campus reagiert man auf die Ausbreitung des Coronavirus: Der Trainingsbetrieb der Junioren/-innen von der U9 bis zur U19 ist für eine Woche ausgesetzt.

Und Abwehr-Ass und Weltmeister Jérôme Boateng meinte: "Wir alle lieben dieses Spiel, aber am Ende gibt es weit wichtigere Dinge im Leben als Fußball. Es ist die richtige Entscheidung, jetzt zu stoppen und alles zu tun, um das Virus zu stoppen."

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