FC Bayern vor Liverpool
Pokalsieger Niko Kovac: Kann er auch Champions League?
8. Februar 2019, 6:07 Uhr aktualisiert am 8. Februar 2019, 6:27 Uhr
Der FC Bayern behält nach dem Erfolg gegen Hertha das Cupfinale im Visier, doch die Leistung des Teams bereitet Sorgen - vor allem mit Blick auf Liverpool. "Wir wollen jetzt eine Serie starten", sagt Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Berlin - Nun sind es 29 - dickes Ausrufezeichen. Die Bayern haben die vergangenen 29 Auswärtsspiele im DFB-Pokal gewonnen, nach dem 3:2 im Achtelfinale bei Hertha BSC lautet das Torverhältnis dieser enormen Serie 92:15. Respekt. Und ein verlorenes Cup-Finale wie das 1:3 letzten Mai gegen Eintracht Frankfurt zählt nicht als Auswärtspleite.
Niko Kovac: DFB-Pokal kann er
Aber die Bayern haben ja Niko Kovac, den Pokal-Terminator. Der Trainer hat ebenfalls seine Cup-Serie. Drei Runden, wenn auch immer knapp, hat er nun mit den Münchnern überstanden, dazu 2017/18 sechs Erfolge als Eintracht-Coach. Auch eine Saison zuvor hatte er mit den Hessen das Finale erreicht, verlor dort 1:2 gegen Dortmund. Kovacs Pokal-Bilanz: 14:1-Erfolge. Und der Mann liebt enge Entscheidungen. Zwei Mal kam er nach Verlängerung weiter, mit Frankfurt drei Mal im Elfmeterschießen, alle in der Saison 2016/17. Pokal kann er.
Den Bayern-Fans bereiten die letzten Spiele Magenschmerzen
Spannung! Emotionen! Den Bayern-Fans, den Offiziellen und Kovac bereiten die Achterbahnfahrten der letzten Spiele allerdings Magenschmerzen. Zu viele Gegentore, zu viel Adrenalin; zu viele Niederlagen, zu viele graue Haare. Nach dem Krimi bei Hertha war Sportdirektor Hasan Salihamidzic richtig geschafft, das war ihm anzusehen. Seine Stimme hatte gelitten während der 120 Minuten im kalten, zugigen Berliner Olympiastadion. In der Verlängerung war es ein Nervenspiel, Kopfsache. Wie das 3:2 von Matchwinner Kingsley Coman in der 98. Minute. Mit Wucht und Wille dem Gegner reingedrückt. Viertelfinale erreicht.
Salihamidzic: Haben uns in einen kleinen Rausch gespielt
"Wir haben am Ende richtig verdient gewonnen", sagte Salihamidzic heiser-krächzend kurz vor Mitternacht in den Katakomben des Olympiastadions. Der Sportdirektor war immer noch "emotional aufgeregt", wie er zugab. "Ein Pokalspiel, ein K.o.-Spiel, da kann alles passieren. So viel Angst hatte ich nicht." Ein bisschen doch. In der Erleichterung sprudelte es aus ihm heraus. "Wir haben wirklich guten Fußball gespielt, gute Angriffe gefahren, hatten viele Chancen", sagte Salihamidzic, "und uns phasenweise in einen kleinen Rausch gespielt." Na ja, zumindest Hummels wirkte in der einen Szene etwas benebelt.
Showdown gegen Liverpool: Kann Kovac auch Henkelpott?
Die allgemeinen Schwächen sind offensichtlich. Bayern agiert zu wenig kompakt, ist oft nicht konzentriert, kann nicht mehr zu null gewinnen. Und das knapp zwei Wochen vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Liverpool. Dann wird sich zeigen: Kann Kovac auch Henkelpott? In den bisherigen sechs Gruppenspielen gab es vier Siege und zwei Remis. Gegen die Powertruppe aus Liverpool werden es emotionale Partien, vielleicht sogar mit offenem Visier, ein Auf und Ab, ein Hin und Her, ein Schlagabtausch. Die Emotion als 12. Mann, das Adrenalin als Kraftstoff. "Wir sind ein eingeschworener Haufen", macht sich Niklas Süle Mut.
Neue Ziele beim FC Bayern
Das 3:2 bei Hertha, "dieses harte Stück Arbeit" (Kovac) könnte therapeutische Wirkung haben: Als Seelenbalsam. "Es ist nicht ratsam, in München nach einer Niederlage nicht zu gewinnen", meinte der frühere Eintracht-Coach, "jetzt sind wir weiter in der Verlosung." Im Pokal. Schließlich will man wieder nach Berlin. Zum Finale am 25. Mai an Ort und Stelle. "Wir haben wieder in die Spur gefunden, wollen jetzt eine Serie starten", so Salihamidzic. Kovac fordert: "Wenn wir nicht immer zwei oder drei Gegentore kassieren, gewinnen wir auch mal leichter unsere Spiele." Ganz neue Ziele haben sie, die Bayern anno 2019.
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