Konsolidierungskurs des TSV 1860

Meisterlöwe Fredi Heiß: "Ich sehe keinen Ausweg"


"Das wird für Sechzig eine ganz schwere Zeit", sagt Fredi Heiß über den geplanten Sparkurs.

"Das wird für Sechzig eine ganz schwere Zeit", sagt Fredi Heiß über den geplanten Sparkurs.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Die 1860-Ikone spricht in der AZ über das Team und die finanzielle Lage. "Wenn jemand helfen will, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt".

München - AZ-Interview mit Fredi Heiß. Der 78-Jährige ist einer der legendären Meisterlöwen, die 1966 für den TSV 1860 den Titel geholt haben.

AZ: Herr Heiß, wann waren Sie zum letzten Mal im Grünwalder Stadion?
FREDI HEISS: Das war im letzten, nein - vorletzten Heimspiel der Sechzger. Leider haben wir gegen Rostock verloren (1:2, d. Red.). Gegen Haching bin ich flach gelegen. Immerhin haben sie gewonnen.

Was spricht der Meisterlöwen-Stammtisch über die aktuelle Lage bei den Löwen?
Dass es momentan ganz gut läuft, zumindest auf dem Platz. Hansi Reich, Hansi Rebele, Bernd Patzke und ich gehen oft raus, der Peter Grosser kommt auch ab und zu. Wir sind uns da relativ einig: Eigentlich könnte man jetzt was aufbauen.

Aus sportlicher Sicht konnte 1860 als Aufsteiger Fuß fassen und steht mit 40 Punkten kurz vor dem Klassenerhalt.
Sportlich betrachtet sieht es ordentlich aus, die Mannschaft kann gut mithalten. Ganz ehrlich? Im Vergleich zu manchen Söldnern, die in der 2. Liga über den Platz geschlichen sind, als wir die glorreiche Idee hatten, einen Spielerberater zum Sportchef zu machen (Gerhard Poschner, d. Red.), ist das jetzt schöner, ehrlicher Fußball. Einsatz, Wille, Leidenschaft - alles vorhanden bei den Burschen. Logisch wäre es schön, wenn es weiter nach oben gehen würde.

"Das wird für Sechzig eine schwere Zeit"

Wenn besagte Burschen nur eine gute Perspektive hätten: Der Verein hat sich einem Konsolidierungskurs verschrieben, der ihn dazu zwingt, den Kader deutlich zu verkleinern.
Ja, jetzt geht 1860 leider den Weg ohne weitere Impulse finanzieller Art. So, wie es aussieht, wird man das Level nicht halten und erst recht nicht verbessern können. Es heißt ja sogar, dass man Spieler verkaufen muss, obwohl man sie gerne halten würde. Wie soll das gehen? Ich denke: Das wird für Sechzig eine ganz schwere Zeit.

Bierofka und Gorenzel haben bereits Alarm geschlagen. Was können sie unter den gegebenen Voraussetzungen leisten?
Das ist nur allzu verständlich. Trainer, Sportchef, Präsidium - alle sind rekordverdächtig lange im Amt, wir haben eine intakte Mannschaft. Dazu ist die Dritte Liga ein Draufzahlgeschäft, gerade mit dem Rattenschwanz, den 1860 mit hohen Ausgaben und dem unrentablen Grünwalder hinter sich herzieht. Wenn man mich fragt, müsste man jetzt angreifen - und macht das Gegenteil. Es ist traurig. Wenn du nicht handlungsfähig bist, wirst du ja wahnsinnig als Trainer.

"Es gab schon viele Profilneurotiker bei 1860"

Präsident Robert Reisinger erklärte, dass man auf der Konsolidierung bestehe, sich über Sponsoren freue - und es "seriöse Interessenten" als dritten Gesellschafter gebe.
Zum grundsätzlichen Kurs muss ich sagen: Die jetzige Führungsriege ist gewählt, die Mehrheit wollte es so bei der letzten Mitgliederversammlung - ob man es gutheißt, oder nicht. Was andere Geldgeber betrifft, höre ich immer nur: Es gibt jemanden. Wer ist das? Kann er jetzt helfen oder muss man alles zusammenkratzen? Wie will man so je wieder in die Zweite Liga? Ich bin pessimistisch. Aber wenn Reisinger sagt, er bringt das zustande, wird er an diesen Worten gemessen werden.

Saki Stimoniaris, der Sprecher von Investor Hasan Ismaik, hat seinerseits ebenfalls angedeutet, Sponsoren an der Hand zu haben.
Das habe ich gelesen. Es wäre toll, wenn sich VW bei Sechzig engagieren würde. Aber es haben schon so viele Leute was versprochen. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich bin momentan mit beiden Seiten nicht zufrieden. Sie sind zerstritten und fechten ihre Machtkämpfe aus, aber Lösungen kriegen sie nicht zustande. Ich sehe keinen Ausweg! Man ist es ja leider schon gewohnt, dass bei uns nicht an einem Strang gezogen wird. Es gab schon so viele Profilneurotiker bei 1860. Und so wenige, die wirklich Wort gehalten haben. Ich kann aus meiner Sicht nur sagen: Wenn jemand Sechzig helfen will, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt.

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