FC Bayern wankt

Lisa motzt über Niko Kovac - doch Thomas Müller liefert nicht


Nicht nur der FC Bayern ist in der Krise - auch Thomas Müller.

Nicht nur der FC Bayern ist in der Krise - auch Thomas Müller.

Von Bernhard Lackner

Thomas Müller ist die Torgefahr abhanden gekommen. Ehefrau Lisa setzte sich zuletzt mit einem umstrittenen Instagram-Post öffentlich für mehr Einsatzzeit für ihren Mann beim FC Bayern ein - statistisch untermauern lässt sich die Forderung allerdings nicht.

München - "Das mit dem Toreschießen ist wie mit einer Ketchup-Flasche: Zuerst kommt gar nichts und dann plötzlich alles auf einmal", erklärte der fünfmalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo vor einigen Jahren in einer Phase, in der er das Tor plötzlich nicht mehr traf. Für Thomas Müller vom FC Bayern scheint diese Analogie nur bedingt zu stimmen - wenn überhaupt.

Der einstige Torjäger steht seit längerem in der Kritik, auch unter Niko Kovac hat der 29-Jährige sein "Näschen" noch nicht wieder entdeckt. Der van Gaal'sche Stehsatz "Müller spielt immer" ist mittlerweile wohl Geschichte, in dieser Saison fand sich der Angreifer immer häufiger auf der Bank wieder. Ein Umstand, der seiner Frau gar nicht gefällt. "Mehr als 70 Minuten, bis der mal nen Geistesblitz hat", schrieb sie daher während der Partie gegen den SC Freiburg (1:1) in einem Instagram-Post. Adressat der öffentlichen Nachricht war Trainer Niko Kovac, der Müller erst in den letzten 20 Minuten ins Spiel brachte.

Der allerdings hat gute Gründe, seinen Stürmer in den letzten Wochen vermehrt auf die Bank zu setzen. Von der Leichtigkeit und dem vermeintlich einzigartigen Instinkt, der Müller bis vor ein paar Jahren auszeichnete, ist mittlerweile nämlich kaum noch etwas zu sehen. Der visuelle Eindruck lässt sich dabei auch statistisch untermauern. Das ernüchternde Fazit: Thomas Müller spielt statistisch gesehen die schwächste Saison seiner bisherigen Karriere. (Lesen Sie auch: Eine Fünf und eine Eins für geschalgene Bayern)

Thomas Müller fehlt die Torgefahr

Erst magere zwei Treffer hat Müller in der laufenden Saison erzielt, dazu kommt ein verwandelter Elfmeter im DFB Pokal beim Viertligisten SV Rödinghausen. Statistisch gesehen braucht Müller in dieser Saison 5,6 Spiele, um ein Tor zu erzielen - die schwächste Bilanz seiner bisherigen Karriere. Selbst in seiner zweitschwächsten Saison 2011/12 brauchte er fast ein Spiel weniger, um selbst zu treffen (4,8 Spiele/Tor).

Seine beste Spielzeit hatte Müller dafür in der darauffolgenden Triple-Saison: Bemerkenswerte 23 Treffer erzielte er damals in 47 Partien, was einer Quote von 1,5 Spielen pro Tor entspricht.

Thomas Müller als Vorbereiter? Diesmal nicht!

In seiner Karriere galt Müller lange nicht nur als eiskalter, weil unvorhersehbarer Vollstrecker, sondern auch als umsichtiger und uneigennütziger Vorbereiter. Doch auch bei den Vorlagen für die Mitspieler fehlt Müller in dieser Saison die Genauigkeit. Nur alle 5,6 Spiele legt der Nationalspieler ein Tor auf - auch das ist der niedrigste Wert seiner Karriere.

Dabei waren die vergangenen beiden Spielzeiten in dieser Hinsicht seine bislang erfolgreichsten: In der Saison 2017/18 brauchte er gerade einmal 2,5 Spiele für einen Assist, in der Saison zuvor sogar nur 2,47 Spiele für eine Vorlage.

Thomas Müller fehlt, was ihn auszeichnete

Keine Frage - Müller war nie ein filigraner Spieler, aber ein solcher musste er auch nie sein. Er hatte etwas, was man nicht lernen kann: eine beneidenswerte Intuition. Er selbst bezeichnete sich einst als "Raumdeuter". Als Spieler also, der Räume erkennt, bevor sie überhaupt entstehen. Eine Gabe, die ihm einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Gegenspielern verschafft hat,- um sich dadurch auch mal technische Unsauberheiten leisten zu können.

Doch: Mittlerweile scheint eben jene Gabe verloren gegangen zu sein. Und zwar konstant. An der Laufleistung Müllers gibt es auch in dieser Saison nichts zu kritisieren, allerdings führt ihn sein Instinkt mittlerweile viel zu häufig in ungefährliche Räume.

Bekommt Müller dann doch einen Pass in einen aussichtsreichen Raum, trifft er zu häufig die falsche Entscheidung. Sieht man den 29-Jährigen spielen, gewinnt man den Eindruck, er wolle sein Glück erzwingen. Die Leichtigkeit, die Unbekümmertheit, die Thomas Müller einst auszeichnete, sie scheint ihm abhanden gekommen zu sein. Neben der Torgefahr. Und neben seiner Eignung als zuverlässiger Vorlagengeber.

Im Video: BVB gewinnt "verrücktes Spiel"