Landshut/Saarbrücken

Kündigung nach einem "Klo-Foto": Stefan Reisinger zieht vor Gericht und bekommt Recht


Der Landshuter Stefan Reisinger klagte vor dem Arbeitsgericht gegen seine Kündigung - und bekam Recht. (Foto: firo/Augenklick)

Der Landshuter Stefan Reisinger klagte vor dem Arbeitsgericht gegen seine Kündigung - und bekam Recht. (Foto: firo/Augenklick)

Von Fabian Roßmann und Redaktion idowa

Es war im vergangenen Winter einer der überraschendsten Wechsel im Deutschen Profifußball. Der Landshuter Stefan Reisinger verließ den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und unterschrieb beim 1. FC Saarbrücken. Die Saarländer waren damals Tabellenletzter in der Dritten Liga und ein Abstieg erschien mehr als wahrscheinlich. Letztlich musste der Club auch den bitteren Gang in Liga vier antreten. "Mir wurde vom Verein eine Perspektive für die Zeit nach meiner aktiven Karriere aufgezeigt", begründete Reisinger damals im idowa-Interview seine Entscheidung.

Mittlerweile dürfte er diese Entscheidung aber zu tiefst bereuen. Denn in Saarbrücken hat man ihn bereits zum Ende der vergangenen Saison entlassen. Aus einem pikanten Grund: Am 26. April stand das Spiel gegen Wacker Burghausen an. In der Pause der Vorbesprechung soll Reisinger auf die Toilette gegangen sein. Dann soll er unter der Trennwand ein Foto seines "Nachbarn" gemacht haben. Das Problem: In der Kabine neben ihm saß nicht, wie von ihm vermutet, ein Mitspieler - sondern Trainer Fuat Kilic. Es folgte die Kündigung.

"Unter Fußballern und Bauarbeitern macht man das schon mal."

Jetzt hat Reisinger gegen diese Kündigung geklagt - in erster Instanz mit Erfolg. Wie die "Bild" berichtet, sagte der Stürmer vor dem Gericht aus, dass er schauen wollte, welche Turnschuhe er erkennen würde und dadurch sehen würde, welcher Mitspieler neben ihm sei. Auf den Auslöser seiner Kamera sei er unbeabsichtigt gekommen. Recht bekam er mit der Begründung: "Unter Fußballspielern und Bauarbeitern macht man das schon mal."

Dass Reisinger gegen seine Kündigung klagt, ist aus seiner Sicht verständlich. Als gestandener Zweitliga- und ehemaliger Bundesligaspieler war er in Saarbrücken ein Topverdiener. Ob dieser Rechtsstreit hilfreich bei der Suche nach einem neuen Verein ist, darf allerdings stark bezweifelt werden. Interessenten soll es dennoch geben. So hat mit dem SSV Jahn Regensburg nach Informationen des "Kicker" erneut der Tabellenletzte der Dritten Liga bei Reisinger angeklopft und überlegt wohl, ihn in der Winterpause unter Vertrag zu nehmen.

Doch erst einmal steht für Reisinger ein erneuter Termin vor dem Arbeitsgericht an. Denn sein Ex-Verein hat bereits angekündigt, in Berufung zu gehen. Saarbrückens Schatzmeister Dieter Weller teilte nach dem Urteil noch einmal kräftig gegen seinen ehemaligen Spieler aus. "Das war die schlimmste Unterschrift, die ich jemals unter einen Vertrag gesetzt habe. Er schien so smart und nett. Da kommst du nicht auf die Idee, dass er ein Wolf im Schafspelz ist", sagte er gegenüber der "Bild".