ASV Cham
Johannes Bierlmeier: Torjäger mit Sieger-Gen
2. Februar 2019, 8:00 Uhr aktualisiert am 13. August 2021, 18:51 Uhr
Johannes Bierlmeier spielt seit über zehn Jahren für den ASV Cham. Heute ist das Eigengewächs Vize-Kapitän und Top-Torjäger in der Landesliga Mitte.
Es ist rund sechs Jahre her, da hingen im städtischen Stadion in Cham und in der Stadt große Plakate. Auf ihnen waren Jugendspieler des ASV Cham zu sehen. Es war eine Imagekampagne der "Heldenschmiede", der Jugendabteilung des Vereins. Zwei dieser Akteure spielen heute in der ersten Mannschaft des ASV in der Landesliga Mitte eine entscheidende Rolle. Franz-Xaver Brandl als Kapitän und Johannes "Jojo" Bierlmeier als Torjäger. "Sie haben damals einfach die Schönsten ausgewählt", blickt Bierlmeier scherzhaft zurück. Tatsächlich hatte es natürlich andere Gründe, warum es diese Spieler auf die Plakate schafften und damit zu den Aushängeschildern der Nachwuchsarbeit wurden. Brandl und Bierlmeier waren damals in der A-Jugend Führungsspieler und Leistungsträger, ihr Weg in die erste Mannschaft vorgezeichnet.
Man kann Spieler wie Brandl, Bierlmeier oder auch Franz Wendl, der inzwischen bei der DJK Vilzing in der Bayernliga kickt, als erste Früchte der Chamer Heldenschmiede sehen. Sie wurden vom damaligen Jugendleiter Christian Groitl, den Bierlmeier als eine Art "Ziehvater" bezeichnet, in den Verein geholt und zu Top-Spielern für die Landesliga ausgebildet.
Johannes Bierlmeier wechselte im zweiten D-Jugend-Jahr von seinem Heimatverein 1. FC Rötz nach Cham. Seine Trainer hatten ihm früh ein besonders Talent bescheinigt und über die Stützpunktsichtung kam es zu dem Wechsel. Für Bierlmeier ein großer Schritt. "Der Unterschied war extrem", blickt er zurück. War er in Rötz der Beste und musste auf dem Platz vieles alleine lösen, hätten in Cham auch die anderen Kinder den Ball stoppen und einen geraden Pass spielen können, erzählt er lachend.
"Gewinner-Gen, das seinesgleichen sucht"
Bei Bierlmeier war mit dem Wechsel der Ehrgeiz und der Leistungsgedanke geweckt. Er wollte besser werden und wurde in den Chamer Nachwuchsteams schnell eine der prägenden Figuren. Uwe Mißlinger, später sein erster Trainer im Herrenbereich, hat den Angreifer schon im Nachwuchs verfolgt. Dabei ist ihm vor allem eines in Erinnerung geblieben: Bierlmeiers Reaktion auf Niederlagen. "Da war er fuchsteufelswild", erinnert sich Mißlinger. "Jojo hat ein großes Problem mit dem Verlieren. Er hat ein Sieger- und Gewinner-Gen, das seinesgleichen sucht."
Eine Einschätzung, die Bierlmeier durchaus teilt. Selbst bei Brettspielen mit der Freundin oder der Familie zu Hause könne er nicht verlieren. Im Fußball sei diese Eigenschaft aber besonders ausgeprägt. "Wenn ich auf dem Platz stehe, dann will ich einfach jedes Spiel gewinnen. Dafür versuche ich immer, 100 Prozent aus mir herauszuholen", sagt er. Er ist der Meinung, dass ab einem gewissen Level jeder Spieler diese Gier nach Erfolg in sich trage. "Der eine zeigt es mehr, der andere etwas weniger", so seine Einschätzung.
Natürlich hat auch der heutige Landesligakicker als Kind davon geträumt, Profifußballer zu werden. "Wer macht das nicht?", fragt er. Er hatte früh auch höherklassige Angebote, der Jahn und Weiden klopften an. Doch Bierlmeier entschied sich dagegen. Er wollte nicht weg von seinen Freunden. Und er wollte seinen Eltern nicht noch mehr abverlangen. Er ist ihnen ohnehin sehr dankbar, dass sie ihm das mehrmalige Training pro Woche in Cham ermöglichten. Im Rückblick spricht er von kleineren Fehlern, die er im Nachhinein auch ein bisschen bereue. "Aber ich bin heute rundum zufrieden, wie es in Cham ist", sagt er. Die Chance auf den Profifußball sei ohnehin äußerst gering. "Und wenn es dann eben nicht reicht, dann muss man wissen, wo man herkommt und das bestmögliche Niveau spielen."
Von den Teamkameraden gelernt
Dieses Niveau ist nun schon in seiner fünften vollen Spielzeit die Landesliga. Anfangs sei die Umstellung enorm gewesen, erzählt Bierlmeier. Das Tempo war schneller, das Spiel körperbetonter. Da musste er sich erst freischwimmen. "Wichtig ist, dass man als junger Spieler nicht verzweifelt und einfach dranbleibt", sagt er. Geholfen hätten ihm anfangs die Mitspieler, von Stürmer Tomas Peterik habe er sich etwa vieles abgeschaut. Aber auch die Unterstützung und das Vertrauen von Trainer Mißlinger seien wichtig gewesen. Er stellte laut Bierlmeier nur nach Leistung auf, Namen waren ihm egal. Und Bierlmeier brachte Leistung. "Jojo macht sein Zug zum Tor aus, man kann ihn aber auch steil schicken. Er ist beidbeinig und hat ein Gen, Lücken zu erkennen und blitzschnell abzuschließen - knallhart und präzise. Das kann man nicht lernen", schwärmt Mißlinger in den höchsten Tönen.
Mit 19 Toren in 22 Spielen ist Bierlmeiers Leistung in dieser Saison nahezu explodiert. Seinen persönlichen Torrekord in der Landesliga hat der 23-Jährige schon zur Winterpause gebrochen. "Bei dem Team, das wir haben, ist es als Stürmer unvermeidbar, Tore zu schießen", sagt er ganz bescheiden. Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass der Angreifer verletzungsfrei blieb, bislang alle Spiele absolviert und die meisten Spielminuten auf dem Konto hat.
Das hat auch viel mit dem aktuellen ASV-Coach Andreas Lengsfeld zu tun. "Er war schon mein Mitspieler und kennt mich", sagt Bierlmeier. "Er muss mich manchmal auch vor mir selbst schützen." Heißt im Klartext: Lengsfeld nimmt den Stürmer auch mal raus, wenn er Beschwerden bei ihm ausmacht. "Jojo gibt es nicht so gerne zu, wenn er Schmerzen hat, weil er einfach unheimlich gerne Fußball spielt", sagt Lengsfeld. Da müsse er sich als Trainer dann eben durchsetzen. "Er ist sehr ehrgeizig, hat in diesem Punkt aber auch dazugelernt."
Lengsfeld von Bierlmeiers Entwicklung nicht überrascht
Von der Entwicklung Bierlmeiers ist Lengsfeld keineswegs überrascht. "Ich kenne ihn schon lange und habe von Beginn an gesagt, dass er etwas Besonderes hat. Er ist schnell, kann ins Dribbling gehen und hat einen sehr guten Abschluss." Er sei ein Spieler, der auf dem Platz immer Vollgas gebe. Dazu sei er charakterlich einwandfrei, ein bodenständiger und angenehmer Mensch. "Das ist es, was mir als Trainer am meisten Spaß macht. Dass ich solche Jungs auf ihrem Weg begleiten kann."
Bierlmeiers Charakter ist auch ein Grund, warum er hinter Franz Brandl inzwischen Vizekapitän ist. Der damalige Trainer Roland Fuidl, zu dem der Stürmer bis heute ein hervorragendes Verhältnis hat, bestimmte ihn vor der vergangenen Saison als solchen. Schon im Nachwuchs gingen die beiden stets voran und übernahmen Verantwortung. "Sie haben sich über ihre Leistung Respekt erarbeitet", sagt Lengsfeld, der bei seiner Amtsübernahme vor einem Jahr keinen Grund sah, etwas an der Konstellation zu ändern. "Es ist gewollt, dass sie Verantwortung übernehmen. Sie machen das schon jetzt gut und können auch in den nächsten Jahren die Aushängeschilder des ASV Cham sein."
Bierlmeier und Brandl verbindet eine Freundschaft, die über den Fußball hinaus geht. Zusammen mit dem Ex-Chamer und heutigen Rodinger Spieler Tobias Wich leben sie in Regensburg in einer Wohngemeinschaft. In Regensburg macht Bierlmeier nach einer Ausbildung zum Zerspannungsmechaniker aktuell eine Fortbildung zum Industriemeister und will im Anschluss auch den technischen Betriebswirt machen.
Ziel: Bayernliga-Aufstieg
Das lässt sich aktuell wunderbar mit dem Fußball verbinden. Auch hier hat der sympathische Angreifer große Ziele. Kurzfristig lautet das, mit dem ASV Cham in die Bayernliga aufzusteigen. Am liebsten als Meister, wofür man den aktuellen Primus SV Donaustauf noch abfangen müsste. "Donaustauf wird nicht nachlassen, deshalb dürfen wir uns keine Ausrutscher erlauben", sagt er. Die Chancen seien dann gut, wenn man gut aus der Winterpause kommt. Zumal die Chamer Donaustauf noch auf eigenem Platz empfangen - und zuhause hat der ASV in dieser Saison noch keine Partie verloren.
Mit dem ASV will Bierlmeier auf jeden Fall Bayernliga spielen, grundsätzlich traut er sich auf Sicht auch noch eine Liga höher zu. "Die Regionalliga würde mich schon sehr reizen", sagt er. Erst einmal gilt sein Fokus aber ausschließlich Cham. Hier hat er ohnehin noch über die aktuelle Saison hinaus Vertrag. "Dann wird man sehen, was in den nächsten Jahren noch passiert. Ich bin ja noch jung und habe hoffentlich noch einiges vor mir", sagt Bierlmeier. Die Entwicklungsrichtung stimmt auf jeden Fall beim Torjäger des ASV Cham.