Exklusives AZ-Interview
Jérôme Boateng: "Champions-League-Finale? Wir haben die Qualität"
18. Dezember 2019, 8:47 Uhr aktualisiert am 18. Dezember 2019, 11:52 Uhr
Bayern-Star Jérôme Boateng spricht exklusiv in der Abendzeitung über seinen beliebten Trainer und die Ziele in der Champions League: "Der Verein und die Stadt sehnen sich mal wieder nach einem Finale."
AZ: Herr Boateng, Sie haben die Weihnachtsfeier der Münchner Tafel besucht, um Menschen in finanzieller Not zu unterstützen. Wie wichtig ist Ihnen soziales Engagement?
JÉRÔME BOATENG: Das ist sehr wichtig, gerade in der Weihnachtszeit. Das ist das Fest der Liebe, da kommen die Familien zusammen. Für mich ist es schön, Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas zu geben und zu zeigen, dass man da ist und sie unterstützt.
Sie sind ja schon lange aktiv und helfen benachteiligten Menschen.
Das bedeutet mir eine Menge. Ich bin selbst Familienvater und weiß durch viele Reisen, nach Amerika oder Afrika, dass es Regionen auf der Welt gibt, wo es schlimmer ist als in Deutschland. Aber auch hier brauchen die Menschen Lichtblicke mit solchen Aktionen wie bei der Münchner Tafel. Man kann immer helfen und anderen Menschen etwas aufzeigen - ganz egal, wie jung oder alt man ist.
Weihnachten steht vor der Tür. Wie wird im Hause Boateng gefeiert?
Ganz normal, altmodisch mit der Familie und den Kindern zusammen. Wir essen, dann gibt es Bescherung.
Wie würden Sie Ihr Jahr 2019 aus sportlicher Sicht bewerten?
Gut war es insgesamt, mit Höhen und Tiefen. Das gehört dazu. Ich bin jetzt auch schon älter, habe sehr viele Erfahrungen in meiner Karriere gemacht, schlechte wie gute. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass meine Familie und meine Kinder gesund sind. Das ist das Wichtigste im Leben.
In der Champions League hat der FC Bayern im Achtelfinale den FC Chelsea erwischt. Wie sind die Engländer einzuschätzen?
Es ist ein interessantes Los, ein schwieriger Gegner. Wir dürfen Chelsea auf keinen Fall unterschätzen. Vielleicht hat das Team nicht mehr den Glanz von früher, aber Chelsea hat viele gute junge Spieler, die hungrig sind. Da müssen wir schon zwei sehr gute Leistungen über 90 Minuten bringen.
Ist Bayern Favorit in diesem Duell?
Ja, das kann man schon sagen. Das sieht Chelsea wohl auch so. Aber Favoriten gibt es in der Champions League ab dem Achtelfinale nicht mehr. In diesen zwei Spielen kann alles passieren. Das weiß auch jede Mannschaft.
Hatten Sie mit Ihrem Kumpel Antonio Rüdiger schon Kontakt?
Er hat mir direkt nach der Auslosung geschrieben, wir sind ja sehr eng befreundet, kommen beide aus Berlin. Wir freuen uns darauf, dass wir uns wiedersehen. Und klar: Jeder hofft für seine Mannschaft, dass er weiterkommt.
Wie groß ist die Motivation nach dem Aus gegen Liverpool in der vergangenen Saison, speziell nach der schwachen Leistung im Rückspiel?
Das ist eine große Motivation für uns. Ich bin es auch nicht gewohnt vom FC Bayern, dass man so früh ausscheidet, sondern mindestens bis ins Halbfinale kommt. Das habe ich oft erlebt. Die Stadt und der Verein sehnen sich mal wieder nach einem Finale, aber da muss viel zusammenpassen. Die richtige Form zur richtigen Zeit, Champions League ist auch immer ein bisschen Glück, gerade in den engen Spielen. Aber wir haben die Qualität in der Mannschaft. Gucken wir mal.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Hansi Flick? Sie kennen sich über viele Jahre.
Hansi ist einfach ein Top-Trainer, er hat sich das absolut verdient. Er ist menschlich top, hat ein super Gespür für uns. Hansi geht sehr respektvoll und professionell mit uns Spielern um, mit denen, die spielen, und denen, die nicht spielen. Er gibt jedem das Gefühl, dass er wichtig ist in der Mannschaft. Und das ist bei einem Verein wie Bayern von großer Bedeutung. Es ist wie bei Jupp Heynckes, der das wirklich hervorragend gemacht hat mit seiner ganzen Erfahrung. Hansi ist nicht weit weg davon.
Würden Sie gern mit Flick weitermachen bis zum Saisonende?
Ich glaube, jeder von uns würde gern mit Hansi weitermachen. Er macht es top, mit dem ganzen Team drumherum. Die Mannschaft würde sich freuen, aber es liegt ja nicht in unserer Hand.
Abschließend noch: Am Samstag gegen Bremen gab es zwischen Ihnen und Joshua Kimmich einen Disput, Sie standen Stirn an Stirn. Wurde das ausgeräumt?
So etwas kommt im Fußball vor, da gibt es nix groß zu sagen. Das ist gegessen. Das Wichtigste ist, dass wir 6:1 gewonnen haben.