Mannschaft und Fans überzeugt
FC Bayern: Ein Flick-Engagement bis Sommer macht für alle Seiten Sinn
18. November 2019, 18:39 Uhr aktualisiert am 18. November 2019, 18:39 Uhr
Hansi Flick bleibt "mindestens bis Weihnachten" Trainer des FC Bayern. Das bestätigten die Bayern-Bosse auf der Jahreshauptversammlung. Doch vieles spricht dafür, dass der Interimstrainer noch bis zum Sommer der Chef bleibt. Den Großteil der Fans und die Mannschaft hat er überzeugt. An echten Alternativen zum 54-Jährigen mangelt es den Bayern.
München - "Am Beispiel Franck Ribéry sieht man, dass Dankbarkeit in unserer Gesellschaft noch etwas wert ist", verkündete Uli Hoeneß vollmundig auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Dankbar war der scheidende Präsident an diesem Abend auch Hansi Flick. Der Interimstrainer feierte mit dem Rekordmeister knapp eine Woche zuvor einen dominanten 4:0-Erfolg im Top-Spiel gegen Borussia Dortmund. Das Timing hätte nicht besser sein können: Die Bayern-Beletage war beim großen Hoeneß-Abschied bester Laune und setzte genüsslich einige Seitenhiebe in Richtung BVB.
Die Bayern-Bosse waren so dankbar, dass sie Flicks Intermezzo als Cheftrainer gleich mal verlängerten. "Mindestens bis Weihnachten, vielleicht auch darüber hinaus" wird der ehemalige Löw-Assistent der Chef auf der Trainerbank bleiben, das verkündete Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Und vieles spricht dafür, dass der ehemalige Bayern-Profi eher noch länger bleibt - genauer gesagt bis zum Sommer. Die Bosse hat der 54-Jährige schon längst auf seiner Seite. "Ich sage aus voller Überzeugung: Wir vertrauen Hansi Flick!", so Rummenigge weiter.
Neuer: "Flick ist ein Menschenfänger"
Rummenigges Worte sorgten für einen rauschenden Applaus der anwesenden Mitglieder - auch die Basis hat der Interimstrainer überzeugt. In einer Online-Umfrage sprachen sich sogar über 71 Prozent der AZ-Leser dafür aus, Flick über die Saison hinaus als Cheftrainer zu behalten. Und am Wichtigsten: Flick kommt bei der Mannschaft gut an.
"Hansi ist ein Menschenfänger. Er hat einen guten Draht zu den Spielern, hat viel mit uns gesprochen", sagte Kapitän Manuel Neuer nach dem Dortmund-Spiel. "Die letzten zwei Spiele haben gezeigt, dass wir uns mit seinen Ideen wohlfühlen", stieß Thomas Müller ins gleiche Horn. Damit hat Flick bereits zwei der einflussreichsten Spieler in der Kabine hinter sich.
Zudem scheinen Flicks Ideen zu greifen - zumindest, wenn man nach der zugegebenermaßen kleinen Stichprobe von zwei Spielen geht. Denn der 54-Jährige hat die zuvor so anfällige Bayern-Defensive wieder zusammengeflickt. Bisher hat der Interimstrainer mit seiner Mannschaft noch kein Gegentor kassiert. Biedere Griechen aus Piräus stellten kaum eine Herausforderung dar, aber auch die hochwertig besetzte BVB-Offensive konnte kaum eine klare Torchance herausspielen.
Echte Alternativen für den FC Bayern gibt es aktuell kaum
Flick schreckt auch vor unkonventionellen Maßnahmen nicht zurück. Er zog David Alaba in die Innenverteidigung - zuvor galt das eher als eine Notlösung. Doch der Österreicher macht seine Sache auf ungewohnter Position bisher hervorragend - Teamkollege Joshua Kimmich betitelte ihn sogar als "einen der Besten auf der ganzen Welt". Für die Linksverteidiger-Position setzt Flick auf Alphonso Davies und der 19-Jährige zahlt dieses Vertrauen bisher mit starken Leistungen zurück.
Des Weiteren hat der FC Bayern aktuell kaum eine echte Alternative zu Flick. Fast alle Kandidaten, die als langfristige Lösung für den Trainer-Posten in Frage kommen, sind nicht verfügbar. Erik ten Haag? Der Ajax-Coach hat einen Winter-Wechsel bereits ausgeschlossen. Thomas Tuchel will lieber in Paris bleiben, außer er wird entlassen. Dass das vor Saisonende passiert, ist unwahrscheinlich. Pep Guardiola wird Manchster City wohl auch nicht mitten in der Saison verlassen. Arsène Wenger lehnten die Bayern bereits selbst ab.
FC Bayern will "den besten" Trainer
Arbeitet Flick bis Sommer weiter als Cheftrainer, haben die Bosse noch massig Zeit, um den geeigneten Kandidaten ausfindig zu machen. Schließlich will Bayern "den besten" Trainer verpflichten, wie Neu-Präsident Herbert Hainer nach der JHV betonte. Ein Übungsleiter der diesem Prädikat gerecht wird, ist vor Saisonende kaum zu haben. Und welcher gestandene Trainer würde von Flick übernehmen, wenn er weiß, dass im Sommer eh ein neuer Mann kommt?
Ein Flick-Engagement bis Sommer macht für alle Beteiligten Sinn, damit würde der Verein auch seine Dankbarkeit gegenüber dem Interimstrainer ausdrücken. Eine menschliche Geste, auf deren Wichtigkeit Uli Hoeneß in der Vergangenheit wiederholt beharrte.
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