Es fehlt die Souveränität
FC Bayern: Die Hinrundenzeugnisse für die Abwehr
27. Dezember 2019, 6:21 Uhr aktualisiert am 27. Dezember 2019, 6:21 Uhr
Die Bayern-Defensive agiert in dieser Saison nicht gewohnt souverän. 22 Gegentore sprechen eine deutliche Sprache. Die AZ zeigt auf, wer brilliert, wer schwächelt - und wer der Überflieger ist.
München - Es gab Zeiten, da stand die Defensive des FC Bayern deutlich sicherer als in dieser Hinrunde. 22 Gegentore in der Bundesliga? Gab es in so mancher Saison nicht mal nach 34 Spieltagen. Hinzu kommen fünf Gegentreffer in der Champions League, zwei im Pokal.
Verbesserungswürdig! Wer bislang enttäuscht hat bei den Münchnern - und wer in der Abwehr brilliert.
Teil eins der AZ-Zeugnisse zur Hinrunde des FC Bayern
Manuel Neuer: Der Keeper ist wieder in der absoluten Weltspitze angekommen, zeigte dies mit famosen Paraden in der Hinserie. Neuers Problem: Er wurde (zu) oft von den Kollegen allein gelassen. Zum Abschluss gegen Wolfsburg rettete Neuer sein Team in mehreren Szenen. Ein echter Rückhalt und Anführer. Note 2
Benjamin Pavard: Ehrenpräsident Uli Hoeneß adelte den Franzosen schon nach wenigen Wochen als einen der "besten Transfers, den wir je gemacht haben". Defensiv wusste Pavard oft zu gefallen, als Rechts- und auch als Innenverteidiger.
Offensiv fällt die Bilanz mit zwei Toren und vier Vorlagen ebenfalls sehr ordentlich aus. Zu Joshua Kimmichs Niveau fehlt zwar noch ein Stück, aber Pavard ist eine Verstärkung. Note 2
Den Altgedienten geht das Tempo verloren
Jérôme Boateng: Der 2014er Weltmeister profitierte vom Trainerwechsel, Hansi Flick schenkt Boateng - anders als Vorgänger Niko Kovac - wieder Vertrauen. Und doch: Bei Boateng, einst Weltklasse, sind die Schnelligkeitsdefizite nicht zu übersehen, er ist nur noch zweite Wahl. Im Sommer dürfte es deshalb nach zwei gescheiterten Versuchen zur Trennung kommen - spätestens. Note 4
Javi Martínez: Ganz viel Pech für den Spanier, der sich gegen Wolfsburg eine schwere Oberschenkelverletzung zuzog und mehrere Wochen ausfällt. Ebenso wie Boateng hat Martínez nicht mehr das Tempo von früher, mit seiner Übersicht und Zweikampfstärke war er aber doch ein wertvoller Spieler in der von Verletzungen geprägten Hinserie. Note 3
Lucas Hernández: 80 Millionen Euro ließen sich die Bayern den Franzosen kosten - Rekord in der Klubhistorie! Wirklich überzeugen konnte Hernández noch nicht, weder als Linksverteidiger noch in der Abwehrmitte. Sein Comeback nach schwerer Verletzung (Teilruptur des Innenbandes im rechten Sprunggelenk) ist für Ende Januar geplant. Note 4
Süle im Pech, Davies im Aufwind
Niklas Süle: Eine Hinserie zum Vergessen für den Abwehrkoloss: Süle zog sich im Spiel gegen Augsburg Mitte Oktober einen Kreuzbandriss zu und kam so nur auf zwölf Einsätze. In denen agierte er gewohnt solide. Süle hofft, im Saisonendspurt wieder eingreifen zu können. Die EM ist sein großes Ziel. Note 3
David Alaba: Weil sich Hernández und Süle schwer verletzten, wurde der Österreicher in der Innenverteidigung gebraucht. Pep Guardiola hatte sich einst diese Variante überlegt. Und Alaba löste diese Aufgabe dank seiner Schnelligkeit und Übersicht gut, er ist im Spielaufbau hauptverantwortlich. Minuspunkt: Ein Tor und eine Vorlage bislang sind ein bisschen wenig. Note 3
Alphonso Davies: DER Aufsteiger dieser Hinrunde bei Bayern. Phonzie wurde vom offensiven Mittelfeldspieler zum Linksverteidiger umgeschult, diese Idee hatte Ex-Coach Niko Kovac. Unter Flick in der Viererkette gesetzt und mit erstaunlich routinierten, teils mitreißenden Auftritten wie beim 4:0 gegen Dortmund.
"Unsere Fans lieben ihn. Auf so einen jungen Spieler, der so unbeschwert mit seiner Geschwindigkeit, seiner Technik und körperlichen Robustheit aufspielt, haben sie gewartet", schwärmte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der AZ über den Kanadier. Zu Recht! Note 2.
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