AZ-Kommentar

DFL stellt Bundesliga-Spielbetrieb vorerst ein: (Zu) späte Einsicht


Der Bayern-Reporter der AZ über die DFL-Entscheidung, die Bundesliga nun doch bereits am Wochenende auszusetzen.

Der Bayern-Reporter der AZ über die DFL-Entscheidung, die Bundesliga nun doch bereits am Wochenende auszusetzen.

Von Christina Stelzl

Der Spielbetrieb der 1. und 2. Bundesliga wird aufgrund der Coronakrise nun doch vorerst eingestellt. Patrick Strasser, Bayern-Reporter der AZ, kommentiert die DFL-Entscheidung.

Auch in schwierigen Zeiten sollte ein kleiner Scherz erlaubt sein: Bitte nicht die Augen reiben, wenn Sie das lesen! Sicherheitshalber nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Sie wollten es tatsächlich durchdrücken, dieses Bundesliga-Wochenende.

Doch dann wurde der Druck zu groß: Komplett-Absage. Einstellung des Spielbetriebes sofort. Lieber eine (viel zu späte) Einsicht als gar keine Einsicht. Lieber ein schlechtes Gewissen als gar kein Gewissen.

Rolle rückwärts der DFL

Denn: Trotz der Coronavirus-Pandemie sollte Fußball gespielt werden. Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) entschied am Freitagvormittag zunächst, "den Spielbetrieb beider Ligen ab dem kommenden Dienstag bis einschließlich 2. April auszusetzen".

Am Nachmittag die Rolle rückwärts. Peinlich, peinlich - aber immerhin. Sie haben noch rechtzeitig die Notbremse gezogen. Was uns allen über Stunden vor Augen führte: Die wichtigste NEBEN-Sache der Welt überhöht sich fortschreitend selbst.

Die Eishockey-Saison? Längst und vorausschauend abgebrochen! Handball? Bis mindestens zum 19. April auf allen Ebenen ausgesetzt. Im Basketball ebenso bis auf Weiteres. Vernünftig. Der Realitätsverlust auf gewissen Ebenen im Fußball schreitet ebenso exponentiell voran wie die Verbreitung des Virus.

DFL stellte sich zunächst über die Gesellschaft

Die DFL stellte sich zunächst über die Politik, über die Kultur, über die Wissenschaft und über die Gemeinschaft - kurz: über die Gesellschaft. Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge verriet, dass es der Liga und den kleineren, klammen Klubs um die (noch ausstehenden) Raten der TV-Broadcaster gehe.

Immerhin: Rummenigge war ehrlich. Aber unterm Strich bleibt die Message: Geld regiert die (Fußball-)Welt. Ein fataler Kollateralschaden. Jetzt steht der Fußball in Europa still. In Italien, Spanien, Frankreich (die drei Verbände handelten schneller und konsequenter), seit Freitag auch in der größten aller kickenden Industrie- Unterhaltungsbetriebe, der englischen Premier League.

Der Bayerische Fußball-Verband setzte den kompletten Spielbetrieb für mindestens zwei Wochen aus. Viel Zeit, um nachzudenken - für Funktionäre und die Basis, allen voran die Ultras. Wie es dann - irgendwann - weitergehen soll. Politiker fordern Solidarität, die Gesellschaft lebt vom Miteinander. Wäre auch für das Fußball-Business

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