Leihspieler-Offensive
Das ist Bayerns Transferplan mit Coutinho und Co.
23. Januar 2020, 6:20 Uhr aktualisiert am 23. Januar 2020, 11:06 Uhr
Hinter Bayerns aktueller Leihspieler-Offensive steckt System. Die Leidtragenden sind Coutinho und Perisic. Sie müssen wohl Platz machen für neue Stars.
München - Eine Körpertäuschung, ein präziser Schuss - Pfosten. Philippe Coutinho fehlten am Sonntag beim 4:0 des FC Bayern bei Hertha BSC in der 81. Spielminute nur Zentimeter, um sich in die Torschützenliste einzutragen.
Im zentralen Mittelfeld war der Brasilianer beim Rückrundenauftakt mittendrin. Der prägende Spieler war er aber nicht - wie schon so oft, seitdem ihn die Münchner im Sommer vom FC Barcelona ausgeliehen haben. "Der Junge gefällt mir in München ganz gut", sagt Bayerns einstiger Stürmerstar Giovane Elber der AZ, "aber er ist auch noch nicht da, wo er sein kann. Er kann noch viel mehr."
Coutinho weiß, dass er um seine Zukunft spielt
Beim 6:1 gegen Bremen deutete er das am Ende der Hinrunde durchaus mal an, als er drei Treffer erzielte und zwei Vorlagen lieferte. Insgesamt bleibt Coutinho (23 Spiele, sieben Tore, sieben Assists) ein großes, aber noch uneingelöstes Versprechen. "Er arbeitet hart und ich hoffe, dass er sein eigentliches Niveau in der Rückrunde erreichen kann", sagt Landsmann Elber. Coutinho weiß, dass er um seine Zukunft spielt.
"Wenn er bei Bayern bleiben will, muss alles stimmen", sagt Elber mit Blick auf Coutinhos 120-Millionen-Euro-Preisschild.
Für diese Summe könnte Bayern ihn fest verpflichten. Bis Mitte Mai müsste die Kaufoption gezogen werden. "Ich lebe den Moment und möchte mit dem FC Bayern viel erreichen in der Rückrunde", sagte Coutinho der AZ: "Was im Sommer passiert, kann ich jetzt nicht sagen. Alles ist offen." Dass Bayern die 120 Millionen für ihn investiert, gilt aktuell als unwahrscheinlich.
Transferstrategie des FC Bayern
Der Klub verfolgt nämlich eine andere Transferstrategie. Dazu gehören mit Ivan Perisic (Inter Mailand), Álvaro Odriozola (Real Madrid) und Nicolas Kühn aktuell drei weitere Leiharbeiter.
Wie Bayern offiziell bestätigte, kommt der U20-Nationalspieler, der zunächst für die Drittliga-Mannschaft der Bayern vorgesehen ist, für ein halbes Jahr von Ajax Amsterdam.
FC Bayern spart für einen Millionenpoker im Sommer
Aber warum überhaupt diese ganzen Leihen und Knausereien im Winterschlussverkauf? Dahinter steckt System. Der FC Bayern spart für einen Millionenpoker im Sommer. Leroy Sané, der noch bis 2021 bei Manchester City unter Vertrag steht, ist dabei nach wie vor Transferziel Nummer eins. Alleine dieser Deal würde mit Ablösesumme und Gehalt für den angepeilten Fünf-Jahres-Vertrag wohl um die 200 Millionen Euro kosten. Da trifft es sich gut, dass vom Transferbudget des letzten Sommers noch rund 110 Millionen Euro übrig sind.
Denn auch Sanés Nationalmannschaftskollegen Kai Havertz würden die Bayern zur kommenden Saison gerne von Bayer Leverkusen holen. Im Werben um den 20-Jährigen müssen sie sich allerdings unter anderem gegen den FC Barcelona und den FC Liverpool behaupten. Leverkusens Erwartung einer Ablöse von 130 Millionen ist deshalb durchaus realistisch. Allein mit Uli Hoeneß' Traum vom FC Bayern Deutschland wird sich Havertz nicht von einem Wechsel nach München überzeugen lassen.
Die astronomischen Summen, die für Sané und Havertz aufgerufen werden, lassen keinen Spielraum für einen weiteren Transfer jenseits der 100-Millionen-Grenze. Coutinho sollte also bald damit anfangen, den Bayern Argumente zu liefern. Am besten gleich derart geballt wie zuletzt gegen Bremen.
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