Bayerns Brasilianer in Nöten
Elber exklusiv: "Es tut weh, was mit Coutinho passiert"
29. April 2020, 10:44 Uhr aktualisiert am 29. April 2020, 12:01 Uhr
Bayerns Torjäger-Legende spricht in der AZ über die Leiden seines Landsmannes, dessen Zukunft völlig ungewiss ist. Barcelona will Coutinho wohl gleich weiterverkaufen.
München - Giovane Elber weiß genau, wie es um die brasilianische Seele bestellt ist - auch wenn der inzwischen 47 Jahre alte Ex-Stürmer längst auch in München heimisch geworden ist.
Elber, von 1997 bis 2003 äußerst erfolgreich in Diensten des FC Bayern unterwegs (140 Tore insgesamt), pendelt regelmäßig zwischen der bayerischen Landeshauptstadt, seinem Familien-Wohnsitz Londrina im Süden Brasiliens und seiner Rinderfarm São Paulo im Herzen des Landes.
Philippe Coutinho: So leidet Giovane Elber mit seinem Landsmann
Elber hat auch die Politik seiner Heimat genau im Blick, spricht etwa kritisch über das Wirken des umstrittenen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Vor allem jedoch ist Elber daran interessiert, was seine Landsleute auf den Fußballplätzen dieser Welt präsentieren, speziell beim FC Bayern, wo Elber als Markenbotschafter tätig ist.
Und so überrascht es nicht, dass Elber aktuell mit Philippe Coutinho leidet, Brasiliens Mittelfeldstar in Diensten der Münchner, der seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer vom FC Barcelona nie richtig angekommen ist.
Aktuell stoppt Coutinho eine Verletzung. Der 27-Jährige wurde vergangenen Freitag am Sprunggelenk operiert und fällt noch mehrere Wochen aus. "Es tut weh, zu sehen, was mit Coutinho passiert", sagt Elber im Gespräch mit der AZ. "Jetzt kam auch noch diese Verletzung dazu. Er ist ein sehr guter Spieler, ein begnadeter Fußballer. Aber bei Bayern wird er so ein bisschen vom Pech verfolgt. Ich hoffe, dass er schnell wieder auf die Beine kommt und unserer Mannschaft im Saisonfinale noch helfen kann."
Coutinho: Der begnadetste Edeljoker der Liga
Dies allerdings erscheint derzeit völlig offen. Der eine Grund: Coutinho muss erstmal wieder gesund und fit werden, die ersten Partien bei einem Wiederbeginn der Bundesliga Mitte oder sogar Ende Mai würde er wohl verpassen. Der andere Grund: In der Stammelf von Trainer Hansi Flick (55) hat Coutinho keinen festen Platz.
Wenn alle Stars fit sind, besteht das offensive Mittelfeld aus Kingsley Coman (23/links), Serge Gnabry (24/rechts) und Thomas Müller (30/zentral). Der von Flick sehr geschätzte Leon Goretzka (25) ist als Zentrumsoption auch noch da, Ivan Perisic als Kandidat für die Flügel (31).
Coutinho ist deshalb nicht mehr als der begnadetste Edeljoker der Liga. Aber das genügt den eigenen Ansprüchen natürlich längst nicht. Im Januar 2018 wechselte der Brasilianer für 145 Millionen Euro (Quelle: "transfermarkt.de") vom FC Liverpool zum FC Barcelona, bis heute Platz drei der teuersten Transfers.
Wie der FC Barcelona mit Coutinho plant
Doch bei den Katalanen wurde der durchaus sensible Coutinho im Schatten von Megastar Lionel Messi (32) nicht zur erhofften Top-Verstärkung, er schwamm eher mit, als dass er das Barça-Spiel entscheidend prägte. Deshalb der Abschied Richtung Bayern im Sommer 2019 per Leihe. Aber auch in München hat sich Coutinho nicht unverzichtbar machen können. Bayern wird die Kaufoption deshalb höchstwahrscheinlich nicht ziehen.
Und dann? "Ich mag ihn sehr, er ist ein Spieler, der prinzipiell für Barcelona gemacht ist", sagte Barcelonas Trainer Quique Setién im spanischen Radio über Coutinho. Gleichzeitig gab er interessierten Klubs, die vor allem aus England kommen (Newcastle United etc.) folgenden Hinweis: "Sie müssten entweder die Klausel zahlen oder einen Betrag, der den Klub weiterbringt."
Kein Geheimnis: Barcelona würde Coutinho am liebsten weiterverkaufen. Eine deprimierende Lage für den Ballzauberer, weiß auch Elber: "Natürlich ist man als Spieler durcheinander. Coutinho weiß nicht, was nächste Saison los ist. Er macht gerade eine ganz schwierige Situation in seiner Karriere durch."
Was sich Giovane Elber von Hasan Salihamidzic erhofft
Ganz anders als die bei Bayern gehandelten Offensivstars Leroy Sané (24), Kai Havertz (20) und Timo Werner (24), die künftig an Coutinhos Stelle bei Bayern wirbeln könnten. "Alle drei holen, wenn es möglich ist! Da wäre jeder Bayern-Fan glücklich", sagt Elber und lacht: "Ich hoffe, dass Brazzo den einen oder anderen verpflichtet."
Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic (43) hatte kürzlich die Transfers eines "internationalen Stars" und eines "Toptalents aus Europa" angekündigt. Zunächst aber steht die Rückkehr in den Spielbetrieb im Fokus. "Ich würde mich freuen, wenn es bald wieder losgeht", sagt Elber zur AZ. "Deutschland hat das Coronavirus viel besser im Griff als Brasilien. Ich hoffe, dass wir ganz langsam zur Normalität zurückkehren können." Das würde viele Fußballer-Seelen glücklich machen.
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