Frust und Verletzung

Bericht: James-Verbleib beim FC Bayern "unwahrscheinlich"


Seit Sommer 2017 beim FC Bayern: James Rodríguez

Seit Sommer 2017 beim FC Bayern: James Rodríguez

Von Bernhard Lackner

Nach einer starken Debütsaison beim FC Bayern läuft es derzeit für James überhaupt nicht. Der Kolumbianer wirkte in den letzten Wochen unzufrieden, nun fällt er verletzungsbedingt für den Rest des Jahres aus. Auch der eigentlich als sicher geltende Verbleib beim Rekordmeister steht mittlerweile zur Debatte.

München - "James ist eine hochsensible Seele, ein hochbegabter Fußballer", sagte Jupp Heynckes Ende August im AZ-Interview. Er muss es wissen, er hat den kolumbianischen Zauberfuß zuvor fast ein Jahr lang trainiert. Unter ihm wurde James zum zentralen Dreh- und Angelpunkt im Bayern-Zentrum, zum Superstar und Aushängeschild.

Dabei wurden schon bei seiner Verpflichtung kritische Stimmen laut. Der FC Bayern brauche James nicht, hieß es. Auf seiner Paradeposition im zentralen Mittelfeld seien die Münchner gut genug besetzt, für die Flügel sei er zu langsam. Ohnehin sei er nur auf Wunsch des damaligen Bayern-Trainers Carlo Ancelotti gekommen, mehr Marketing-Verpflichtung als echte Verstärkung.

Tatsächlich tat sich James zu Beginn seiner Zeit beim Rekordmeister schwer, diese Vorurteile zu beseitigen. Anfang der Saison laborierte er noch an einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung und musste bis Mitte September auf sein Startelf-Debüt warten. Als James richtig in München ankam, war Ancelotti bereits Geschichte.

James hat schwere Monate hinter sich

Erst nach der Rückkehr von Jupp Heynckes auf die Trainerbank des Rekordmeisters konnte der 27-Jährige unter Beweis stellen, welch gutes Geschäft die Bayern mit ihm gemacht hatten. Für zwei Jahre wurde der Kolumbianer von Real Madrid ausgeliehen, im Anschluss haben die Münchner eine einseitige Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro. Verglichen mit den Summen, welche (aktuell) auf dem Transfermarkt bewegt werden, ein absoluter Spottpreis für einen Spieler dieser Klasse.

Umso verwunderlicher, dass eine fixe Verpflichtung des Kolumbianers im kommenden Sommer derzeit unwahrscheinlich sein soll. Dies berichtete der "kicker" am Donnerstag. Seit diesem Sommer ist nämlich einiges passiert.

Für die Zeit nach Jupp Heynckes hatte das Schicksal für James, die hochsensible Seele, schwere Monate vorgesehen. Als einer der Geheimfavoriten in die Weltmeisterschaft gegangen, musste er sich mit seinen Kolumbianern im Achtelfinale dem späteren Halbfinalist England im Elfmeterschießen (5:4) geschlagen geben. James war aufgrund einer Wadenverletzung zum Zuschauen verdammt.

James-Berater Mendes macht Druck auf den FC Bayern

Eben jene Verletzung brachte er schließlich mit zum FC Bayern, wo er große Teile der Saisonvorbereitung unter dem neuen Trainer Niko Kovac verpasste. Noch immer ist James auf der Suche nach seiner Form, saß in der bisherigen Saison immer wieder auf der Bank. Erst eine einzige Partie absolvierte James über die volle Distanz. Beim bislang wichtigsten Spiel dieser Saison, dem Bundesliga-Kracher gegen Borussia Dortmund (2:3), war James gar über 90 Minuten nur Zuschauer.

Die momentane Situation sorgt seit Wochen für Frust beim Kolumbianer, auch das Verhältnis zu Niko Kovac soll einigermaßen zerrüttet sein. "Wir sind hier nicht in Frankfurt", soll er laut "Bild" in Anbetracht der taktischen Vorgaben des Trainers vor einigen Wochen in der Kabine geschimpft haben. Nach seiner Auswechslung beim 2:1-Sieg in Mainz soll er außerdem Sportdirektor Hasan Salihamidzic den Handschlag verweigert haben.

Angesichts der unbefriedigenden Situation macht auch das Umfeld des Kolumbianers Druck auf die Bayern. Das Management um Berater-Koryphäe Jorge Mendes, der unter anderem Cristiano Ronaldo oder Jose Mourinho betreut, soll die Münchner auf eine schnellstmögliche Entscheidung über die Zukunft seines Klienten drängen, am besten noch im Dezember.

James zu Juventus - Dybala zum FC Bayern?

Ein Abgang scheint dabei - zumindest von James' Seite - mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen. Juventus Turin soll schon länger gesteigertes Interesse am Kolumbianer zeigen, auch Gerüchte um ein spektakuläres Tauschgeschäft mit dem Argentinier Paulo Dybala stehen im Raum.

Mit dem Außenbandteilabriss am Dienstag scheint die Saison von James ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht zu haben. "In meinen Augen ist er unser bester Spieler", sagte Sandro Wagner am Mittwoch angesprochen auf die Verletzung seines Teamkollegen, der Ausfall entsprechend "unheimlich bitter".

James sei "ein kreativer Kopf, den haben wir so nicht zweimal in der Mannschaft - den haben wir in Deutschland überhaupt nicht." Aber wie lange noch? Eine Frage, die sich mittlerweile immer drängender stellt.

Im Video: Bayern-Schock! James fällt wochenlang aus