Stürmer in der NHL
Dominik Kahun: "Ich lebe meinen Traum"
21. November 2018, 16:40 Uhr aktualisiert am 21. November 2018, 16:40 Uhr
Deutscher Meister, Olympia-Silber, NHL-Wechsel: Dominik Kahun hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Im Interview spricht er über seinen Start in der besten Liga der Welt und Treffen mit Bastian Schweinsteiger.
Eishockey-Nationalspieler Dominik Kahun (23) stand von 2014 bis 2018 beim EHC Red Bull München unter Vertrag und wurde dreimal Meister. Seit September stürmt er für die Chicago Blackhawks in der NHL.
Herr Kahun, vor einem Jahr sprachen Sie mit uns noch über Ihren NHL-Traum. Nach einem fantastischen Jahr 2018 leben Sie diesen nun bei den Chicago Blackhawks. Haben Sie schon alles verarbeitet?
Dominik Kahun: Ich habe immer gesagt, ich habe zwei große Träume: Bei Olympia zu spielen und in die NHL zu gehen. Jetzt habe ich schon beides erreicht. Das ist Wahnsinn. Aber logisch, jetzt will ich immer mehr. Anfangs habe ich mich in der NHL noch über jedes Spiel gefreut, aber jetzt will ich mehr spielen, mehr Tore schießen, mehr Vorlagen geben. Und ich denke, es läuft schon ganz gut, der Trainer vertraut mir. Klar ist aber auch, ich muss mir meine Eiszeiten hier erkämpfen, das ist schon etwas anderes als in München. Ich spiele nicht meine angestammte Position und bekomme kaum Möglichkeiten im Powerplay. Aber ich muss beweisen, dass ich auch das drauf habe.
Nach acht Wochen NHL also ein positives Fazit?
Kahun: Wenn mir jemand vorab gesagt hätte, dass ich nach 21 Spielen neun Scorer-Punkte auf dem Konto habe, hätte ich das direkt genommen. Aber wie erwähnt, wäre es schön, wenn ich auch noch im Powerplay etwas Eiszeit bekomme. Trotzdem: Es ist ein Privileg, hier zu spielen. Ich habe es mir zugetraut und ich hatte das Selbstbewusstsein für die NHL, aber dass es so gut verläuft, hätte ich nicht gedacht. Ich lebe hier meinen Traum und kann der glücklichste Mensch der Welt sein.
Dominik Kahun: Marco Sturm hat es einfach drauf
Am Samstag sind Sie und die Blackhawks auf das Team Ihres Ex-Bundestrainers Marco Sturm getroffen, dem Sie ja viel zu verdanken haben. Wie war das erste Wiedersehen in der NHL?
Kahun: Es war schon sehr lustig, sich hier wieder zu sehen, auch wenn er jetzt beim Gegner auf der Bank steht. Morgens beim Training haben wir uns schon das erste Mal getroffen, wir haben ein Foto gemacht, viel gelacht.
Dominik Kahun wurde mit dem EHC München dreimal Meister. Foto: Rauchensteiner/Augenklick
Glauben Sie, Sturm packt es auch als Trainer in der besten Liga der Welt?
Kahun: Ich traue es ihm auf jeden Fall zu. Er hat ja auch beim Nationalteam bewiesen, wie sehr er sich steigern konnte und wie gut wir am Ende unter ihm gespielt haben. Bei Olympia und den Weltmeisterschaften konnten wir mit den Großen mithalten, jeder hat alles aus sich rausgeholt. Er hat es einfach drauf und eben alles schon als Spieler selbst erlebt.
Dominik Kahun: Kleinere Eisfläche macht Riesenunterschied
Sie sind vom besten deutschen Team, dem EHC Red Bull München, nach Amerika gewechselt. Verraten Sie uns also: Wie groß sind die Unterschiede wirklich zwischen dem deutschen und dem NHL-Eishockey?
Kahun: Die Unterschiede sind schon sehr groß, die kleinere Eisfläche macht einen Riesenunterschied. Ich habe immer noch so meine Probleme damit, weil man einfach bei allem weniger Zeit hat. Und man darf auch nicht vergessen: Hier sind die besten Spieler der Welt unterwegs, das macht es nicht leichter. In der DEL konnte ich die Scheibe auch mal halten, mir Spielzüge ausdenken. Aber hier musst du schon wissen, was du mit der Scheibe anfängst, bevor du sie überhaupt am Schläger hast. Aber das ist eben eine neue Herausforderung und es macht riesigen Spaß, zu beweisen, dass ich hier auch mitspielen kann.
Vor allem spielen Sie in der ersten Reihe der Blackhawks, mit Superstar Jonathan Toews an Ihrer Seite. Macht so ein Spieler einen selbst automatisch besser?
Kahun: In einer Reihe mit Jonathan zu spielen, ist natürlich ein Highlight. Ich kannte ihn vorher nur aus Youtube-Videos, und jetzt stehe ich mit ihm auf dem Eis. Das ist schon cool. Von der Position her ist es für mich noch etwas ungewohnt, weil ich jetzt eben Außenstürmer spiele. Manchmal hab ich dann draußen an der Bande noch ein paar Probleme, weil ich von dort aus das Spiel nicht so lenken kann, wie ich es immer gewohnt war.
Dominik Kahun: Basti ist wirklich ein cooler, lässiger Typ
Mit den Blackhawks selbst läuft es derzeit nicht ganz so rund. Sie stehen im unteren Drittel der Western Conference, es gab bereits einen Trainerwechsel: Woran liegt's? Die Qualität sollte doch besser sein, oder?
Kahun: Jeder, der hier schonmal gespielt hat, der weiß, wie schwer die Liga ist. Klar haben wir Toews und Patrick Kane. Aber diese Superstars hat hier jede Mannschaft im Team. Eigentlich haben wir ganz gut begonnen, leider kam dann ein großes Tief mit acht Niederlagen in Folge. Aber wir sind wieder auf einem positiven Weg, das merkt man auch in der Kabine. Für mich kann es nach dem Trainerwechsel noch besser werden. Der Coach redet viel mit mir, erklärt, was er von mir will und sagt mir, dass ich ein wichtiger Spieler bin.
Sehnen Sie sich nach einer Reihe von Niederlagen manchmal wieder nach München zurück, wo der Erfolg quasi Dauergast war?
Kahun: Viele Leute vergessen nach den drei Meisterschaften, wie hart wir in München auch gearbeitet haben und wie hart dort gearbeitet wird, um die Ziele zu erreichen. Klar gibt es in München gute Spieler, aber ich glaube, wir haben von allen Teams am meisten gearbeitet. Trotzdem, man kann die Ligen nicht vergleichen.
Neben Ihnen wohnt noch ein anderer Ex-Münchner in Chicago. Haben Sie Bastian Schweinsteiger schon getroffen?
Kahun: Ja, aber das erste Mal nicht in Chicago, sondern bei seinem Abschiedsspiel in München im September. Aber vor einem Monat war er dann auf einmal bei einem Spiel von uns und kam dann nachher noch in die Kabine. Natürlich haben wir dann ein wenig geplaudert, er hat mir seine Hilfe angeboten, weil ich ja noch relativ neu in der Stadt bin. Basti ist wirklich ein cooler, lässiger Typ.