Intensivstation Regensburg

Die Augen der Krise


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"Es ist frustrierend, anstrengend und nervenaufreibend", sagt Christoph B. Er ist stellvertretender Stationsleiter am Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg.

Es piept, klickt und surrt. Die Beatmungsmaschinen fauchen leise. Schläuche bahnen sich ihren Weg in die Patienten. Urin läuft in Beutel, Infusionen gluckern vor sich hin.

Es sind Bilder und Töne dieser Zeit, die in Erinnerung bleiben werden. Nie zuvor lagen so viele Patienten in Deutschland auf Intensivstationen, mussten so viele Maschinen für Menschen atmen, sie ernähren und ihren Herzschlag kontrollieren.

Seit fast zwei Jahren beschäftigt die Corona-Pandemie die Welt. Viele Menschen kämpfen um ihr Leben, ihre Existenz. Das Virus stellt alle auf eine harte Probe, in vielen Bereichen hat es Notstände nicht ausgelöst, aber verschärft. Um die Pflege in Deutschland war es schon davor nicht gut bestellt. Nun aber sind die Stationen an ihrer Belastungsgrenze angekommen. „Wenn wir vorher bei 100 Prozent waren, sind wir jetzt bei 160“, sagt der stellvertretende Stationsleiter der Sankt-Josefs-Intensivstation, Christoph B.

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Die Augen der Krise.

Für unsere Redaktion und Fotograf Simon Gehr haben die Pfleger und Ärzte des Uniklinikums (UKR) und des Krankenhauses Sankt Josef die Türen der Stationen geöffnet. Sie wollen zeigen, wie ihr Alltag aussieht. Was es bedeutet, jeden Tag an seinen Arbeitsplatz zu kommen und nicht zu wissen, wie viele Patienten heute sterben. Was es mit einem macht, wenn man Doppelschichten schiebt und gleichzeitig auch noch angefeindet wird. Die Krankenhäuser haben sich deshalb entschlossen, die Nachnamen ihrer Mitarbeiter nicht zu veröffentlichen. Um sie zu schützen.

Auf den Stationen ist viel los. Pfleger huschen von einem Zimmer ins nächste, müssen ständig Überkittel, Hauben, Schutzschilde und Handschuhe wechseln. Es gibt keine Hektik, niemand rennt hier, doch jeder packt an. Täglich müssen die Koma-Patienten gedreht werden, sie liegen regungslos da, wegen der Schläuche braucht es dafür sechs Leute. Die Erschöpfung sieht man, wenn sich Ärzte und Pfleger bei Kurzbesprechungen auf die Stehtische stützen. Müde Augen erzählen von den Strapazen.

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Die Augen der Krise.

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Die Augen der Krise.

Intensivstationen mit schwer kranken, beatmeten Menschen gab es auch vor Corona. Was sich verändert hat, ist die Zahl derer, die sich nicht mehr selbst am Leben halten können. Weil sich in ihrer Lunge Schleim sammelt, der nicht mehr abfließen kann, Arterien verstopfen und sie keine Luft mehr bekommen. Die allermeisten von ihnen sind ungeimpft.

„Viele Ungeimpfte sterben einen unnötigen Tod auf den Intensivstationen“, sagt UKR-Intensivpfleger Franz E. „Ungläubig stehen wir nach zwei Jahren Pandemie vor einem Heer Ungeimpfter, das dem Intensivpersonal eine Bürde auferlegt, die wir kaum ertragen können.“ 2020 sind in Deutschland mehr Menschen an Covid-19 gestorben als durch häusliche Unfälle, Suizide, Verkehrsunfälle und Morde zusammen. Insgesamt waren es 34.182. Die Mortalität auf den Intensivstationen liegt bei rund 33 Prozent. Das heißt, jeder dritte Corona-Patient, der beatmet werden muss, stirbt.

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Die Augen der Krise.

Wer am Leben bleibt, verbringt 14 Tage oder länger auf der Intensivstation. Jeder dieser Patienten kostet täglich etwa 1.500 bis 3.000 Euro. Patienten mit anderen Erkrankungen oder Verletzungen liegen im Schnitt vier Tage auf den Stationen. Den Pflegern und Ärzten schlägt das auf die Psyche. „Man macht und tut, aber es geht nichts weiter“, sagt Johannes S., Intensivpfleger im Sankt Josef. „Der Fortschritt ist so zäh. Wir rollen die Patienten auf den Bauch, dann wieder auf den Rücken, aber es verändert sich nix. Die Lunge erholt sich nur ganz langsam, wenn überhaupt.“

Die vierte Welle ist derzeit geprägt von der Delta-Variante. Im Frühjahr soll die Omikron-Variante durchschlagen. „Wenn es so weitergeht, dann ist Feierabend“, sagt ein Oberarzt.