Leben vor 100 Jahren
Ausstellung in Regensburg: Was alte Fotos über den Bayerischen Wald verraten
2. August 2024, 12:00 Uhr
Was macht den Bayerischen Wald um 1900 aus? Welche Menschen und Orte haben die Region geprägt? Wie hat man dort gelebt und gearbeitet? Ansichtskarten und Fotos sind eine gute Quelle, um sich diesen Fragen und dieser Gegend zu nähern, die sich ungefähr von Regensburg bis Passau und von der Donau bis zur tschechischen Grenze erstreckt.
Das Haus der Bayerischen Geschichte hat 2023 eine über 8.000 Stück umfassende Ansichtskarten- und Fotosammlung zum Bayerischen Wald erworben, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums. Sie sei in drei Generationen zusammengekommen. Die Fotoausstellung "Menschen im Bayerischen Wald 1900-1950" ist seit dem 25. Juli kostenlos im Foyer des Museums am Regensburger Donaumarkt zu sehen. Dafür hat der Museums-Direktor Dr. Richard Loibl die Aufnahmen ausgewertet und seine knapp 50 Lieblinge zusammengestellt.
Wieso sich Loibl ausgerechnet für das Leben im Bayerischen Wald interessiert? "Ich habe mir diesen Bestand selber vorgenommen, weil ich ein Waidler bin - wenigstens ein Vorwaidler."
Nun führt Loibl Besucher durch eine Forschungsreise in Bayerns wilden Osten. "Der besondere Wert unserer Sammlung liegt in den Aufnahmen von Menschen", sagt Loibl.
Kuriose Gestalten, wie ein Nikolo aus der Nachkriegszeit aus Vilshofen (Landkreis Passau), der eine Sonnenbrille trägt oder der "Schwammerl-Luisei" aus Zwiesel (Landkreis Regen). Hinter dieser Berühmtheit verbarg sich der 1853 geborene Alois Schmitt, der sich nach einer unglücklichen Romanze in die Waldwildnis zurückgezogen haben soll. Im Herbst habe er vom Verkauf von Schwammerln gelebt, daher der Name.
Zusammen würden die Aufnahmen ein vielfältiges Bild des Lebens im Bayerischen Wald ergeben, so Loibl.
Neben Stadtaufnahmen aus Regen, Straubing, Lalling und Deggendorf verewigen die Ansichtskarten auch Menschen während der Arbeit und in Alltagssituationen: Baumpflanzerinnen, Arbeiter in Glasfabriken, Menschen bei Festen wie der feierlichen Fronleichnamsprozession oder beim Fasching mit Maschkerer-Larven.
Die Ansichtskarten zeigen ein ganz anderes Bild des Bayerischen Waldes jenseits von Naturidyll, Bayerisch Sibirien oder Notstandsregion. Sie rücken spektakuläre Bauprojekte. Eisenbahnbrücken über steilen Schluchten, Hotels und Musikfabriken in regelrechten Boomtowns ins Bild. Pioniere, die Schneisen in den Wald schlagen und Kulturpflanzerinnen, die die Waidler wieder aufforsten.
Was die Aufnahmen noch so abbilden? Dass der Bayerische Wald mit seinen Klischees längst aufgeräumt hat. Zu sehen bei der Ausstellung "Menschen im Bayerischen Wald 1900-1950" im Museum der Bayerischen Geschichte am Donaumarkt 1 in Regensburg; geöffnet Dienstag bis Sonntag, von 9 bis 18 Uhr.