Verkürzte Lehrzeit bei gleichem Stoff

Wie sich Studenten trotz Corona auf Prüfungen vorbereiten


An Universitäten in Bayern findet zurzeit kein Lehrbetrieb statt. Studenten müssen sich trotzdem auf Prüfungen vorbereiten (Symbolbild).

An Universitäten in Bayern findet zurzeit kein Lehrbetrieb statt. Studenten müssen sich trotzdem auf Prüfungen vorbereiten (Symbolbild).

Von Susanne Raith mit dpa-Material

Die Corona-Krise hat die Prüfungsvorbereitung und auch die Zukunft mancher Studenten durcheinandergewirbelt. Wie Studenten die Situation meistern, haben drei Studenten der Universität Regensburg idowa geschildert.

Vor gut vier Wochen wurde der Lehrbetrieb an den Universitäten in Bayern eingestellt. Prüfungstermine wurden bis auf weiteres ausgesetzt. Das Sommersemester soll voraussichtlich am 20. April starten. Studenten haben dadurch mehr Zeit gewonnen. Einigen mag das helfen, für andere bedeutet die Situation nur eine Stressverlängerung.

"In den Semesterferien sind Vorbereitungskurse ausgefallen, die auf eine unbestimmte Zeit verschoben wurden. Manche Kurse werden erst wieder im Wintersemester angeboten", sagt David Voltz, der im achten Semester Lehramt an Grundschulen an der Universität Regensburg studiert. Ein Kurs davon wäre für ihn wichtig gewesen, weil er noch ein Zertifikat benötigt. Doch der Kurs findet im Sommersemester nicht statt, sondern erst wieder im Winter.

Sein erstes Staatsexamen hätte der Student im Herbst schreiben wollen. Da ihm die derzeitige Lage zu unsicher ist, hat er sich schon vor einiger Zeit abgemeldet. "Ich schreibe es erst im Frühjahr 2021. Meine Bedenken haben sich jetzt bestätigt. Einige Veranstaltungen finden komplett online statt, für die aber Gespräche und Diskussionen wichtig wären. Manche werden um mehrere Wochen verkürzt."

Voltz ist froh, dass er seine Seminararbeit noch eine Woche vor Einstellung des Lehrbetriebs abgegeben hat. "Die Bibliotheken sind geschlossen. Es sind nur Basislektüren online verfügbar, aber keine spezielle Literatur und Forschungsergebnisse. Manche Bücher dürfen nur im Lesesaal gelesen werden."

Lehrzeit wird verkürzt - Stoff bleibt gleich

Studenten, die Lehramt mit dem Unterrichtsfach Biologie studieren, befinden sich in einer noch schwierigeren Lage. Valentin Viehbacher, der ebenfalls im achten Semester an der Uni eingeschrieben ist, sagt: "Es gibt Kurse, die im Sommersemester gar nicht angeboten werden, nicht einmal online. Ein Kurs, der stattfinden wird, beginnt erst zwei Monate später und wird von drei Monate auf einen Monat gekürzt."

Das Lernpensum bleibe gleich, weil der Examensstoff nicht weniger wird. "Die Universität geht davon aus, dass man sich vieles selbst beibringen soll. Für angehende Lehrer ist das gut, weil selbstständiges Arbeiten wichtig ist. Trotzdem fühlt man sich ein wenig hilflos. Immerhin geht es um das Examen."

Katharina Mieslinger, die wie Voltz im achten Semester Lehramt an Grundschulen studiert, wollte in den Semesterferien ihre Zulassungsarbeit für das erste Staatsexamen schreiben. Daraus wurde nichts. "Für meine Arbeit hätte ich an einer Grundschule Unterricht durchführen sollen. Dann wurden wegen Corona die Schulen geschlossen." Sie blickt ungewiss in die Zukunft. "Sobald die Schulen wieder öffnen, ist es unklar, ob mir eine Woche zur Verfügung steht. Ich denke, dass die Lehrer die Unterrichtszeit brauchen." Sollte es bei ihr nicht nach Plan laufen, dann muss sie ihre Studienzeit um ein Semester verlängern.

Forderung eines "Kann-Semester"

Nach dem Willen von Studierendenvertretungen soll das Sommersemester als "Kann-Semester" gewertet werden. Sie fordern die Aussetzung der Regelstudienzeit, die freiwillige Nutzung von Lehrangeboten und die Verschiebung aller Fristen und das Recht, Prüfungen vom vergangenen Wintersemester wiederholen zu können.

Die Hochschulen seien zwar sehr bemüht, die Lehre auf Online-Formate umzustellen, jedoch könnten viele Studenten die erforderlichen Leistungen nicht erbringen, wie auch Voltz noch einmal verdeutlicht. "Es sind zum einen keine Praktika möglich, aber auch bestimmte Projekte nicht. Zum Beispiel müssen Studenten im Fach ‚Kunst' Figuren modellieren. In Studentenwohnungen fehlt das nötige Equipment."