Straubing im WM-Fieber
Vom Partypatriot zum Fremdenfeind: Sind alle, die eine Deutschland-Fahne haben, gleich Nazis?
13. Juni 2014, 7:41 Uhr aktualisiert am 13. Juni 2014, 7:41 Uhr
Jetzt hängen, wehen und stehen sie wieder überall: Deutschlandfahnen. Als Sonnenschutz, Schminkstift für die Wangen, auf Windrädchen und Wimpeln fürs Auto. Ein harmloses Fahnenmeer? "Seit 2006, seit die WM in Deutschland war, hat sich die Interpretation gedreht. War es früher nicht üblich, alles mit Schwarz-Rot-Gold zu schmücken, hieß es jetzt: ,Endlich unverkrampfter Patriotismus!", erklärt Felix Banaszak, der Bundessprecher der Grünen Jugend ist. Zwar seien "nicht alle, die eine Fahne haben, gleich Nazis". Studien zufolge steigt trotzdem die Anzahl rassistisch motivierter Übergriffe nach Ereignissen wie der Weltmeisterschaft.
Erhard Grundl sieht dahinter in erster Linie eine Geldmacherei durch Fanartikel. Er meint, dass Nazis mit der deutschen National-Elf ohnehin nichts anfangen könnten, besteht sie doch längst aus Spielern verschiedener nationaler Herkunft.
Banaszak erklärt, dass Aussagen wie "Ich bin stolz, deutsch zu sein", oder "Deutschland sollte einen Schlussstrich unter den Holocaust ziehen", seit 1990 immer mehr Zustimmung erhalten. "Die Normalisierung nationaler Symbole macht mir Sorgen", sagt er.
Grünen-Kreisrätin Anita Karl warf zum Ende der Diskussion ein, dass sie als Grünen-Politikerin an der Weltmeisterschaft und den vielen Fanartikeln am meisten störe, dass unzählige Tonnen Plastikmüll produziert werden. Auch ein Grund, auf Fähnchen und Co. zu verzichten.