Vortrag in der Stadtbibliothek
Tutanch-Oink und Mr. Bates
15. März 2019, 16:01 Uhr aktualisiert am 15. März 2019, 16:01 Uhr
"Kennen Sie noch ,Psycho'?" fragte Alfred Riepertinger - die Zuhörer im Salzstadel der Stadtbibliothek nickten. Ein eisiges Grauen läuft einem beim Gedanken an Hitchcocks Klassiker den Rücken herunter. Keine Mrs. Bates, aber einen Mr. Bates hat man vor wenigen Jahren in einem Keller eines Mehrfamilienhauses mitten in einer deutschen Großstadt gefunden. Einen mumifizierten Mann, der dort unten in einem Abteil hauste und den niemand vermisste. Genau das sei das Problem der heutigen Gesellschaft, sagte Oberpräparator Riepertinger: die Anonymität. Und: "Wir sollten lernen, den Tod wieder zuzulassen."
Früher seien die Menschen in Leichenhallen gegangen, um sich von ihren geliebten Angehörigen und Freunden zu verabschieden. Heute sei das Thema geradezu ein Tabu. Wie sehr Riepertinger davon fasziniert war, spürten die zahlreichen Besucher bei jedem Satz, den er aus seinem Buch "Mumien" vorlas. Er erzählte von Geisterarmeen und dass ihn Zinksärge schwer enttäuschten, sprach über Überraschungen in geheimnisvollen Gräbern, die "Beerdigungsklasse eins in Eiche poliert" und von einer Mumie, die zur Heimat einer Mäusefamilie wurde. Außerdem beschrieb er die außerordentlich dünne Schädeldecke Ludwigs II. und berichtete über ein Hausschwein, das er mit Kollegen für eine BR-Sendung einbalsamierte. Die Bild-Zeitung schrieb daraufhin über "Tutanch-Oink".