Straubing-Bogen
Sind die Jungstörche an Mäusegift verendet?
13. Juli 2015, 10:22 Uhr aktualisiert am 13. Juli 2015, 10:22 Uhr
Seit fünf Brutsaisonen geht der Nachwuchs im Pfaffenberger Storchenhorst ein. Heuer im Juni hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) einen toten Jungstorch geborgen und untersuchen lassen. Das Tier enthielt Zinkphosphid, eine Chemikalie, die in der Landwirtschaft als sogenannter Giftweizen für die Mäusebekämpfung zugelassen ist. Allerdings muss das Gift so ausgebracht werden, dass es andere Tiere wie etwa Vögel nicht gefährdet. Doch daran halten sich offenbar nicht alle.
Weil ein Landwirt seine Köder heuer im April zwar mit Dachreitern oder in PVC-Rohren verdeckt, aber eben nicht unterirdisch in Mäuselöchern und ohne Legeflinte platzierte, hat ihn Dr. Adolf Feig von der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) nach einem Hinweis aus der Bevölkerung angezeigt. Behördliche Ermittlungen folgten: Die Polizei sah sich das Feld an, schickte Fotos ans Ordnungsamt am Straubinger Landratsamt. Polizei und Ordnungsamt schalteten das Deggendorfer Landwirtschaftsamt ein, das in Sachen Pflanzenschutzgesetz zuständig ist. Das wiederum schickte Fachleute los, doch die fanden eine Woche, nachdem die Polizei vor Ort gewesen war, kein Mäusegift mehr.
"Wir haben das Gift nach ungefähr zehn Tagen wieder weggeräumt", bestätigt der betroffene Landwirt. Schließlich sei es ihm nur darum gegangen, seine Zuckerrübensaat zu schützen. Die Saatkörner seien bei Mäusen heiß begehrt. Sobald sie gekeimt haben, würden sie von den Mäusen aber nicht mehr angerührt. Daher hätten sie das Gift nach der Keimzeit entfernt. Wie gern Feldmäuse Zuckerrübensaatkörner fressen, das hat der Landwirt im letzten Jahr erfahren müssen: 24 Reihen Rübensamen - damals auf einem anderen Feld - hätten die Nager weggeputzt. Geschätzter Schaden: 1.000 Euro.
Finanziellen Schaden und zusätzliche Arbeit - er musste letztes Jahr noch einmal aussäen - wollte er in diesem Jahr vermeiden. Aber auch heuer muss er wegen der Nager in die Tasche greifen: Wegen eines Verstoßes gegen das Pflanzenschutzgesetz ist ihm jetzt ein Bußgeldbescheid in Höhe von 150 Euro ins Haus geflattert. Der Bescheid ist noch nicht rechtskräftig. Der betroffene Landwirt will ihn aber akzeptieren.
Denn: So einfach sei das mit dem Ausbringen in den Mäuselöchern nicht. "Vor dem Säen muss ich ja mit der Kreiselegge übers Feld, und die scharrt natürlich die Mäuselöcher sauber zu." Wie er in diesem Fall bei der Mäusebekämpfung vorgehen könne, diese Antwort sei ihm das Deggendorfer Landwirtschaftsamt noch schuldig.
Auch vor Ort am Stammtisch wurde über das Thema diskutiert. So mancher Bauer sieht die Landwirte pauschal und zu Unrecht von "den" Tierschützern an den Pranger gestellt. Tierschutz werde über den Schutz des Menschen gestellt und bäuerliche Arbeit zu wenig wertgeschätzt. Zudem kann den Giftweizen jedermann kaufen, zu haben ist er zum Beispiel im Baumarkt.