Landkreis Regensburg
Sie räumen auf, was andere wegwerfen: Unterwegs mit den Stadtreinigern
18. August 2017, 7:50 Uhr aktualisiert am 18. August 2017, 7:50 Uhr
Die Männer und Frauen der Straubinger Stadtreinigung leisten während der Volksfestzeit Schwerstarbeit, um die Stadt sauber zu halten. Dabei haben sie es nicht nur mit Müll, sondern auch mit Betrunkenen zu tun. Wir haben sie einen Morgen lang begleitet.
Morgens, 4 Uhr in Straubing: Während auch die letzten Volksfestbesucher langsam nach Hause torkeln, geht die Arbeit für Roman Pflaumer erst los. Der 33-Jährige arbeitet bei der SER - der Straubinger Stadtentwässerung und Straßenreinigung. Er und seine Kollegen kümmern sich darum, dass die Stadt sauber bleibt. Während dem Volksfest ist das leichter gesagt als getan. "Da gibt es nichts, was es nicht gibt", sagt Pflaumer. Er arbeitet seit Oktober 2016 bei der SER, für ihn ist es also das erste Gäubodenvolksfest bei der Straßenreinigung. Doch seine Kollegen, die teilweise bereits seit 20 Jahren dabei sind, haben ihn bereits vorgewarnt.
Betrunkene halten sie für Taxifahrer
Während der Volksfestzeit ist die SER jeden Morgen ab 4 Uhr mit fünf Kehrmaschinen und acht Mitarbeitern der Handreinigung im Einsatz. Bis spätestens 9 Uhr müssen sie mit der Reinigung auf dem Festplatz fertig sein - denn dann öffnet die Ostbayernschau. Neben dem Festgelände säubern sie aber auch die Innenstadt und Straßen, auf denen besonders viel Verkehr herrscht. Roman Pflaumer startet seine Tour heute vom Ludwigsplatz aus. Es ist ein Donnerstag und in der Innenstadt ist noch viel los. Einige Volksfestbesucher wollen hier noch weiterfeiern, andere halten Ausschau nach einer Mitfahrgelegenheit. Auf Höhe des Kaffeestands wird Pflaumer zum ersten Mal angehalten. Ein Betrunkener hält ihn für ein Taxi und möchte mitfahren. Doch Pflaumer weicht dem jungen Mann einfach sachte aus und fährt weiter. "Das passiert mir und meinen Kollegen ständig. Besonders am Wochenende", sagt er. "Deswegen sperren wir unsere Fahrzeuge immer von innen ab. Sonst sitzen die gleich drin." Er betont aber: "Die meisten Volksfestbesucher sind schon friedlich. Nur eben etwas uneinsichtig. Einem Kollegen ist mal ein Betrunkener auf sein Fahrzeugdach geklettert - der wollte dort übernachten." Pflaumer und seine Kollegen bleiben in solchen Fällen höflich und versuchen, die Sache mit Humor zu nehmen. Dass sie tatsächlich die Polizei rufen müssen, ist zwar auch schon vorgekommen, bleibt aber eher die Ausnahme. Womit die SER-Mitarbeiter dagegen häufiger konfrontiert werden, ist Vandalismus. So haben sie etwa auch heuer wieder Absperrungen aus Bächen gefischt oder umgeworfene Bauzäune wieder aufgestellt.
Pflaumer steuert sein Fahrzeug weiter zum Festplatz. Der ist mittlerweile menschenleer, doch der herumliegende Müll zeugt noch von der letzten Partynacht. Besonders im Bereich vor dem Riesenrad schaut es schlimm aus. Die Kehrmaschinen kümmern sich darum. Pflaumer schätzt, dass die Maschinen während der Volksfestzeit jeden Morgen etwa sieben bis acht Kubikmeter Müll beseitigen. Rechnet man noch den Abfall dazu, den die Kollegen von der Handreinigung beseitigen, kommt man auf rund 13 Kubikmeter. Zum Vergleich: Das entspricht dem Füllvermögen von über 100 normalen Mülltonnen. "Meine Kollegen leisten während der Volksfestzeit wirklich viel", sagt Pflaumer. "Unser Volksfesttrupp ist jeden Tag ab frühmorgens im Einsatz, egal bei welchem Wetter. Das ist schon nicht ohne."
Brennpunkte in der Innenstadt
Die Fahrt geht weiter in Richtung Kagers, wo Pflaumer an der Rückseite der Ostbayernschau kontrolliert. Hier findet er ein noch halbvolles Weißbierglas, das jemand mitten auf der Fahrbahn abgestellt hat. "Auch Weißbiergläser und Maßkrüge sind für die Kehrmaschinen kein Problem", sagt Pflaumer. "Wenn wir wegen jedem Maßkrug anhalten würden, dann wären wir sicher jeden Tag eine Stunde länger beschäftigt. Gefährlich sind die nur für die Reifen. Wenn man versehentlich drüberfährt, hat man schnell einen Platten." Neben Maßkrügen sind aber auch deren Besitzer eine Gefahrenquelle, mit der man stets rechnen muss: "Manche Betrunkene kommen auf die Idee, ihre Füße in den laufenden Kehrbesen zu halten und ihn quasi als Schuhputzer zu nutzen", berichtet Pflaumer. "Die haut es dann natürlich gleich um, weil da schon Kraft dahintersteckt. Da muss man aufpassen."
Nachdem Pflaumer seine Runde auf dem Festplatz gedreht hat, geht es zurück Richtung Innenstadt. Der 33-Jährige kennt seine Brennpunkte: In der Rosengasse ist auch zu so später beziehungsweise früher Stunde noch viel los. Auf dem Gehweg vor einem Imbiss stapeln sich die Pizzaschachteln. In der Nähe des Bahnhofs sind ebenfalls noch einige Nachtschwärmer unterwegs. Wieder hält jemand den SER-Mitarbeiter für einen Taxifahrer - wieder bleiben die Anhaltesignale ohne den gewünschten Erfolg. Pflaumer geht unbeirrt seiner Arbeit nach. Mittlerweile ist es fast sechs Uhr und der 33-Jährige macht sich langsam auf den Weg zum SER-Gelände in der Imhoffstraße. Hier lagern die Mitarbeiter der Stadtreinigung den aufgesammelten Müll ab. Einer der großen Müllberge besteht nur aus Abfall vom Festplatz. "Da kommt schon was zusammen", so Pflaumer. Die heutige Tour beschreibt er als recht normal, "am Wochenende ist es deutlich schlimmer". Viel zu tun haben er und seine Kollegen aber immer. Denn sobald das Festgelände gereinigt ist, geht es für die SER-Mitarbeiter mit ihren normalen Touren weiter. Schließlich soll ja auch im Rest der Stadt der Müll beseitigt werden. Erst danach können auch sie in den verdienten Feierabend gehen.
Obwohl das Volksfest für ihn viel Stress bedeutet und er auch die Schattenseiten zu sehen bekommt - missen möchte es Roman Pflaumer trotzdem nicht: "Das Gäubodenvolksfest gehört einfach zu Straubing dazu."